Verkehr in München:14 Maßnahmen, die den Busverkehr in der Stadt beschleunigen

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Einer der Orte, an denen es demnächst eine neue Busspur geben soll: die Abfahrt vom Mittleren Ring zur Arnulfstraße. (Foto: Robert Haas)

Um 460 000 Fahrgästen täglich den Weg durch die Stadt zu erleichtern, stimmt der Münchner Stadtrat für den Ausbau von Busspuren. Das soll sich künftig ändern.

Von Andreas Schubert

Man kann so einiges lernen in einer Sitzung des Münchner Stadtrats. Zum Beispiel, was der Unterschied ist zwischen einer Fahrradspur, die für Busse freigegeben ist, und einer Busspur, auf der auch Radler fahren dürfen. Der liegt darin, dass sich der Busfahrer bei der Radspur aussuchen darf, ob er lieber auf der Autofahrbahn fährt - und er so auch die Radler überholen kann. Gibt es dagegen eine Busspur, muss der Fahrer obligatorisch diese nutzen und gegebenenfalls langsam hinter den Radlern herzuckeln.

Am Mittwoch hat der Stadtrat 14 Maßnahmen beschlossen, die den Busverkehr in der Stadt beschleunigen und zuverlässiger machen sollen. Und da ging es eben auch um die Feinheiten beim Einrichten von Busspuren, die einen Großteil der Maßnahmen ausmachen. Denn so einfach geht es nicht, wie sich vorab herausgestellt hat. An vielen Ecken ist nicht genug Platz. Und so testet die Stadt nun an der Herzogstraße, der Dietlinden- und Potsdamer Straße sowie an der Wendl-Dietrich-Straße gemeinsame Spuren - einmal als für Busse freigegebene Radspur, zweimal als für Radler freigegebene Busspur. Was wo genau passiert, muss das Kreisverwaltungsreferat noch entscheiden. Nach einem Jahr soll dann bewertet werden, was sich besser bewährt hat.

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Es ist richtig, dass die Stadt einige Busspuren schafft, die den Nahverkehr beschleunigen. Nur ist das noch viel zu wenig.

Kommentar von Andreas Schubert

Zudem soll es auch neue oder verlängerte Busspuren an der Trappentreustraße geben, auf der Donnersbergerbrücke, der Ampfing- und der Ludwigstraße. An der Effnerstraße will die Stadt die Ampeln für den Busverkehr optimieren, ebenso im Bereich Frankfurter Ring/Moosacher Straße. An der Rosenheimer Straße erhalten Busse wieder ganztägig Vorrang an den Ampeln. Damit dies funktioniert, wird eine neue Linksabbiegespur auf dem Innsbrucker Ring zwischen Ottobrunner- und Rosenheimer Straße zur Autobahn A 8 gebaut. In der Haberlandstraße ist in Fahrtrichtung Lortzingstraße künftig nur noch Bus- und Radverkehr erlaubt, an der Weitlstraße kommt ein Haltverbot, um den Verkehrsfluss zu verbessen, ebenso an der Ittlinger- und der Manzostraße.

Der Beschluss fiel mit großer Mehrheit. Johann Sauerer (CSU) warb für die Busspuren unter anderem mit dem Argument des Flächenverbrauchs. Der Beschluss sei kein politischer, sondern ein mathematischer. So brauche ein mit durchschnittlich 1,4 Personen besetztes, 30 Kilometer pro Stunde fahrendes Auto mehr als 66 Quadratmeter Fläche pro Person, in diesen Wert sind etwa die Sicherheitsabstände eingerechnet. In einem Bus fielen je nach Auslastung zwischen zwei und achteinhalb Quadratmeter pro Person an. Auch der Ausstoß von Treibhausgasen pro Person und zurückgelegtem Kilometer fällt bei einem Linienbus nur etwas mehr als halb so hoch (75 Gramm pro Personenkilometer) aus wie bei einem durchschnittlich besetzten Auto. "Wir gehen den richtigen Weg", sagte Sauerer. Die Spuren seien eine Verbesserung für 460 000 Fahrgäste pro Tag.

Auch die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Katrin Habenschaden, erklärte, dass jeder einzelne, der den öffentlichen Nahverkehr nutze, einen Beitrag zum Klimaschutz leistet, sei es nun bewusst oder unbewusst. Erneut mahnte sie an, die künftigen und bereits vorgesehenen weiteren Maßnahmen zur Busbeschleunigung schneller umzusetzen. Der Antrag der Grünen, dass das Wirtschaftsreferat dem Stadtrat halbjährlich eine Beschlussvorlage präsentieren soll, fand allerdings keine Mehrheit, ebenso wie die Forderung, künftig konkret anzugeben, wann welche Maßnahme umgesetzt wird.

Nur die Bayernpartei sperrte sich letztlich in verschiedenen Punkten. Mit den neuen Ampelschaltungen und Busspuren soll der Linienverkehr vor allem zuverlässiger werden. Weitere Maßnahmen werden noch dazukommen. Denn Einigkeit besteht im Stadtrat, dass nur ein zuverlässiger Busverkehr die Menschen zum Umstieg bewegt. Die autogerechte Stadt, so Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), sei kein Modell für die Zukunft. "Ich will, dass diese Stadt wieder mehr Platz für die Menschen bietet und damit mehr Lebensqualität. Das geht nur mit einer zukunftsgerichteten Mobilität und einem starken ÖPNV."

© SZ vom 24.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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