Stilkritik:Die Glucke

Henne mit Küken
(Foto: Frank May / dpa)

Uli Hoeneß hat angekündigt, den FC Bayern zu bewachen "wie eine Glucke". Hat er damit die brütende bzw. Küken führende Henne des Haushuhns (Gallus gallus domesticus) gemeint? Analogien sind jedenfalls nicht von der Hand zu weisen.

Von Claudio Catuogno

Als "Glucke" wird die brütende oder Küken führende Henne des Haushuhns (Gallus gallus domesticus) bezeichnet. Glucken sitzen dichter auf dem Nest und haben die Flügel breiter als jene Artgenossinnen, die keine Brut anstreben oder führen. Insbesondere, wenn weitere Hennen das Legenest betreten, gibt die Glucke jene Geräusche von sich, welche den lautmalerischen Ursprung ihres Namens bilden ("gluck-gluck-gluck"). Da mag nun jeder selbst nach Analogien suchen, nachdem Uli Hoeneß, 67, der aus dem Ehrenamt, nicht aber aus der Verantwortung hinausflatternde Präsident des FC Bayern am Sonntag angekündigt hat, er werde seinen Verein nun bewachen "wie eine Glucke". Und damit ausdrücklich nicht wie ein Hahn/Gockel/Kapaun - dies wären die männlichen Ausprägungen des Gallus gallus domesticus. Hoeneß dürfte vielmehr auf die übertragene Bedeutung des sog. Gluckens abgezielt haben: Die Mutterhenne gilt als besonders fürsorglich. Während sich die Brutlust beim Haushuhn durch das dargebotene Futter beeinflussen lässt (Roggen! Gerste!), will Hoeneß sein Glucken von äußeren Umständen abhängig machen ("immer wenn ich Unsachliches höre und sehe").

In Flora und Fauna sind weitere Glucken bekannt, etwa die Kleine Pappelglucke (Poecilocampa populi), ein Nachtfalter, sowie die Krause Glucke (Sparassis crispa), eine Pilzart aus der Familie der Gluckenverwandten (Sparassidaceae), auch "Fette Henne" genannt, deren Fruchtkörper an einen Badeschwamm erinnert. Dass Hoeneß auf diese Glucken Bezug nahm, muss aber als unwahrscheinlich gelten.

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