Kanarische Inseln:Asche zu Flasche

Kunst am Weinbau auf dem Vulkangestein von Lanzarote

Von Jochen Temsch

Das schönste Etikett für Wein aus Lanzarote hat der Künstler César Manrique entworfen. Die kleinformatige Grafik berücksichtigt alle lokalen Besonderheiten des Weinbaus und fasst sie hübsch emblematisch zusammen: eine rot glühende Sonne vor einem rauchenden Vulkankegel, flankiert von Palmen über einem schwarzen Balken mit Halbkreisen und grünen Punkten.

Der Balken symbolisiert das vulkanische Gestein, das Lanzarotes mondartig karges Erscheinungsbild mit surrealen Hügelformationen und wüstenartig weiten Flächen prägt. Die Weinbauern pflanzen ihre leuchtend grünen Reben hier in Kuhlen, die sie in teils meterdicke Ascheschichten graben, die tagsüber Wärme speichern und nachts Feuchtigkeit aufnehmen. Darum herum werden zum Schutz gegen den permanent starken Wind halbkreisförmige Mäuerchen aus Lavasteinen errichtet.

Für Urlauber ist es ein unwirkliches Erlebnis, durch das weite, schwarze Anbaugebiet La Geria im Zentrum der Insel zu fahren und schließlich abzubiegen in die Bodega El Grifo - das älteste Weingut des Archipels, für das César Manrique sein berühmtes Etikett gestaltet hat. Seit 1775 widmet sich der Familienbetrieb der Weinherstellung. Eine Ausstellung in historischen Räumen dokumentiert die Tradition mit allerhand Gerätschaften und Fotos. Unter anderem das Verfahren, mit dem teils bis heute hölzerne Weinfässer gereinigt werden: indem man wilden Fenchel hineingibt und mit kochendem Wasser aufgießt.

Anschließend lässt man sich im Schatten mächtiger Lavastein-Mauern zur Weinprobe nieder. Kosten kann man unter anderem einen fruchtigen, gar nicht mal so süßen Malvasía. Wer zufällig unter Unwohlsein leidet, bekommt aber auch gerne einen Tee serviert: Fenchel, seit Jahrhunderten bewährt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: