Isartrail:Gefällte Bäume sollen Mountainbiker ausbremsen

Ein Mountainbiker hat im Landkreis Miesbach einen Naturschutzbeauftragten geschlagen und geschubst.

Viele Mountainbiker sind illegal unterwegs - und wissen das gar nicht.

(Foto: dpa)

Nach einem tödlichen Unfall sperrt der Forstbetrieb einen illegalen Trail bei Grünwald mit Baumstämmen. Der Landkreis will indes naturverträgliche Routen ausweisen - doch das scheitert an der Stadt.

Von Michael Morosow

Nach dem tödlichen Sturz eines Mountainbikers Mitte Oktober auf der sogenannten "Isartrail Grünwaldrunde" bei Pullach hat der Forstbetrieb München zu einem brachialen Mittel gegriffen, um die abseits abgesteckter Wege über Stock und Stein rasenden Mountainbiker auszubremsen: Mehrere eigens gefällte Bäume liegen jetzt wie Sperrriegel kreuz und quer auf Höhe der Unfallstelle, erschweren die Weiterfahrt und machen Sprünge über dort errichtete Schanzen unmöglich. Spaziergänger und Jogger, die seither konsterniert vor dem Baumverhau stehen, denken beim ersten Blick an einen Frevel an der Natur. "Das hat mich erschüttert, ich dachte, ich sehe nicht richtig", sagt Martin Bock aus Obersendling, der von der Aktion aber vor allem aus einem anderen Grund wenig hält: "Die Bäume versperren nur eine Stelle, nicht den ganzen Isartrail, dann fahren die Mountainbiker halt einen kleinen Umweg."

Für Forstbetriebsleiter Wilhelm Seerieder ist die Sperrung dagegen eine erzwungene Maßnahme. Ohnehin habe sich jeder strafbar gemacht, der mit seinem Mountainbike die Wege verlassen hat. Aber offenbar ist vielen ihr Tun gar nicht bewusst. "Am Freitag war ich für eine halbe Stunde am Ort, von vier angetroffenen Mountainbikern haben drei nicht einmal gewusst, dass sie hier rechtswidrig fahren", schildert Seerieder.

Motivation für die Sperrung war nicht zuletzt die Angst des Forstbetriebs, für Unfälle auf ihrem Grund und Boden im Isartal haftbar gemacht zu werden. "Die Krux ist, dass sich die Politik nicht positioniert, es stehen auch Wahlen vor der Tür", sagt Seerieder.

Diesen Vorwurf muss sich dabei in erster Linie die Stadt München gefallen lassen. Während der Landkreis bereits im Herbst 2017 seine Bereitschaft erklärt hat, im Ringen um ein naturverträgliches Routennetzeine eine Zweckvereinbarung mit der Stadt zu treffen oder mit ihr eine Zweckgemeinschaft zu gründen, ist die Stadt München diese Entscheidung noch schuldig. Und so lange diese nicht getroffen ist, hängt das seit langem geplante Routennetz für Mountainbiker weiter in der Warteschleife. Dabei sah sich der Landkreis bereits auf gutem Weg zur Umsetzung des von Naturschützern und Vertreter der Mountainbiker gemeinsam erarbeiteten Konzepts "Natur Erholung Isartal im Süden von München". Er schlug vor, für die westliche Uferseite verantwortlich zu zeichnen, wenn die Landeshauptstadt das Ostufer übernimmt.

Auf die Anregung des Landkreises reagierte die Stadt zuletzt im Juni des Vorjahres, als die Münchner Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) in einem Brief Landrat Christoph Göbel (CSU) noch um "etwas Geduld" bat und erklärte, die Vorschläge lägen zur Prüfung beim Referat für Stadtplanung und Bauordnung, der Knackpunkt sei die Verkehrssicherungspflicht, die noch zu klären sei. Diese Klärung lässt noch auf sich warten.

Nach Darstellung von Ingo Trömer, Pressesprecher im Referat für Stadtplanung und Bauordnung, hat der Münchner Stadtrat vor circa einem Jahr beschlossen, für das gemeinsame Projekt aufgeteilt auf drei Jahre 330 000 Euro zu gewähren. Den gleichen Betrag soll der Landkreis übernehmen. Die Frage der Trägerschaft sei aber weiter offen. Weil 90 Prozent des geplanten Isartrails über Landkreisflur verlaufe, habe der Münchner Stadtrat vorgeschlagen, dass der Landkreis die Trägerschaft übernehmen solle. Wie sich Landrat Christoph Göbel (CSU) und der Kreistag dazu positionieren, steht wohl noch nicht fest. Auf Anfrage ließ das Landratsamt lediglich verlauten, dass viele Stellen im Haus daran beteiligt seien und nach wie vor nicht alle Fragen abschließend geklärt seien. Im Frühjahr 2020, sagte ein Sprecherin, werde das Thema im Ausschuss für Energiewende, Landwirtschaft und Umweltfragen beraten.

Erich Rühmer, der Vorsitzende des Isartalvereins, hofft nach eigener Aussage, dass endlich eine Entscheidung fällt. Seit zehn Jahren sei man darüber im Gespräch. Der Isartalverein habe für den geplanten Isartrail sogar zwei seiner Grundstücke zur Verfügung gestellt, eines in Grünwald an der Schlossleite, das andere beim Klettergarten Buchenhain. Die Entscheidung des Forstbetriebs München, den Trail bei Pullach zu sperren, kann Rühmer verstehen: "Die Mountainbiker sind wirklich ein Problem."

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