TV: "Germany's Next Topmodel":"Bitchy": Victoria's Secret

Was ist über Heidi Klum und Victoria Beckham noch nicht gesagt worden? Wenig. Deshalb hier mal die TV-Kritik eines echten Fans, 23, über "Germany's Next Topmodel".

Lina Beyer

Lautes Geschnatter erfüllt die Wohnung: Vier Mädchen, zwei Flaschen Sekt und jede Menge Knabberzeug - es ist Donnerstagabend und Pro 7 sendet "Germany's Next Topmodel" ("GNTM"). Und auch wenn Leutnant Klum inzwischen keiner mehr mag und dank Bild sowieso schon jeder weiß, wer es in die Top 5 schafft: Keine Show im deutschen Fernsehen kann frau so schön zelebrieren wie GNTM.

TV: "Germany's Next Topmodel": Das unerbittliche Gesicht eines Jury-Mitglieds kopiert Ex-Posh-Spice-Girl, Immer-noch-Fußballstar-Gattin und Inzwischen-auch-noch-Model-Designerin Victoria Beckham schon ganz gut. Heidi Klum ist stolz.

Das unerbittliche Gesicht eines Jury-Mitglieds kopiert Ex-Posh-Spice-Girl, Immer-noch-Fußballstar-Gattin und Inzwischen-auch-noch-Model-Designerin Victoria Beckham schon ganz gut. Heidi Klum ist stolz.

(Foto: Foto: Pro 7)

Das hat ein bisschen was von Gleichberechtigung. Champions League, Uefa-Cup, Bundesliga: Männer haben scheinbar täglich einen Grund, sich in der Kneipe ums Eck auf ein Bier zu treffen. Wenigstens einmal in der Woche sind nun die Frauen dran. Was macht den Erfolg der Sendung aus? Ganz einfach: Man muss nicht zuhören. Da kann bei einem Gläschen Sekt der neueste Klatsch und Tratsch ausgetauscht werden, und es reicht völlig aus, den Bildschirm seitlich im Augenwinkel zu behalten und mit halbem Ohr der Show zu folgen.

Es wird still in der Lästerrunde, als die sechs Topmodel-Anwärterinnen ein kleines Sportprogramm zu absolvieren haben. Jessica, anscheinend von Natur aus mit ihrer Figur gesegnet und damit von uns sofort in die Kategorie "unsympathisch" verbannt, hechelt den anderen beim Joggen hinterher und erleidet nach wenigen Minuten fast einen Kreislaufkollaps. Peyman bringt es auf den Punkt: "Soll ich dich Schildkröte oder Schnecke nennen? Ich nenn dich einfach Schneckenkröte."

Und es sollte nicht Jessicas Woche werden: Blieb ihr schon beim Laufen die Luft weg, stockt ihr beim Rosenshooting völlig der Atem. Nur mit wenigen roten Rosenblättern "bekleidet", soll sie vor dem Fotografen posieren und einen auf American Beauty machen. Blöd, dass Jessica so schlecht Englisch spricht und ihr auch noch ein eifersüchtiger Freund im Nacken sitzt. Wer soll sich denn da entspannen? Und wieso schaut der Freund eigentlich nicht Uefa-Cup? Hat der keine Männerabende?

Mitleid

Die Chips geben schon langsam den Blick auf den Schüsselboden frei, als sich vier Augenpaare auf den Fernseher richten, denn SIE hat endlich ihren groß angekündigten Auftritt: Victoria Beckham, Heidis guuute Freundin beglückt die Show als Gast-Jurorin. Neben der eingefallenen Beckham wirkt Model-Mama Heidi wie ein saftiger Hamburger. Kein Wunder: Victorias Schlüsselbeine legen Höhlen frei, mit denen man einwandfrei Bierflaschen öffnen könnte. Hey, vielleicht nehmen dich die Jungs ja nächstes Mal mit zum Fußballschauen.

Es keimt Mitleid auf. Wie sie da auf ihrem Stühlchen sitzt und mit müden Augen verzweifelt nach einem Stück Würfelzucker zu schreien scheint, das hat etwas Tragisches. Kandidatin Sara äußert, sie habe "Schiss vor Victoria". Doch die "Stilikone" und "Stardesignerin" Beckham hat es eher auf Sarina abgesehen, die mit ihrem Selbstbewusstsein mal wieder alle umgehauen hat - bis auf die eine, Entscheidende.

Konkurrenz

Miss Beckhams Gesichtszüge entgleiten, als Sarina den Raum betritt. Ihr Kommentar "bitchy" wird von Pro 7 wohlmeinend mit "billig" übersetzt. Hat da jemand ein übersteigertes Konkurrenzbedürfnis? Sollte die erfolgreiche Showbusiness-Lady gegenüber einer 16-Jährigen nicht eher mütterliche Gefühle entwickeln? Ist dies das Geheimnis der ewig wandelbaren Chamäleon-Dame Victoria, die ständig überall jüngere Konkurrenz im Wettlauf um ihren Herzensmann zu wittern scheint?

So kommt es also zum finalen Showdown, dem Herzstück der Sendung. Schweigen: Während der heißen Bilder-Übergabe-Phase fällt vor dem Bildschirm kein einziges Wort und auch Heidi schafft es nur langsam, ihre wenigen auswendig gelernten Sätze auf den Punkt zu bringen.

Nach vielen rhetorisch äußerst effektiven Pausen folgen weitere zeitüberbrückende Floskeln wie "Ich habe noch ein Foto!". War irgendwie klar. "Darauf sehe ich ein Mädchen." Ach nee. Komm auf den Punkt! Deshalb hier völlig schmerzfrei: Sarina ist draußen! Sie hat es verdient. Und jetzt ab zum Kinderschminken mit Boris.

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