Olympia-Pläne:Schwimmen auf Schalke, Hockey im Borussenpark

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Olympia in Nordrhein-Westfalen? Ministerpräsident Armin Laschet kämpft leidenschaftlich dafür. (Foto: dpa)
  • In Berlin stellen Armin Laschet und Michael Mronz gemeinsam mit 14 Kommunen die Pläne für Olympia 2032 in der Rhein-Ruhr-Region vor.
  • Statt Gigantismus soll ein nachhaltiges Konzept die Bevölkerung überzeugen.

Von Saskia Aleythe, Berlin

Schöne Träume müssen mit schönen Bildern verknüpft werden, und deswegen stand Armin Laschet am Montagabend in Berlin mit einem Schmunzeln auf dem Podium. Laschet lächelte, als er sich das vorstellte: Wie in der Arena auf Schalke in halbnaher Zukunft ein Schwimmbecken stehen könnte, und dann über 50 000 Zuschauer den Besten der Welt zujubeln, wenn sie sich im Kampf um Hundertstelsekunden die Olympia-Medaillen erkraulen. Ohne Hallenneubau! Allein durch das Errichten eines temporären Pools. So hat es der Sportmanager Michael Mronz in seiner Initiative für eine Olympia-Bewerbung 2032 geplant, "ich glaube mal, wenn der Michael Mronz das sagt, dann gelingt das", sagte Laschet - und freut sich über lauter "originelle Ideen", die ihm bisher präsentiert worden seien. Denn Mronz und Laschet, der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, wissen ja: Wenn es mit Olympia und Deutschland noch einmal etwas werden soll, müssen sie sich etwas einfallen lassen.

Die Begeisterung für Olympische Spiele im eigenen Land war zuletzt zweimal an der Bevölkerung zerschellt, vor allem wegen der drohenden hohen Kosten und der Skepsis gegenüber dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) stimmten sowohl die Münchner (bei der Bewerbung für Winterspiele 2022) als auch die Hamburger (Sommer 2024) gegen eine Einreichung der Unterlagen beim IOC. Michael Mronz glaubt, ein überzeugenderes Konzept zu haben; eines ohne "Gigantismus und Pomp", wie Laschet betont. Auf über 80 Veranstaltungen wurde für die bisher durch Sponsoren finanzierte Privatinitiative für Olympia in der Rhein-Ruhr-Region schon geworben, nun war Berlin dran: Es galt, Unterstützung einzuholen beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und in der Politik. 14 Kommunen von Bonn über Köln und Dortmund bis Recklinghausen wollen als Gastgeber 2032 dabei sein, "das Wir steht im Vordergrund", sagt Mronz und betont vor allem die Nachhaltigkeit in seinem Konzept. Es geht um die "ersten plastikfreien Spiele", aber vor allem darum, zu nutzen, was schon da ist. Und darum, etwa zu schaffen, was danach weiter genutzt wird.

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90 Prozent der für Olympische Spiele benötigten Sportstätten seien schon vorhanden: 16 Stadien mit einer Kapazität von über 30 000 Plätzen; wichtige Spiele im Basketball sollen vor über 50 000 Zuschauern in der Düsseldorfer Fußball-Arena stattfinden; Hockey soll dort ausgetragen werden, wo sonst Borussia Mönchengladbach seine Spiele bestreitet. Auch die Stadien in Köln, Duisburg und Dortmund sind wichtige Säulen; ebenso wie die 24 Großsporthallen in der Region. Duisburg hat Regatta-Strecken, Aachen ein Reitzentrum. Über das, was noch fehlt, redet am Montag in Berlin zumindest niemand: Ein Leichtathletik-Stadion etwa, das bei Olympischen Spielen nun auch nicht gerade eine Nebensache darstellt - und nicht zu den kostengünstigsten Anschaffungen gehört. Stattdessen geht es weiter um das, was man hat: 700 000 Quadratmeter an Messeflächen für weitere Indoorsportarten; und um Hotelkapazitäten muss sich auch niemand sorgen: Mit 115 000 Zimmern könne man weit mehr Leute beherbergen als es das IOC für einen Bewerber vorsieht.

Dass es für die Bewerbung einer ganzen Region auch um ein überzeugendes Verkehrskonzept gehen muss, ist klar: Der Radius der Sportstätten beträgt 63 Kilometer, vergleichbar mit Los Angeles, wo 2028 die Sommerspiele stattfinden. Armin Laschet stellte dann selber die interessante Frage: "Wie bewegt man sich von einer Sportstätte A nach B, wenn Sie in Leverkusen schon Probleme haben, über den Rhein zu kommen?" Eine Antwort soll sich in den kommenden Jahren ergeben, denn Mobilität sei ja eh das Thema der Zukunft, worum sich die Politik auch ohne Olympische Spiele kümmern muss. 300 Millionen Euro hat die Landesregierung Nordrhein-Westfalens im vergangenen Jahr für Sportförderung zur Verfügung gestellt, wenn man nun noch parallel vernünftige Verkehrslösungen erarbeite, dann glaubt Laschet: "Gibt es eine breite Zustimmung vieler Menschen zu diesem Ereignis."

Inwieweit man überhaupt ein Referendum durchführen möchte, ließ er allerdings offen. Zunächst muss sich der DOSB für eine Bewerbung begeistern; auch der Landessportbund Berlin bekundete ja erneut Interesse an einer Austragung in der Hauptstadt und will sich mit dem DOSB austauschen. Als mögliche internationale Konkurrenten gelten Brisbane (Australien) und Jakarta (Indonesien). Zudem haben Nord- und Südkorea eine gemeinsame Bewerbung angekündigt. Der Ausrichter könnte schon 2023 gewählt werden.

In sechs bis acht Monaten will Mronz über Kosten für sein Olympiakonzept sprechen, zum jetzigen Zeitpunkt sei dies "unseriös", so weit gehen die Planungen noch nicht. Das ist der Knackpunkt der Geschichte, doch Mronz hofft erst mal auf Vertrauen. Und verweist auf die Veranstaltungen, die er als findiger Geschäftsmann bisher schon begleitet und zu finanziellen Erfolgen geführt hat: Den CHIO in Aachen, die größte Reitveranstaltung der Welt; die Weltreiterspiele 2006 oder die Leichtathletik-WM 2009 in Berlin etwa. Auch das Münchner Tennis-Turnier hat er finanziell auf sichere Beine gestellt. Olympia hat eine andere Größenordnung. Bis zum ersten Kopfsprung in der Arena auf Schalke ist noch viel zu tun.

© SZ vom 23.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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