Grünwald:Chef der Faustball-Familie

Grünwald: Jörn Verleger kam erst 2013 bei einer Anti-Dopingkonferenz in Johannesburg mit dem Sport in Berührung, aber es dauerte noch eine Weile, bis er selbst aktiv spielte. Jetzt ist er mit dem TSV Grünwald im Gespräch. Es geht darum, eine Seniorenmannschaft aufzustellen, bei der er mitmischen würde.

Jörn Verleger kam erst 2013 bei einer Anti-Dopingkonferenz in Johannesburg mit dem Sport in Berührung, aber es dauerte noch eine Weile, bis er selbst aktiv spielte. Jetzt ist er mit dem TSV Grünwald im Gespräch. Es geht darum, eine Seniorenmannschaft aufzustellen, bei der er mitmischen würde.

(Foto: Claus Schunk)

Jörn Verleger ist seit kurzem Präsident der International Fistball Association. Den Geschäftsführer des Grünwalder Freizeitparks hat spät die Leidenschaft für diesen ungewöhnlichen Sport gepackt

Von Claudia Wessel

Na klar, gehört hatte Jörn Verleger schon von Faustball. Als Übungsleiter und selbst passionierter Sportler wusste er, dass es den Sport gibt, aber er erschien ihm wie vielen Menschen heute eher ein wenig altmodisch. "Das hat mein Großvater mal gespielt." Als Verleger dann aber im Jahr 2013 bei der Welt-Anti-Dopingkonferenz in Johannesburg in Südafrika zufällig neben Karl Weiss saß, der damals Präsident der International Fistball Association war, wurde ihm klar, dass er in dieser Hinsicht nicht ganz Up-to-Date war.

Karl Weiss zeigte ihm damals ein Video von dem Spiel, erklärte Verleger die Regeln und erzählte ihm, dass es immer noch eine große "Faustballfamilie" gibt. Rund 65 000 Menschen in 61 Nationen spielen das Spiel, auch auf Wettkampfebene. Im Vergleich zu den Fußball-Millionen sei das natürlich sehr wenig und Faustball somit ein Insidersport, so Verleger. Dass er einmal selbst Präsident der Fistball Association werden würde, hätte er damals jedenfalls noch nicht geglaubt. Seit der Generalversammlung im August in der Schweiz ist er jedoch für die kommenden vier Jahre gewählt. Es handelt sich um ein unbezahltes Ehrenamt.

Bis Verleger die Leidenschaft packte und der Funke übersprang, dauerte es nach dem ersten Kontakt noch ein wenig. Erst mal engagierte Weiss ihn als Juristen, der ihm bei einigen Umstrukturierungen des Internationalen Faustball Verbandes (IFV) helfen sollte. So stand etwa eine Satzungsänderung an. Der Geschäftsführer des Grünwalder Freizeitparks wurde Mitglied der Faustball-Familie, aber zunächst eher theoretisch. Lust, selbst den Ball mit der Faust nach besten Kräften zu schlagen, bekam er später dann bei der Frauen-Faustball-Weltmeisterschaft in Dresden. Die Dynamik, der Aktionsradius der Spieler, der größer ist als beim Volleyball und die athletischen Sprünge während des Spiels faszinierten Verleger und er fing an, selbst zu spielen. "Aber nur auf der Amateurebene", sagt er. Mit Freunden spannt er oft irgendwo auf einer Wiese ein Netz. Apropos Netz. Dafür gibt es immer noch verschiedene Begriffe. Die ganz alten Faustballer sagen gerne noch "Leine", da es früher tatsächlich eine solche war. In Österreich nennt man es "Band". Eigentlich aber ist inzwischen "Netz" oder international "net" üblich, so Verleger. Ein Faustball wiegt übrigens für Männer 380 Gramm, für Frauen 350 Gramm und für Jugendliche 300 Gramm.

Verlegers deutscher Vizepräsident - zwei weitere sind die Neuseeländerin Vikki Buston und die Brasilianerin Giana Hexser - ist der Rosenheimer Steve Schmutzler. Er ist auch zum Gespräch in den Freizeitpark gekommen. Schmutzler ist ein Profispieler - die es ja in dem Sinne nicht gibt wie etwa beim Fußball, aber er spielt auf einem Profi-Niveau und war mit seiner Mannschaft schon Weltmeister. Das ist kein Wunder, denn während Verleger sich als "totalen Quereinsteiger" bezeichnet, wurde Schmutzler in seiner Heimat Leipzig schon in den Faustball-Sport hinein geboren. Sowohl sein Großvater als auch sein Vater spielten, und zwar alle auf derselben Position: Angreifer. Die gefällt übrigens auch Verleger am besten. Sich richtig auszupowern und zu kämpfen ohne Kontakt mit dem Gegner zu haben, sei für viele Faustballspieler ein großer Reiz. "Sonst hat man immer den Schweiß des Gegners an sich kleben", sagt Verleger.

Schweiß fließt allerdings kräftig während eines Spiels, versichert Schmutzler. Ein Spiel bestehe bei großen Turnieren aus fünf Gewinnsätzen, die sich schon mal über zweieinhalb Stunden hinziehen könnten, sagt er. Training dreimal die Woche und zusätzlich Kraftübungen im Fitnesscenter müssten schon sein, wenn man auf der höchsten Ebene mitspielen wolle.

Der Geschäftsführer des Grünwalder Freizeitparks als Präsident der Faustball-Familie - ganz klar, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis dieser Sport auch in Grünwald Einzug hält. Mit dem TSV Grünwald ist Verleger schon im Gespräch. Ihm selbst schwebt eine Seniorenmannschaft vor, in der er dann selbst mitspielen möchte. Ansonsten soll sich das Angebot etwa auch an Kinder und Jugendliche richten. Da man Faustball auch in der Halle spielen kann, kann es sein, dass die Grünwalder bald losschlagen können. "Das ist ein Sport, bei dem man Aggressionen abbauen kann", sagt Schmutzler lachend. Wer möchte das nicht hin und wieder?

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