Sendling-Westpark:Die Nomaden sollen weiterziehen

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Wird als aggressiv empfunden: das Emblem am Vereinsheim. (Foto: Alfred Nagel/oh)

Mitglieder des Motorradclubs suchen einen Ersatz für ihr Vereinsheim am Luise-Kiesselbach-Platz

Von Berthold Neff, Sendling-Westpark

Vor fast einem Vierteljahrhundert haben die Mitglieder des Motorradclubs "Streetfighters Nomads" (SFN) von der Stadt die Chance erhalten, einen ehemaligen Kiosk mit Toilette auf dem Luise-Kiesselbach-Platz zu ihrem Vereinsheim auszubauen. Damals war der Platz eine verkehrsumtoste Brachfläche und danach für längere Zeit eine riesige Baustelle. Doch seit dem 27. Juli 2015, als der neue Tunnel Südwest eröffnete und auf dem Platz Ruhe einkehrte, ist alles anders. Nun sollen die Motorradfreaks von hier abdüsen.

Schon des öfteren wurde die Zukunft des Motorradclubs an dieser Stelle im Bezirksausschuss (BA) Sendling-Westpark diskutiert - auch in der jüngsten Sitzung des Gremiums. Club-Mitglied Roland Apfelbacher war, wie immer in Motorradkluft, erschienen, um den Stadtviertel-Vertretern Rede und Antwort zu stehen und zu versichern, dass man keineswegs gewalttätig sei, wie manche aus dem Club-Logo, das mit zwei stilisierten Schlagringen garniert ist, schlussfolgern.

Vor allem Maria Hemmerlein (Grüne) und der CSU-Fraktionssprecher Alfred Nagel stören sich an dieser Optik. Eine solche "aggressive Darstellung" mit "gewaltimplizierenden Schlagringen passt nicht mehr zum friedlichen Luise-Kiesselbach-Platz", formulierte Nagel in seinem Antrag, der darauf abzielt, nicht nur das Emblem von der Front des Häuschens zu entfernen, sondern den Club gleich dazu. Maria Hemmerlein argumentierte ähnlich: "Das ist vollkommen unangemessen an dieser Stelle."

Wie auf der SFN-Homepage nachzulesen ist, wäre Sendling-Westpark der Ärger um das Clubhaus möglicherweise erspart geblieben, denn auch ein ehemaliges Toilettengebäude am Ratzingerplatz stand damals - 1992 - zur Wahl. Die Biker entschieden sich für das kleinere am Luise-Kiesselbach-Platz, das weniger Umbauten erforderte. Nun aber macht es immer mehr Ärger. Apfelbacher sagte nun, er und seine Kollegen hätten sich mittlerweile um mehrere Grundstücke im Münchner Westen bemüht. In der Nähe einer Autobahnmeisterei sei man fündig geworden, habe aber die Details - wem gehört das Areal, was ist dort erlaubt - noch nicht klären können. Sie wären schon zufrieden, wenn sie irgendwo drei Bürocontainer mit Anschluss an Strom, Wasser und die Kanalisation aufstellen könnten, um dort für sich und ihre Maschinen eine neue Heimat zu etablieren. "Uns langen 40 Quadratmeter", sagte Apfelbacher.

Der SPD-Fraktionssprecher Walter Sturm sagte, man solle die Sache nicht zu hoch hängen, "schließlich gibt es auch viele Motorradclubs mit Totenköpfen". Er rief dazu auf, gemeinsam mit dem Club nach einer "tragbaren Alternative" zu suchen. Man solle miteinander statt übereinander reden. Der BA-Vorsitzende Günter Keller (SPD) sagte, er habe die Sache auch schon mit der zuständigen Kommunalreferentin Kristina Frank (CSU) erörtert und erfahren, dass der Club einen gültigen Vertrag habe (den die BA-Mitglieder übrigens gerne mal sehen würden).

Auf der SFN-Homepage schildert Apfelbacher den Vertragsabschluss. Man habe damals dem Bezirksausschuss das Projekt vorgestellt, "warum und wieso, danach gab es eine Abstimmung per Handzeichen und wir hatten das Häusl in der Tasche". Eine Abstimmung gab es diesmal nicht. Man will nun erst miteinander reden, der CSU-Antrag ruht bis dahin.

© SZ vom 07.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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