Nach Abstürzen:Boeing-Chef dachte über Rücktritt nach

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"Ich betrachte es nicht als Lösung, vor einer Herausforderung davonzulaufen", sagt Boeing-Chef Dennis Muilenburg. (Foto: REUTERS)
  • Boeing-Chef Muilenburg erwog nach den 737 Max-Unglücken offenbar einen Rücktritt - entschied sich aber dagegen.
  • "Ich betrachte es nicht als Lösung, vor einer Herausforderung davonzulaufen", so der Konzernchef.
  • Nun muss er dafür sorgen, dass sich die Sicherheitskultur bei Boeing verändert - doch Kritiker bezweifeln, dass er dafür der Richtige ist.

Boeing-Vorstandschef Dennis Muilenburg hat eigenen Aussagen zufolge nach den zwei verheerenden Abstürzen des Boeing-Flugzeugs 737 Max seinen Rücktritt erwogen. "Ich habe darüber nachgedacht", sagte der Manager bei einer Konferenz in New York. Er habe sich jedoch dagegen entschieden, da es seine Verantwortung sei, den Konzern durch die Krise zu steuern, sagte Muilenburg. "Ich betrachte es nicht als Lösung, vor einer Herausforderung davonzulaufen."

Der Boeing-Chef steht nach den zwei Unglücken, bei denen im Oktober und März insgesamt 346 Menschen starben, stark in der Kritik. Den Vorsitz im Verwaltungsrat, der dem Vorstand übergeordnet ist, musste er bereits abgeben. Sein Nachfolger Dave Calhoun stärkte Muilenburg indes jedoch den Rücken. "Dennis hat alles richtig gemacht", sagte Calhoun dem US-Sender CNBC. Muilenburg habe zudem angeboten, in diesem Geschäftsjahr auf Bonuszahlungen in Millionenhöhe zu verzichten.

Muilenburg will beweisen, dass er Boeing verändern kann

Bei einer Anhörung im US-Kongress war Muilenburg vergangene Woche heftig kritisiert worden, weil er trotz des 737-Max-Debakels hohe Bezüge einstreiche. Der Boeing-Chef hatte bei dem Auftritt Fehler seines Unternehmens hinsichtlich des Unglücksfliegers 737 Max eingeräumt. Muilenburg beteuerte aber auch, dass bereits große Fortschritte erzielt und entscheidende Verbesserungen vorgenommen worden seien. "Wenn die 737 Max wieder in Betrieb genommen wird, wird sie eines der sichersten Flugzeuge sein, die jemals geflogen wurden.

Muilenburgs Ziel ist es nun, die Sicherheitskultur und interne Verfahren bei Boeing so zu verändern, dass Desaster wie jene der 737 Max nie wieder passieren können. Der 55-Jährige selbst hat noch nie für ein anderes Unternehmen gearbeitet - was Kritiker als Beleg dafür sehen, dass er nicht der Richtige sei, um die nötigen Veränderungen im Unternehmen herbeizuführen. Demnach könne einer, der seit 1985 bei Boeing arbeitet, die Kultur über Jahrzehnte verinnerlicht hat und sie in den letzten Jahren als Konzernchef maßgeblich in Richtung Gewinnmaximierung verändert hat, kaum glaubwürdig einen Kurswechsel vollziehen. Muilenburg will das Gegenteil beweisen.

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