Ebersberg:61-Jährige klaut Freundin Schmuck und Geld im Wert von 30 000 Euro

Omas Schmuckschatulle als kleine Wertanlage

Ein Schmuckfoto.

(Foto: dpa-tmn)

Die beiden Frauen sind eng befreundet und machen sogar gemeinsam Urlaub. Nun muss eine von ihnen ins Gefängnis.

Aus dem Gericht von Andreas Junkmann, Ebersberg

Zwei ehemalige Freundinnen, haufenweise verschwundener Schmuck und eine Menge offener Fragen - das waren die Zutaten für einen Prozess am Ebersberger Amtsgericht, bei dem sich eine 61-Jährige wegen schweren Diebstahls und versuchten Betrugs verantworten musste. Am Ende der mehrstündigen Schöffenverhandlung war dann nicht nur die Freundschaft zwischen den beiden Frauen endgültig vorbei, sondern für die angeklagte Münchnerin auch ihr Leben in Freiheit. Denn das Gericht um Vorsitzenden Markus Nikol schickte sie für zwei Jahre ins Gefängnis - und das, obwohl die Beweislage recht dünn war.

Wer solche Freunde hat, braucht wahrlich keine Feinde mehr: Das dürfte sich nicht zuletzt eine 66-jährige Frau aus dem westlichen Landkreis Ebersberg gedacht haben, als die Ermittlungen der Polizei an Fahrt aufgenommen haben. Spätestens da zeichnete sich immer deutlicher ab, was im Sommer des vergangenen Jahres nach Ansicht der Staatsanwaltschaft - und schlussendlich auch des Gerichts - passiert ist. In der Anklageschrift heißt es, die Münchnerin habe sich über einen Zweitschlüssel Zugang zur Wohnung ihrer Freundin verschafft und Schmuckstücke sowie Bargeld im Wert von etwa 30 000 Euro gestohlen. Außerdem soll sie den Hinterbliebenen eines inzwischen verstorbenen Nachbarn eine Rechnung über 1700 Euro gestellt haben. Für Hilfe bei Büroarbeiten, die sie nie erbracht habe.

Bei ihrer Vernehmung stritt die Angeklagte sämtliche Vorwürfe ab. Warum es zur Anzeige gekommen sei, könne sie sich überhaupt nicht erklären. "Wir hatten ein sehr gutes Verhältnis", sagte die Frau über die Beziehung zu ihrer Freundin, die sie 2015 kennengelernt hatte und mit der sie sogar zusammen in den Urlaub gefahren war. Dieses gute Verhältnis wollte auch die Geschädigte gar nicht abstreiten. Auch sie erzählte dem Gericht vom gemeinsamen Urlaub in Dubai, von Kochabenden und Treffen zum Frühstück.

Anfangs hat sie ihre Freundin überhaupt nicht in Verdacht

Das sei auch der Grund gewesen, warum sie ihre Freundin zunächst überhaupt nicht in Verdacht hatte, als sie im Juni vergangenen Jahres feststellen musste, dass ein Großteil ihres Schmucks verschwunden war. "Ich hab' einen schönen, edlen und teuren Schmuck gehabt", sagte die 66-Jährige. Und tatsächlich: Auf der von der Staatsanwaltschaft verlesenen Liste finden sich einige Ketten und Ringe deren Wert bei 2000 Euro und mehr liegt. Wie die Gegenstände hatten verschwinden können, habe sie sich damals zunächst nicht erklären können, so die Geschädigte.

Bei der Polizei dagegen rückte recht schnell die Freundin ins Zentrum der Ermittlungen. "Es gab keine anderen Leute, die ich hätte verdächtigen können", sagte ein Beamter aus. Als Gründe nannte er, dass die Frau öfter in der Wohnung übernachtet habe, gewusst habe, wo der Zweitschlüssel versteckt sei und ein Armband bei ihr gefunden wurde, das wohl ein Teil der Beute war. Erschwerend hinzu kam ein Brief von ihr, der versehentlich bei der Freundin landete - und in dem sie von einem bereits verstorbenem Nachbarn Geld forderte. Darauf angesprochen, habe die Münchnerin angeboten, das Geld teilen zu wollen, sagte die Geschädigte. "Ich dachte, das gibt's doch nicht", so die 66-Jährige.

Zwar stand am Ende der Verhandlung nach wie vor Aussage gegen Aussage, dennoch verurteilten Nikol und seine beiden Schöffen die Angeklagte zu zwei Jahren Freiheitsstrafe - ohne Bewährung. Denn das Gericht attestierte der Frau eine "erhebliche kriminelle Energie". Und tatsächlich: Bereits dreimal ist die Münchnerin wegen Schmuckdiebstahls verurteilt worden. Für Richter Nikol stand deshalb außer Frage, dass sie erneut zugelangt hatte. Wo die ganzen Schmuckstücke geblieben sind, konnte allerdings auch die Verhandlung nicht klären.

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