Fürstenfeldbruck:Gefahr am Straßenrand

Lesezeit: 2 min

Die Ambrosie löst bei vielen Menschen Allergien aus. Deshalb wird sie in Bayern bekämpft. An der Amper in Olching hatte sie ein Schwerpunkt-Vorkommen, das die Experten aber im Griff haben

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Schnupfen im Oktober bringen die meisten mit einer Erkältung in Verbindung. Doch Symptome wie Augenbrennen und eine laufende Nase können auch im Herbst Ausdruck einer allergischen Reaktion sein. Schuld ist oft die Ambrosie, Ambrosia artemisiifolia, ein Neophyt. Neophyten sind pflanzliche Einwanderer, die sich durch menschliches Zutun in Gebieten ausbreiten, in denen sie früher nicht heimisch waren. Problematisch ist das Beifußblättrige Traubenkraut vor allem, weil es starke Allergien auslösen kann. Die Erwärmung des Klimas führt zu einer rasanten Ausbreitung. Das bayerische Gesundheitsministerium ruft jährlich ein Aktionsprogramm zur Bekämpfung der Beifuß-Ambrosie aus; es wird von den Landratsämtern umgesetzt.

Die Pflanze kam vermutlich vor etwa 150 Jahren in Saatgut und Vogelfutter von Nordamerika nach Mitteleuropa. Wegen des in ihren Pollen enthaltenen, aggressiven Eiweißcocktails ruft sie bei 80 Prozent der Allergiker starke Symptome hervor. Aber auch bei Menschen ohne Allergien kann sie Reaktionen auslösen. Im Landkreis wurde die Ambrosia 2006 erstmals entdeckt, 2007 wurde der erste größere Bestand mit etwa 80 Pflanzen an der Amper in Olching entfernt. Dort scheint es einen Schwerpunkt zu geben. Wie auf der Internetseite des Landratsamtes nachzulesen ist (www.lra-ffb.de/bauumwelt/umweltschutz), wurden 2009 und zuletzt 2015 zwei große Bestände mit mehreren hundert Pflanzen bei Geiselbullach entdeckt. Überhaupt liege im Umgriff der B 471 der Schwerpunkt der Verbreitung im Landkreis. "Diese Bestände beschäftigen uns bis heute." Wer die Pflanze irgendwo entdeckt und sich nicht zutraut, sie selber auszureißen - Allergikern wird dringend davon abgeraten - soll die Standorte im Landratsamt melden.

Eine Konzentration des Neophyten auf den östlichen Landkreis, speziell Olching, bestätigt Stefan Nawrath. Der Diplombiologe und seine Kollegin Beate Alberternst sind vom Gesundheitsministerium mit dem Ambrosia-Management in Bayern beauftragt worden, Sitz ihres Büros ist im nahegelegenen Friedberg. Die Bestände in Olching hat man nach Einschätzung des Biologen in den vergangenen Jahren ziemlich gut in den Griff bekommen. Sofern nicht über Samen, die noch in der Erde liegen, weitere Pflanzen aufkeimen, hält er die betroffenen Stellen in Olching für erfolgreich von dem Neophyten befreit.

Generell sei der Landkreis relativ wenig betroffen. "Es sind jetzt über 520 Bestände in Bayern, von denen ein Teil schon wieder entfernt worden ist." Derweil habe sich die Ambrosie im Landkreis auf Olching, und dort auf einige wenige Standorte, sowie vor mehreren Jahren auch Emmering konzentriert. Entwarnung will Nawrath aber auch nicht geben. "Die Ambrosia-Gefahr ist noch nicht gebannt", betont er. Was dem Biologen Sorgen bereitet, sind die Straßenränder. Für die sind er und seine Kollegin nicht zuständig. "Bei den Straßen sieht es ganz böse aus", viel zu lange hätten die zuständigen Stellen - Straßenbauämter sowie das übergeordnete Ministerium für Wohnen, Bau und Verkehr - die Ausbreitung der Ambrosie ignoriert.

Aus der Pressestelle des Staatsministeriums heißt es dagegen, die staatliche Bauverwaltung bekämpfe die hochallergene Pflanze "bereits seit 2012". Als Grundlage dienten dabei die Monitoring-Daten von Alberternst und Nawrath. Ein Bestand an der B 471 werde regelmäßig von der Straßenmeisterei Freising-Dachau bekämpft.

© SZ vom 21.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: