Zweite Liga:Wie Michael Eberwein beim Aufwärmen einen Elfmeter verursachte

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Stand im Mittelpunkt, ohne gespielt zu haben: Michael Eberwein von Holstein Kiel (Foto: Jörg Lühn/imago)
  • Michael Eberwein von Holstein Kiel verursacht gegen den VfL Bochum einen kuriosen Elfmeter - als Auswechselspieler.
  • Es war obendrein sein allererster Ballkontakt in der zweiten Liga.

Von Lisa Sonnabend

Es lief die 37. Spielminute, als Michael Eberwein seinen allerersten Ballkontakt in der zweiten Liga hatte und sogleich auf kuriose Weise Fußballgeschichte schrieb. Der 23-jährige Mittelfeldspieler aus Au in der Hallertau machte sich gerade mit vier Teamkollegen hinter der Torauslinie warm, als Bochums Silvere Ganvoula den Ball am Tor vorbeizog. Eberwein - im grellgelben Ersatzspielerleibchen - hob lässig den rechten Fuß und stoppte den Ball mit der Spitze.

Der VfL Bochum ärgerte sich über die verpasste Gelegenheit zum Ausgleich, Kiels Torhüter machte sich bereit zum Abstoß. Doch Schiedsrichter Timo Gerach hatte mit der Szene noch nicht abgeschlossen. Er bekam einen Hinweis vom Videoassistenten und sah sich die Bilder noch einmal an. Dann hielt er Eberwein die gelbe Karte hin und zeigte auf den Elfmeterpunkt. Die Kieler Spieler schauten fassungslos, auch die Bochumer begriffen nicht gleich, was passiert war. Eberwein hatte nämlich den Schuss des Gegners vor dem Überqueren der Torauslinie im Strafraum berührt.

"Von der Regel hatte von uns noch keiner etwas gehört"

In Regel drei des Deutschen Fußball-Bundes heißt es: "Bei einer Spielunterbrechung aufgrund eines Eingriffs durch einen Teamoffiziellen, einen Auswechselspieler oder einen ausgewechselten oder des Feldes verwiesenen Spieler wird das Spiel mit einem direkten Freistoß oder Strafstoß fortgesetzt." Bis zum Freitagabend war dieser Paragraph, der seit 2017 gilt, jedoch noch nie zum Einsatz gekommen. Eberwein, der im Sommer vom Drittligisten Fortuna Köln nach Kiel gewechselt war und noch ohne Einsatz im neuen Team war, hatte etwas Historisches vollbracht.

Als Ganvoula den Elfmeter verwandelte, sah Eberwein hinter der Torauslinie zu. Später setzte er sich zurück auf die Ersatzbank, kaute Kaugummi und kratzte sich hin und wieder am Kinn. Doch spielentscheidend war Eberweins Ballkontakt nicht. In der 52. Minute brachte Janni Serra Kiel wieder in Führung, die Partie endete 2:1.

Kiels Mittelfeldspieler Alexander Mühling sagte nach Spielschluss: "Von der Regel, die zum Strafstoß gegen uns führte, hatte von uns noch keiner etwas gehört." Innenverteidiger Hauke Wahl schilderte das Geschehene folgendermaßen: "Die erste Hälfte war ziemlich komisch, aus unserer Mannschaft kannte diese Regel keiner. Es spricht aber für die Mannschaft, wie wir damit umgegangen sind." Auch Kiels Trainer Ole Werner, der am Donnerstag vom Interims- zum Cheftrainer befördert worden war, meinte über Eberweins Aktion: "Er kannte die Regel nicht." Dann fügte er noch hinzu: "Jetzt können wir darüber lachen. Michi muss sich wahrscheinlich den Rest der Saison ein paar Sprüche anhören."

Nach Abpfiff waren die Fernsehkameras auf Eberwein gerichtet. Auf den Bildern ist zu sehen, wie die Mitspieler ihm auf die Schultern klopfen. Eberwein grinst. Einen Elfmeter in der zweiten Liga zu verursachen, ohne je gespielt zu haben - das muss man schließlich erst einmal schaffen.

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