Australien:Geschwärzte Demokratie

Der australische Zeitungs-Protest für Pressefreiheit ist nicht nur die Sache einer Branche. Denn wer sich nicht unabhängig informieren kann, kann auch keine Wahlentscheidungen treffen.

Kommentar von Laura Hertreiter

Die Botschaft war deutlich und düster, es dürfte nur wenige Australier geben, die sie am Montag nicht vernommen haben: Für Journalistinnen und Journalisten im Land wird die Arbeit nach mehreren Gesetzesänderungen schwierig, die Pressefreiheit ist in Gefahr. Die Botschaft lag an Kiosken und in Briefkästen - die Tageszeitungen des Landes, mitunter Konkurrenten, erschienen mit geschwärzten Titelseiten. Balken statt Buchstaben. Eine Aktion, die ein Hilferuf ist.

Es ist dies nicht nur der Hilferuf einer Branche, sondern der Demokratie. Denn Pressefreiheit betrifft in erster Linie Leserinnen und Hörer, Zuschauer und Nutzerinnen. Wer eine Wahlentscheidung treffen soll, muss sich darüber informieren können, wenn die Regierung Überwachungsmaßnahmen plant. Wenn Soldaten in Afghanistan mutmaßlich Zivilisten töten. Beides Berichte, auf die Razzien in australischen Redaktionen folgten. Auch in Europa ist eine freie Presse nicht selbstverständlich. In Österreich wollten sich Politiker gern medialer Kritik entledigen, in Deutschland sitzen Abgeordnete im Bundestag, die in Journalisten Feinde sehen, in Malta wurde eine Journalistin getötet.

Wenn es darum geht, für Informationsfreiheit einzustehen, ist in einigen Ländern kein Alarm zu laut. Die australische Presse hat gezeigt, wie Lautstärke mit ordentlich Echo geht.

© SZ vom 22.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Am Montagmorgen sind fast 20 australische Zeitungen mit geschwärzten Titelseiten erschienen. Mit dieser Aktion protestieren Journalisten gegen eine zunehmende Einschränkung der Pressefreiheit.

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