Reitsport:Kribbeln in der Familie

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Die Munich Indoors werden wieder das Finale des Bayernchampionats veranstalten. Von der Riders Tour haben sich die Organisatoren verabschiedet.

Von Thomas Jensen, München

Die Benders, Neureuthers, Klitschkos, Rummenigges oder Krupps. Sie sind bekannte Beispiele für so viele Familien, die es geschafft haben, mehr als einen erfolgreichen Sportler hervorzubringen. Entweder haben da die Kinder ihren Eltern nachgeeifert oder sich die Geschwister untereinander angetrieben.

Allerdings gibt es auch Sportler aus derselben Familie, die nicht blutsverwandt sind und verschiedene Namen tragen. Die übersieht man leichter. Ein solches Duell wird im Mittelpunkt der Munich Indoors stehen. Tobias Bachl und sein Schwager Hans-Peter Konle werden dort Ende November um die bayerische Springreitkrone kämpfen. Bachl führt die Rangliste des Bayernchampionats nach den bisherigen Wettbewerben mit insgesamt 92 Punkten an, Konle folgt ihm als Zweiter mit nur sieben Punkten Rückstand. Da die Punkte im Finale 1,5-mal soviel zählen wie in den Qualifikationen, ist das Polster, das sich Bachl erarbeitet hat, noch nicht uneinholbar.

Der Niederbayer weiß um die besondere Ausgangslage: "Der coole Typ bin ich sicher nicht. Der Druck, jetzt zum Finale hierherzukommen, ist schon da, aber ich will das Ding nach Hause bringen. Auch wenn ich nicht so einen großen Punktevorsprung habe."

Sich selbst bezeichnet Bachl als Taktiker und akribischen Arbeiter. Anders ordnet er seinen Schwager ein: "Er ist sicher derjenige, der voll auf Angriff geht, und er ist ein unglaublicher Instinktreiter. Kaum jemand gewinnt unter dem Jahr national so viel wie er."

Weltelite auf dem Sprung nach München: Auch der brasilianische Olympiasieger Rodrigo Pessoa wird im November in der Olympiahalle erwartet. (Foto: imago)

Abgesehen vom Druck verspüren der 48-Jährige und seine Kollegen allerdings noch eine andere Stimmung vor diesem Event: "Es kribbelt, weil das Bayernchampionat wieder da ist, wo es hingehört: in der Olympiahalle. Wir waren die letzten Jahre leider abwesend, aber die Reiter wollen es einfach da. Darum kann ich für alle bayerischen Reiter sprechen: Es kribbelt extrem." Einige Jahre lang war das Finale des Bayernchampionats in Nürnberg ausgetragen worden, nun ist es zurück in München. Für viele Reiter aus der zweiten Garde stellt es eine Chance dar, sich für größere Aufgaben zu empfehlen. Unter anderem hat dieses Sprungbrett die aktuelle Weltmeisterin Simone Blum genutzt, die diesen Wettbewerb 2013 gewann.

Doch nicht nur die bayerischen Reiter wollen es nutzen, sondern auch die Organisatoren der Munich Indoors, um das Reitevent neu auszurichten. Denn während das Bayerchampionat zurück begrüßt wird, verabschiedet sich die Veranstaltung gleichzeitig vom Finale der Riders Tour. Für Turnierchef Volker Wulff war das ein nötiger Schritt: "Wir haben uns wohlweislich von der DKB Riders Tour verabschiedet, da sie der Entwicklung der Veranstaltung nicht mehr förderlich war. Wir waren nicht mehr als Munich Indoors, sondern als Riders-Tour-Finale bekannt, und es sind auch nur noch die fünf oder sechs Reiter gekommen, die eine Chance hatten, das Auto zu gewinnen, und nicht unbedingt die Topreiter der Welt. Das hat uns dazu bewogen, dass wir wieder eine Reitsportveranstaltung für Bayern werden wollten, mit großer internationaler Ausstrahlung."

Die Bemühungen um internationalen Glanz sind offenbar erfolgreich gewesen, sicherlich nicht zuletzt durch eine Erhöhung des Preisgelds, das in diesem Jahr bei 350 000 Euro liegt. Unter anderem werden sich die Olympiasieger Rodrigo Pessoa (Brasilien) und Jeroen Dubbeldam (Niederlande) die Ehre geben. Da sich im übrigen Teilnehmerfeld auch noch deutsche Größen finden, wie Philipp Weishaupt oder David Will und nach Wulffs Angaben noch viele weitere Reiter aus den Top 100 der Weltrangliste, ordnet der Organisationschef das Teilnehmerfeld als eines ein, das die Munich Indoors in dieser Form schon länger nicht mehr gehabt hätten.

Neben den Wettkämpfen der Weltbesten und der bayerischen Elite sollen die Zuschauer in der Olympiahalle auch durch Showeinlagen unterhalten werden, unter anderem wird Jean-Francois Pignon auftreten, ein Star der Pferdeszene, den Volker Wulff persönlich kennt und den er als einen der größten Pferdekommunikatoren weltweit bezeichnet. Mit 14 Pferden wird der Franzose seine neue Show "Black & White" aufführen. Und auch der Reitnachwuchs wird bei den Munich Indoors seinen Platz bekommen. Da wird es dann auch spannend für Tobias Bachl, denn beim Pony-Cup gehen seine beiden Töchter an den Start - für Bachl nach eigener Aussage viel aufreibender als der eigene Auftritt. Auch wenn dort der Leistungsgedanke noch nicht so ausgeprägt ist wie bei seinem Showdown mit Hans-Peter Konle.

© SZ vom 24.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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