Ingolstadt :1000 Euro "Kopfgeld" für Graffiti-Whistleblower

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So mancher Sprayer legt auch gern an älteren Gebäuden Hand an. Ingolstadt geht nun deshalb härter gegen die selbsternannten Künstler vor (Symbolbild). (Foto: dpa/dpaweb)

Weil sich Sprayer im Stadtgebiet immer mehr austoben, hat sich der Stadtrat in Ingolstadt eine besondere Maßnahme zur Prävention ausgedacht - doch die gefällt nicht jedem.

Von Johann Osel

Das Landeskriminalamt ist ja nicht für seine lockere Ansprache berühmt, beim Thema Graffiti aber versucht man es mal flapsig: Die bunten Bilder fänden sogar "die Erwachsenen" gut, heißt es in einem Online-Aufruf der Behörde - "wenn es als Sockenmuster auftaucht, auf einem Plakat oder in der Krankenkassenwerbung. Ein bisschen Graffiti auf den Espresso-Tassen ist auch okay". Was aber nerve, "auch die meisten echten Sprayer", seien Schmierereien auf U-Bahn-Sitzen oder in Treppenhäusern.

Je mehr die Städte vollgekritzelt würden und je teurer es werde, Wände und Bahnen zu reinigen, desto mehr schade das alles der Stimmung gegenüber der wirklich künstlerischen Graffiti-Szene. "Tja, und auch wenn ihr es euch nicht vorstellen könnt: Brücken, Häuser und auch Züge gehören irgend jemandem." Ob der Appell fruchtet? Bahnbetreiber wie Kommunen klagen jedenfalls häufig über das Problem von Schmierereien und Zerstörungswut im öffentlichen Raum. Jedes Jahr entsteht durch Vandalismus in Bayern ein wirtschaftlicher Gesamtschaden von mehr als 50 Millionen Euro.

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In Ingolstadt will man den Halunken jetzt zu Leibe rücken - mit einem Obolus für Informanten. "Gerade in letzter Zeit häufen sich die Schmierereien wieder im gesamten Stadtgebiet. Nicht einmal Kirchen oder liebevoll sanierte, historische Gebäude bleiben verschont", schreibt die CSU in ihrem Antrag dazu. Die Stadtverwaltung solle daher eine Belohnung für Hinweise aussetzen, die zur Ergreifung und Verurteilung von Tätern führen. Fallbezogen sollen das stolze 1000 Euro sein; dies verstärke die Bürgerpflicht des Hinsehens. Anfangs hatte man gar 2000 Euro im Sinn. Bundesweit ein paar Dutzend Gemeinden machen das schon so, meist lässt man aber nur ein paar Hundert Euro springen. Nun, in Ingolstadt ist man halt generell gerne ein bisschen opulent.

Im Stadtrat aber gab es Kritik, auch wenn die Idee am Ende durchging. Weniger als Belohnung, vielmehr als "Kopfgeld" empfanden manche den Vorschlag, wie Ingolstadt-Blog berichtet. Von "Wildwestmethode" und "Förderung des Denunziantentums" war die Rede. Die Kosten für die Reinigung seien enorm, betonte dagegen OB Christian Lösel (CSU). "Hätten wir den Vandalismus in unserer Stadt nicht, dann hätten wir goldene Dächer."

© SZ vom 08.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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