Stilkritik:"Malle" - eine Lebenseinstellung in fünf Buchstaben

Party-Touristen am Ballermann auf Mallorca

Eimerweise Spaß: Party am Strand von Mallorca.

(Foto: Getty)

Ein Unternehmer will sich den Begriff "Malle" für seine Veranstaltungen schützen lassen. Jetzt wird vor Gericht verhandelt. Doch die Mallorca-Community hat vorgesorgt.

Von Oliver Klasen

Sie grölen es im Bierkönig, im Megapark, manchmal schon am Flughafen: "Aber scheiß drauf, Malle ist nur einmal im Jahr!" Das Lied - gesungen von einem Mensch namens Peter Wackel (Eingeweihte vergöttern ihn), handelt von... ach, unwichtig. Allein die Kernbotschaft des Songs ist ja fragwürdig. Malle ist nur einmal im Jahr - das stimmt gar nicht. Malle, das kann man auch im Januar in einer Mehrzweckhalle in Bochum haben und dort Bier oder Wodka-Bull aus Plastik-Masskrügen trinken.

Ein schlauer Unternehmer aus Hilden bei Düsseldorf veranstaltet solcherart Partys. Er war so schlau, das Europäische Markenamt zu konsultieren und sich den Begriff "Malle" schützen zu lassen. Das gefiel anderen Party-Veranstaltern nicht, die von dem Mann aus Hilden abgemahnt und mit Lizenzgebühren belegt wurden. Sie brachten den Fall jetzt vor Gericht. Aktenzeichen 38 O 141/19, Urteil noch offen.

Die Sprecherin des Landgerichtes in Düsseldorf umreißt am Telefon die komplexe Materie, derer die Richter Herr werden müssen: Kann man eine geografische Bezeichnung schützen lassen? Hat der Begriff "Malle" im Zusammenhang mit einer Partyveranstaltung rein beschreibenden Charakter? Hat der Markeninhaber die Markenrechte in den vergangenen fünf Jahren ausreichend genutzt?

"Isch fahr nach Malle"

Jenseits dieser juristischen Fragen steht fest: Alles, was den Deutschen lieb und teuer ist, wird abgekürzt. Fußballer heißen Poldi und Schweini, Schnitzel mit Pommes heißt Schnipo, und einen Menschen names Ralf, den man in Mallorca kennengelernt hat, kann man passenderweise Malle-Ralle nennen und dadurch seine Freundschaft ausdrücken. Klar ist auch Ibiza eine super Urlaubsinsel, aber Ibi oder Ibizze?

Der Vorteil an Malle ist, dass man es auch nach drei Mass Wodka-Bull noch sagen kann, während die mallorquinisch korrekte Aussprache mit den als j gesprochen zwei l in diesem Zustand schwierig wird. Wer sagt: "Isch fahr nach Malle" muss seinem Gegenüber weiter nichts über den Urlaub verraten. Eine Lebenseinstellung in fünf Buchstaben, wo gibt es das sonst?

Wenn jetzt der Unternehmer aus Hilden den Prozess gewinnt, sind dann die Malle-Partys am Ende? Nein. Denn die Mallorca-Community ist vielleicht nicht nüchtern, aber erfinderisch. Sie hat da noch, für alle Fälle, einen Reservebegriff in petto: Mallotze.

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