Österreich:Chance auf Neuanfang

Sebastian Kurz und die Grünen? Das Wagnis könnte gelingen.

Von Peter Münch

Türkis ist eine wandelbare Farbe. Je nach Mischverhältnis changiert sie mehr ins Blaue oder auch in Richtung Grün. Sebastian Kurz hat also wieder einmal mit Bedacht gehandelt, als er dereinst seiner starr-schwarzen ÖVP den Farbenwechsel verordnete. Nach dem gescheiterten Regierungsversuch mit der blauen FPÖ kann er jetzt umso leichter umschalten zu den Grünen.

Allerdings sind die nun vereinbarten Koalitionsverhandlungen für beide Seiten noch mehr ein Versuch als eine Versuchung. Die inhaltlichen Gegensätze sind groß, die jeweiligen Wählererwartungen grundverschieden und das Lebensgefühl ist sowieso eher schwer kompatibel. Ein Scheitern der Regierungsbildung ist also nicht ausgeschlossen.

Dennoch hat das Neue durchaus einen Reiz, für beide Parteien und fürs Land: Sebastian Kurz könnte sich als moderne Kraft der Veränderung präsentieren und wäre mit einem Schlag den Makel los, in seiner vorigen Regierung die Rechtspopulisten salonfähig gemacht zu haben. Die Grünen um ihren pragmatischen Chef Werner Kogler könnten Verlässlichkeit und Gestaltungskraft als Regierungspartei beweisen. Und für Österreich wäre eine türkis-grüne Regierung ein überzeugender Neuanfang nach dem Ibiza-Desaster. Dafür lohnen sich auch schwierige Verhandlungen.

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