Nahost:Militante Palästinenser feuern Raketen auf Israel

Nahost: Ein Polizist steht vor einem Haus in Sderot, das durch einen Raketanangriff aus dem Gazastreifen beschädigt wurde.

Ein Polizist steht vor einem Haus in Sderot, das durch einen Raketanangriff aus dem Gazastreifen beschädigt wurde.

(Foto: AP)
  • Die Waffenruhe zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen ist in der Nacht zum Samstag gestört worden.
  • Militante Palästinenser feuerten insgesamt zehn Raketen auf Israel ab.
  • Bei Vergeltungsangriffen der israelischen Armee wurde nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums in Gaza ein Mann getötet.

Von Alexandra Föderl-Schmid, Tel Aviv

Seit Anfang Mai gab es nur vereinzelt Raketenalarm in den israelischen Gemeinden rund um den Gazastreifen. Diese Waffenruhe wurde in der Nacht zum Samstag gestört. Militante Palästinenser feuerten insgesamt zehn Raketen ab. Die Angriffe erfolgten in zwei Wellen. Ein Geschoss traf ein Haus in der Stadt Sderot und verursachte Sachschaden. Das israelische Raketenabwehrsystem Iron Dome (Eisenkuppel) fing acht Geschosse ab, eine Rakete landete auf offenem Feld. Am Tag zuvor wurde bereits ein Geschoss abgefeuert.

Bei Vergeltungsangriffen der israelischen Armee wurde nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums in Gaza ein Mann getötet und zwei andere verletzt. Die israelischen Streitkräfte griffen aus der Luft an und schossen mit Panzern auf Posten der im Gazastreifen regierenden radikalislamischen Hamas.

Seit Mai hält der Waffenstillstand mit der Hamas größtenteils

Israel macht die Hamas für Angriffe aus dem Gazastreifen verantwortlich. Häufig steckt aber die Terrororganisation Islamischer Dschihad dahinter, wenn nur vergleichsweise wenige Raketen abgefeuert werden. Bei den letzten größeren Raketensalven im Mai wurden mehr als 700 Geschosse auf Israel abgefeuert. Das war kurz vor dem Eurovision-Songcontest, der dieses Jahr in Tel Aviv abgehalten worden war.

Seither hält der von Ägypten und der UNO vermittelte Waffenstillstand zwischen der Hamas und Israel bis auf kleinere Zwischenfälle. Am Dienstag hatte die israelische Armee eine Drohne aus dem Gazastreifen in ungewöhnlicher Höhe abgefangen. In Militärkreisen hatte für Verwunderung gesorgt, dass eine Organisation in Gaza technologisch dazu in der Lage ist, eine solche Drohne einzusetzen.

Der von Iran gestützte Islamische Dschihad kritisiert die Hamas immer wieder für die ihrer Ansicht nach zu großen Zugeständnisse gegenüber Israel. Teil der von der Hamas eingegangenen Vereinbarung ist, dass Geld aus Katar - rund 30 Millionen Dollar - in den abgeschotteten Küstenstreifen fließen kann. Zuletzt wurde Anfang dieser Woche Geld transferiert.

Die Situation am Gazastreifen bleibt fragil

Wie an fast allen Freitagen seit dem 30. März 2018 gehen auch die Proteste der Palästinenser an der Grenze zum Gazastreifen weiter. Allerdings nehmen immer weniger Menschen daran teil. Rund 300 Menschen wurden dabei bisher von israelischen Soldaten getötet.

Solange sich Israels Politiker auf die Gespräche zur Bildung einer Regierung konzentrieren, wird es keine Fortschritte geben, einen längerfristigen Waffenstillstand oder eine politische Vereinbarung, die die Lebenssituation der Palästinenser in der abgeschotteten Küstenenklave verbessert, zu erreichen. Auch auf palästinensischer Seite sind jüngst wieder Bemühungen, eine Versöhnung zwischen der Hamas und der im Westjordanland dominierenden Fatah von Präsident Mahmud Abbas zu erreichen, gescheitert. Immerhin gehen die Gespräche über die Möglichkeit, seit Jahren fällige Wahlen durchzuführen, weiter.

Wie fragil die Situation rund um den Gazastreifen ist, zeigte sich zuletzt im September: Nachdem der amtierende Ministerpräsident Benjamin Netanjahu während einer Wahlkampfveranstaltung wegen Raketenalarms von seinen Leibwächtern von der Bühne gezogen worden war, wollte er eine Militäroperation gegen Gaza starten - aber die Armeeführung und der Generalstaatsanwalt waren dagegen. Generalstaatsanwalt Avichai Mandelblit argumentierte, eine Übergangsregierung könne keine Entscheidung von so großer Tragweite treffen.

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