Parteitag in Amberg:Stadt - Land - FDP-Vorsitz

Ulrich Lechte fordert Daniel Föst als Chef der bayerischen Liberalen heraus. Er will mit Teamfähigkeit punkten und präsentiert sich als Kenner des ländlichen Raums. Doch eine echte Wechselstimmung gibt es nicht

Von Lisa Schnell

Die FDP in Bayern hat über Nacht einen neuen Vorsitzenden bekommen. Er heißt Horst Meierhofer, ist 47 Jahre alt und wohl am meisten von seinem eigenen Glück überrascht. Meierhofer nämlich hat sich gar nicht für den Landesvorsitz beworben. Dachte er zumindest. Der Briefumschlag aber, den er am Wochenende in seinem Briefkasten fand, ist adressiert an "Herr Vorsitzender FDP Bayern". So schnell kann das also gehen und so unkompliziert. "Ich mach das ohne Wahlen. Das ist viel angenehmer", sagt Meierhofer und muss lachen.

Denn natürlich, der Briefumschlag ist bloß falsch beschriftet und all das ein Scherz, den Meierhofer bei Facebook gleich mit den zwei Personen teilte, die es am meisten interessieren dürfte: Daniel Föst und Ulrich Lechte. Die zwei bewerben sich wirklich um den FDP-Landesvorsitz, Föst als Amtsinhaber, Lechte als Herausforderer. Und, anders als Meierhofer, fällt ihnen das Amt nicht einfach so in den Schoß. Vielmehr müssen sie rund 420 Delegierte von sich überzeugen, die am kommenden Wochenende auf dem Parteitag der Liberalen in Amberg ihren neuen Vorsitzenden wählen. Nur: Was bieten sie ihnen an?

Daniel Föst kandidiert für FDP-Landesvorsitz

Der Bundestagsabgeordnete Daniel Föst aus München will Chef der Bayern-FDP bleiben.

(Foto: Tobias Hase/dpa)

Beide sind Anfang 40 (Föst 43, Lechte 42), beide sitzen seit 2017 im Bundestag, beiden wird nachgesagt, die Partei gut zu kennen und damit zu wissen, welcher Anruf sich vor dem Parteitag noch lohnt. Auch inhaltlich unterscheiden sich ihre Positionen nicht grundlegend.

Trotzdem gibt es Gegensätze: Föst kommt aus München, Lechte aus Regensburg, er ist auch Bezirkschef der Oberpfalz, von der er sagt: "Ländlicher geht kaum." Seit 1998 ist er Mitglied bei der FDP, seit 2000 fast ununterbrochen im Landesvorstand. Er nennt sich selbst ein "Parteiviech". Föst dagegen ist erst seit 2005 FDP-Mitglied, war dafür schon vier Jahre Generalsekretär und nun zwei Jahre Landeschef. In dieser Zeit habe sich eine gewisse Unzufriedenheit mit ihm aufgestaut. Das sagt nicht nur Lechte, aber er sagt es laut, schließlich muss er als Herausforderer begründen, was er anders machen will. Er beginnt mit dem Führungsstil.

"Föst ist einer, der sehr viel alleine macht und relativ schwach im Delegieren ist", sagt er. Er selbst dagegen sei ein "Teamkapitän". Zweiter Angriff: Die Stellung des bayerischen Landesverbandes im Bund ist für Lechte ausbaufähig. Dass der drittstärkste Landesverband bei der Aufstellung zur Europawahl nur Platz elf bekommt, das werde mit ihm nicht mehr passieren. So sein Versprechen. Föst habe die Partei thematisch zudem verengt, sagt Lechte. Zu viel Wohnen und Bauen, Fösts Spezialgebiet, und zu wenig Menschen- und Bürgerrechte à la Schnarrenberger, einst Bundesjustizministerin und Landeschefin in Bayern. Als Gegenstück zum Großstädter Föst präsentiert sich Lechte als Kenner des ländlichen Raums. Dazu passt auch seine Wahl des Generalsekretärs, Karl Graf Stauffenberg, der im letzten Zipfel Unterfrankens lebt und den Verein "Ländliche Liberale" gegründet hat. Ein Nachfahre des Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg.

Lechte kandidiert für FDP-Landesvorsitz

Der Bundestagsabgeordnete Ulrich Lechte aus Regensburg will neuer Chef der Bayern-FDP werden.

(Foto: Tobias Hase/dpa)

Föst dagegen hat den Bundestagsabgeordneten und Münchner Lukas Köhler als Generalsekretär vorgeschlagen, der sich als Umweltpolitiker profilieren konnte. Das Murren rund um seinen Führungsstil versteht er nicht. "Wir sind kein Basta-Verein", sagt er. Es gebe keine Entscheidung, die er alleine getroffen hätte. Ja, die Europawahl sei "beschissen" gelaufen, das könne man nicht anders sagen. Und ja, auch er als Landeschef habe da einen Anteil daran. Er erinnert aber auch daran, dass es Parteikollegen aus Bayern waren, die meinten, die damalige FDP-Spitzenkandidatin für die Europawahl öffentlich angreifen zu müssen und damit die Gunst der Bundespartei nicht gerade auf sich zogen: "Da ist man dann irgendwann machtlos." Er selbst und seine Unterstützer sprechen zudem viel lieber von dem, was die FDP unter ihm geschafft habe: Das gute Ergebnis bei der Bundestagswahl von zehn Prozent, den (knappen) Wiedereinzug in den Landtag, die Förderung von Frauen. "Es läuft eigentlich", sagt Föst.

Wer sich ein wenig umhört, vernimmt dann doch eine gewisse Unzufriedenheit. Manche im Vorstand fühlen sich nicht genügend eingebunden. Föst habe zwar Ideen, aber vergesse dann, sie auch umzusetzen. Von einer wirklichen Wechselstimmung aber mag kaum einer sprechen. Föst gilt als Favorit, völlig chancenlos aber sei Lechte auch nicht, heißt es. Mit den ehemaligen Landeschefs Albert Duin und Sabine Leutheusser-Schnarrenberger hat er prominente Unterstützer und das auch noch aus Oberbayern. Die rund 170 oberbayerischen Delegierten auf dem Parteitag dürften aber wohl eher dem Münchner Föst zuneigen. Lechtes Bezirk, die Oberpfalz, stellt dagegen nur 24. Selbst wenn er noch andere Bezirke hinter sich versammelt, was durchaus passieren kann, ist es ein "Kampf David gegen Goliath". Das sagt Lechte selbst. Er hat sich trotzdem schon mal eine Formulierung für seinen Sieg überlegt: "Das Wunder von Amberg."

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