Sehr häufig ist es eine ziemlich undankbare Aufgabe, die des Schiedsrichters im Amateur-Fußball. Negative Kommentare von Zuschauern, Spielern und Betreuern gehören wie selbstverständlich dazu. Immer mal wieder geht es jedoch deutlich über die Grenze des Zumutbaren hinaus. Dann berichten Schiedsrichter oder Spielbeobachter von Übergriffen. Sie können verbaler Art sein, grob beleidigend etwa. Im schlimmsten Fall, wie jüngst bei einer Kreisligapartie in Hessen, kommt es zu physischer Gewalt gegen Schiedsrichter.
Im bayerischen Amateur-Fußball ist die Zahl der entsprechenden Vorfälle in den vergangenen Jahren jedoch leicht zurückgegangen. Wurden in der Saison 2016/17 noch 255 Spiele gemeldet, bei denen Unparteiische entweder attackiert und/oder beleidigt wurden, waren es im Jahr darauf 245. In der vergangenen Saison 2018/19 waren es noch 225.
Schiedsrichter-Streik in Berlin:"Sie werden bedroht, geschlagen, diskriminiert"
Die Unparteiischen in Berlin gehen in den Ausstand, weil Gewalt, Morddrohungen und Beleidigungen gegen sie zunehmen. Schiedsrichter-Chef Jörg Wehling spricht über die Verrohung auf dem Fußballplatz und Forderungen.
Die Zahlen stammen vom Bayerischen Fußball-Verband (BFV). Sie lassen aber keinen Rückschluss zu auf die Intensität und Art der Übergriffe. Nach den Angaben des Verbands wurden in der vorigen Spielzeit 67 Partien abgebrochen. An den 243 379 erfassten Spielen insgesamt entspricht das einem Anteil von 0,029 Prozent. "Gewalt gegen Schiedsrichter gibt es leider", teilt die BFV-Pressestelle mit, gemessen an der Masse der Spiele seien die gemeldeten Vorfälle "die absolute Ausnahme".
Übergriffe gegen Schiedsrichter rückten jüngst wieder in den Fokus, weil Referees in Berlin für ein Wochenende streikten. 1500 Spiele entfielen. Und in Hessen, ebenfalls am vergangenen Sonntag, wurde ein Schiedsrichter bei einem Kreisliga-Spiel von einem Spieler mit einem Faustschlag niedergestreckt. Ein Video zeigt die brutale Attacke. Der 22-jährige wurde mit einem Rettungshelikopter in ein Krankenhaus geflogen. "Ohne Frage tragen Vorfälle wie zuletzt in Hessen (...) dazu bei, dass es noch schwieriger wird, Menschen für das Schiedsrichterwesen zu begeistern", teilt der BFV mit.
Ein Problem, Unparteiische zu gewinnen, sieht der BFV indes nicht. Die Anmeldungen für Neulingskurse seien stabil. "Allerdings ist die Absprungquote nach bestandener Prüfung und den ersten Einsätzen relativ hoch", teilt der Verband mit. Oft lasse sich ein "Praxisschock" beobachten. Deswegen intensiviert der Verband die Betreuung junger Schiedsrichter und setzt auf das Projekt "Tandem-Schiedsrichter", bei dem ein erfahrener Referee mit dem Neuling bei dessen erstem Einsatz gemeinsam auf dem Platz steht.