Reden wir über:Müll vermeiden im Alltag

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Sarah Schneider von der Initiative "Zero Waste" gibt praktische Tipps

Interview von Lina Brückner

Wenn man weniger Müll produziert, muss man weniger verbrennen. Wie die Vermeidung von Abfall funktioniert, weiß Sarah Schneider, Mitbegründerin der Initiative "Zero Waste" in Dachau.

SZ: Frau Schneider, wie vermeiden Sie im Alltag Müll, und was ist dabei Ihre liebste Zero-Waste-Idee?

Sarah Schneider: Zunächst versuche ich, nichts Neues zu kaufen, das ich im Alltag nicht brauche. Es ist wichtig, sich zu bemühen, mit möglichst wenig auszukommen. Verzichten kann ich zum Beispiel gut auf Modezeug, das einen sowieso nicht lange begeistert. Ich brauche keine 500 Sachen im Schrank. Persönlich bin ich ziemlich begeistert von meinem selbst gemachten Badreiniger. Der besteht aus je zwei bis drei Esslöffeln Essigessenz und Zitronensäure, einem Esslöffel Spülmittel für den Schaum und 400 Millilitern Wasser. Das ergibt dann einen halben Liter Flüssigkeit, den man in einer wiederverwendbaren Flasche aufbewahren kann.

Wo findet man als Konsument unverpackte Waren in der Region?

Im Einzelhandel ist alles mögliche unverpackt erhältlich. Da reicht es aus, einfach nachzufragen. Zum Beispiel braucht man in der Candisserie oder im Teeladen keine Plastikverpackungen, sondern kann wiederverwendbare Behälter mitbringen; da muss man eben selbst initiativ werden. Auch bei Milchprodukten oder Säften lässt sich Plastik vermeiden, indem man auf Pfandgläser zurückgreift. Das macht ganz viel aus. In Eschenried gibt es einen kleinen Hofladen, der ein Sortiment an losen Sachen hat. So zum Beispiel auch Reis, den man sonst nur schwer ohne Verpackung bekommt.

Was bringt die Initiative "Zero Waste" voran, das über das Wirken eines einzelnen hinaus geht?

Wir schaffen einen Ort für den Austausch und die Gemeinschaft, etwa bei unserem Stammtisch, der viermal im Jahr stattfindet. Zudem verbreiten wir Informationen über das Thema. Darüber hinaus können wir durchaus mit einer Stimme sprechen. Dabei haben wir uns bis jetzt eher zurückgehalten, aber ich könnte mir durchaus vorstellen, dass wir uns punktuell in der Politik melden. Vor allem in der Bundespolitik gibt es eine ganze Menge, was verbessert werden könnte. Zum Beispiel sollten Verbraucher, die unverpackt und nachhaltig einkaufen, durch Preispolitik und Subventionen dafür belohnt werden.

Was kann man bei "Zero Waste" neben der reinen Müllvermeidung lernen?

Man entspannt sich ein bisschen, auch weil man sich nicht die ganzen Werbesprüche durchlesen muss. Und der Perfektionismus, immer das neueste Ding zu haben, lässt nach. Ich empfinde den Lebensstil im Alltag nicht als störend, viele Sachen werden mit der Zeit einfacher, weil man sich dann auskennt. Für Menschen, die gerne Sachen erforschen, kann es sehr bereichernd sein, einen neuen Lebensstil zu entwickeln.

Wie reagiert die Öffentlichkeit auf die Idee, so wenig Müll wie möglich zu produzieren?

Eigentlich bekommen wir nur positive Rückmeldungen und werden selten angegangen. Trotzdem gibt es immer Generalausreden: Es sei ja eine tolle Sache, aber wenn ein einzelner etwas tue, bringe es sowieso nichts. Das ist nicht rational, und wir zeigen den Leuten, dass wir es anders machen. Durch das eigene Tun kann jeder andere viel besser beeinflussen, als man denkt. Da bringen reines Reden oder Werbung weniger.

© SZ vom 16.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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