Oberhaching:Ringen um den Campus

Verkehr, hohe Kosten und Flächenfraß: Auf einer Informationsveranstaltung zu den Schulbauplänen wird Bürgermeister Schelle mit Befürchtungen konfrontiert. Er sagt eine umsichtige Planung zu

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Bürgermeister Stefan Schelle hat weit ausgeholt. Erst erläuterte er die grundlegenden Zuständigkeiten bei Schulbauten, den Sinn von Schulzweckverbänden und den Wandel der Gemeinde durch das Einwohnerwachstum, bis er zum eigentlichen Thema des Abends kam, den Schulcampus. Klar war: Den Vorwurf aus Teilen der Bevölkerung, die Planungen von Realschule und Fachoberschule (FOS) am Bahnhof Deisenhofen werde im stillen Kämmerlein verhandelt, wollte er nicht auf sich sitzen lassen. Und deutlich machen wollte er auf der gut besuchten Informationsveranstaltung auch: Es ist noch nichts endgültig entschieden, auch die Standortfrage ist weiter offen. Die Planungen stehen ganz am Anfang.

Ob der fast eineinhalbstündige Vortrag des Bürgermeisters, der mit sehr vielen Zahlen und Tabellen die formalen Vorgaben, Verantwortlichkeiten und zeitlichen Abläufe transparent machte, die erhitzten Gemüter einiger Anwohner in Deisenhofen beruhigt hat, bleibt zu bezweifeln. Den Ausführungen des Rathauschefs folgte eine mehrstündige hitzige Diskussion insbesondere um den Standort. Deutlich wurde: Die Gegner des Vorhabens wollen die Schulen zwar nicht verhindern. Doch vor ihrer eigenen Haustür wollen sie den Campus auf keinen Fall. So befürchtet Anton Sewald zu viel Verkehr rund um den Bahnhof, Vermögensverschwendung aufgrund des wertvollen Grundstücks und Flächenfraß. Stattdessen brachte er wie auch andere den Vorschlag auf, die Schulen am Bahnhof Furth, am besten gleich fünfgeschossig, zu bauen oder - zumindest die FOS - im Gewerbegebiet gegenüber der Kugleralm. Am Bahnhof Deisenhofen würden die Bürger auf Jahre hinaus in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt, so die Kritik.

Oberhaching: Bürgermeister Stefan Schelle war bei der Veranstaltung im Bürgersaal beim Forstner ziemlich gefordert. Es wurde lange diskutiert.

Bürgermeister Stefan Schelle war bei der Veranstaltung im Bürgersaal beim Forstner ziemlich gefordert. Es wurde lange diskutiert.

(Foto: Claus Schunk)

Schelle bemühte sich selbst bei dem Vorwurf "Informationsdefizit" äußerlich ruhig zu bleiben, mitunter war ihm die Ungeduld, nach den Co-Referaten endlich einiges richtig zu stellen, anzumerken. Nervös ging er hinter dem Rednerpult auf und ab, setzte sich hin, stand wieder auf. Es brodelte innerlich in ihm, weil er der Meinung ist, dass manche Fakten von den Gegnern einfach ignoriert würden. Von fünf Geschossen sei nie die Rede gewesen, stellte er klar, Schüler der FOS seien zwischen 16 und 18 Jahre alt und kämen daher sicherlich nicht alle mit dem Auto. Und auf dem Kyberg habe man zeitweise bis zu 1500 Schüler an Gymnasium und Mittelschule beschult, ohne dass dadurch das Verkehrschaos ausgebrochen sei.

Auch machte er mehrfach deutlich, dass das Areal am Bahnhof der Gemeinde zur Verfügung stehe, während die Grundstücke in Furth in Privateigentum seien, "und die Eigentümer sagen, Bargeld interessiert uns nicht", so Schelle. Das Grundstück im Gewerbegebiet gehöre zwar der Gemeinde, doch sei die Anbindung an den ÖPNV dort "grottenschlecht". In Deisenhofen hingegen verkehrten neben S-Bahn und Bus auch der Meridian. Wiederholt verwies er auf die Synergieeffekte durch den Bau eines Campus, was der Gemeinde die Errichtung von Sporthalle und Mensa erspare, da für die FOS alleine der Kreis zuständig sei.

6 Jahre

wird es voraussichtlich noch dauern, bis der komplette Schulcampus in Oberhaching eröffnet werden kann. Der Zeitplan sieht vor, dass Baubeginn Mitte 2023 ist. Die Vorläuferklassen für die Realschule könnten zum Schuljahr 2024/25 mit dem Unterricht beginnen. Läuft alles nach Plan, wäre die Fertigstellung der Realschule Ende 2025.

Fakt sei, so Schelle, "dass im Süden des Landkreises München zwei weitere Realschulen und mindestens eine FOS notwendig werden, ich glaube sogar, wir brauchen eine weitere Fachoberschule." Oberhaching werde bei der Realschule den überwiegenden Teil der Finanzierung tragen, egal in welcher Gemeinde die Schule entstehe, das liege allein an den Schülerzahlen. "Niemand baut aus Jux und Dollerei eine Schule, aber wir haben die Verantwortung und unser Ziel ist es, unsere Kinder in Oberhaching zu beschulen." Das "Filetgrundstück" für Kinder zu investieren halte er für die allerbeste Lösung.

Heinz Durner, viele Jahre Leiter des Gymnasiums Unterhaching und Berater des Landkreises bei Schulneubauten, sprang ihm zu Seite. "Der Lebensraum einer Schule ist auch Kulturraum der Gemeinde", sagte er, der Campus werde "Oberhaching bereichern". Er plädiere für die Lösung, die Schelle vorgestellt habe. Der Bürgermeister versprach, "vernünftig und ohne Hektik im engen Dialog mit den Bürger die Schulen zu planen und zu Lösungen finden, die zu unserer Gemeinde und unseren Kindern passen".

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