Kinder-Intensivmedizin:Kinderkliniken schlagen Alarm

Ärzte fordern deutlichen Kurswechsel in Politik

"Schlagabtausch um Kinderkliniken" vom 11. Oktober:

Es ist in München wiederholt vorgekommen, dass Kinder, die einer intensivmedizinischen Behandlung bedürfen, in andere bayerische Kinderkliniken transportiert werden mussten. Damit wurden sie zusätzlichen Risiken ausgesetzt: Die Behandlung wird verzögert, eine interdisziplinäre und hochspezialisierte medizinische Expertise zur Betreuung von Kindern mit schwersten und komplexen Erkrankungen steht an anderen Orten nicht immer zur Verfügung. Viele Bürgerinnen und Bürger haben dafür kein Verständnis.

Ärzte und Pflegende, Eltern und Betroffene wenden sich immer häufiger an die Öffentlichkeit, damit Verantwortliche in Politik und Selbstverwaltung geeignete Maßnahmen ergreifen und die Versorgungssituation für schwer kranke Kinder verbessern. Der Versorgungsnotstand ist kein spezifisches Problem für München, Engpässe bestehen auch in anderen Regionen Deutschlands.

Die Ursachen sind vielschichtig - eine zunehmende Durchdringung des Gesundheitssystems durch Prinzipien der Effizienz und Profitabilität, unzureichende Planungen und mangelnde Konzentration des Expertenwissens, eine Unterfinanzierung der Kinder- und Jugendmedizin durch das Fallpauschalensystem sind nur einige Aspekte. Der Fachkräftemangel, insbesondere im Bereich der Pflege, verschärft das Problem in erheblichem Maße.

Wir erwarten ein parteiübergreifendes Vorgehen bei der Lösung der Probleme: Der Pflegeberuf muss wieder zukunftsfähig werden, die Vergütungsarithmetik der Kindermedizin muss dringend reformiert werden, die Krankenhausplanung in Deutschland darf nicht dem freien Spiel des Marktes überlassen werden. All diese Maßnahmen werden Zeit in Anspruch nehmen. Wir kommen nicht umhin, im Interesse kranker Kinder auch weitere Kreise unserer Gesellschaft zu mobilisieren. Bürgerinnen und Bürger, aber auch Unternehmen, Stiftungen und Vereine sind zur Verantwortung und Solidarität mit kranken Kindern aufgerufen! Die Stiftung Kinderklinik München Schwabing oder die Care-for-Rare-Foundation für Kinder mit schweren, komplexen, chronischen und seltenen Erkrankungen am Dr. von Haunerschen Kinderspital geben ein Beispiel.

Zu lange schon wird geredet, dass die Probleme erkannt seien. Die Zeit für Schuldzuweisungen, parteipolitische Profilierung und Erklärungen wie "dafür sind wir nicht zuständig" ist vorbei. Wir rufen alle auf zu handeln, damit eine hochwertige medizinische Versorgung schwer kranker Kinder in München und Deutschland erhalten bleibt!

Prof. Dr. Stefan Burdach, Direktor der Kinderklinik München Schwabing,Technische Universität München, Prof. Dr. Christoph Klein, Direktor der Kinderklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital, Ludwig Maximilians Universität München

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