Wolfratshauser Stadtentwicklung:Mehrgenerationenhaus mit Mauer

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Der Wolfratshauser Stadtrat stimmt einem Neubau der Maro-Genossenschaft mit 22 Wohnungen an der Sauerlacher Straße zu - und genehmigt den Bau einer 3,50 Meter hohen Schallschutzwand.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Der Weg für das Mehrgenerationenwohnprojekt an der Sauerlacher Straße in Wolfratshausen ist frei. Die Stadträte haben am Mittwoch im Bauausschuss mehrheitlich dem Bauantrag für einen Neubau mit 22 Wohneinheiten und Tiefgarage zugestimmt, den die Maro-Genossenschaft dort errichten lässt. Die zwei jeweils fünfgeschossigen Baukörper sollen parallel zur Straße Am Floßkanal und zum Hammerschmiedweg verlaufen. Von der nordöstlichen Ecke des Neubaus am Floßkanal bis zur südöstlichen Ecke des denkmalgeschützten Altbaus in der Sauerlacher Straße 15, den die Maro sanieren wird, soll eine 3,50 Meter hohe Mauer mit Sitznischen entstehen.

Die Mauer, die laut Bauantrag ursprünglich sogar 3,85 Meter hoch sein sollte, dient dem Lärmschutz, wie Bauamtsleiterin Susanne Leonhard erklärte. Nach langer Diskussion genehmigten die Stadträte sie schließlich etwas niedriger mit einer Mehrheit von sieben zu drei Stimmen - zusammen mit anderen Überschreitungen des Bebauungsplans. Günther Eibl, Claudia Drexl-Weile und Richard Kugler (alle CSU-Fraktion) stimmten gegen den Beschluss.

Der geplante Neubau entspricht an vielen Stellen nicht dem gültigen Bebauungsplan von 1983. Der aber ging noch von einem Abriss des alten Krankenhauses aus der Biedermeierzeit aus, das inzwischen als Einzeldenkmal geschützt ist. Zudem ist er laut Sitzungsvorlage in sich widersprüchlich. Die Stadträte mussten mehreren Befreiungen zustimmen: So werden Grund- und Geschossflächenzahl überschritten, der Verbindungsbau im Westen hat fünf statt der erlaubten vier Stockwerke, die Dachneigung am Kopfbau liegt deutlich unter den Vorgaben, und die Baugrenze wird im Norden auf einer Länge von mehr als elf Metern um 1,50 Meter überschritten. Auch für die Mauer war eine Befreiung nötig: Im Bebauungsplan sind Einfriedungen von Gebäuden mit drei und mehr Geschossen verboten.

Wegen dieser Überschreitungen erklärte Claudia Drexl-Weile, dass die CSU den Bauantrag ablehne. "Wir denken nicht, dass die Stadt bei eigener Vergabe Präzedenzfälle schaffen sollte", sagte sie. Richard Kugler, der noch als Parteifreier der CSU-Fraktion angehört, 2020 jedoch für die "Wolfratshauser Liste" kandidiert, war in seinem Urteil drastischer. "Ich lehne das Bauvorhaben komplett ab", sagte er. Es sei "überzogen" und "viel zu massiv", die Mauer sei "viel zu hoch". Die anderen Stadträte beriefen sich hingegen auf die Tatsache, dass die Planung laut Leonhard mit Kreisbauamt und Denkmalschutzbehörden abgesprochen und als genehmigungsfähig eingestuft wurde. Deshalb und wegen des überholten Bebauungsplans könne seine Fraktion dem Antrag zustimmen, sagte BVW-Sprecher Josef Praller. Die sah auch Hans Schmidt (Grüne) so. Die Abweichungen seien mit dem Landratsamt abgesprochen. "Wir sollten also dem Bauantrag zustimmen, obwohl hier ein sehr massiver Baukörper entsteht", sagte er. "Wir brauchen Sozialwohnungen in Wolfratshausen, und dieses Projekt hat Vorzeigecharakter."

Schwierigkeiten hatten viele Stadträte allerdings mit der hohen Mauer, die laut Plan an der Sauerlacher Straße gegenüber dem Bestandsbau zurückversetzt werden und auf beiden Seiten mit Sitznischen versehen werden soll. Deren Höhe sei wegen des Lärmschutzes für die oberen Stockwerke nötig, sagte Leonhard - und verwies darauf, dass es dort "vor urdenklichen Zeiten" bereits eine - niedrigere - Mauer gegeben habe. Ulrike Krischke (BVW) erklärte, dass sie selbst an einer befahrenen Kreuzung lebe und der Stadtrat dort eine 3,50 Meter hohe Mauer genehmigt habe. Sie sehe "überhaupt keinen Grund, eine Mauer an dieser Kreuzung abzulehnen", zumal der Stadtrat einen Lärmaktionsplan verabschiedet habe. Der Bauantrag bewege sich "an der Kante dessen, was noch möglich ist", sagte Fritz Schnaller (SPD). "Aber angesichts der besonderen Situation und weil es nicht leicht war, einen Interessenten zu finden, würde ich aber über meinen Schatten springen", sagte er. "Über eine 3,85 Meter hohe Mauer aber springe ich nicht."

Eine solche wurde schließlich auch mit fünf zu fünf Stimmen abgelehnt. Nach Antrag von Gerlinde Berchtold (SPD) konnte sich die Mehrheit aber einigen, sie in einer Höhe von 3,50 Metern zu genehmigen. Die Sanierung des Baudenkmals, in dem zwei Wohnungen im Obergeschoss und Büroräume im Erdgeschoss geplant sind, wird gesondert beantragt.

© SZ vom 08.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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