Jazz:Heimatgefühle

Die Saxofonistin Stephanie Lottermoser lebt mittlerweile in Hamburg - das Erscheinen ihrer ersten Platte vor zehn Jahren feiert sie aber dort, wo alles begann: in München

Von Oliver Hochkeppel

Man hatte sich sehr daran gewöhnt, die Saxofonistin und Sängerin Stephanie Lottermoser in der Münchner Jazzszene zu verorten: Geboren und aufgewachsen in Wolfratshausen, in der Geretsrieder Schulbigband - eine Einrichtung, mit der auch einige andere prominente Namen verbunden sind - für den Jazz sozialisiert, studierte sie erst an der Münchner Musikhochschule und war sieben Jahre lang im Landesjugendjazzorchester, bevor sie als Profi hier vier Alben einspielte, regelmäßig in allen einschlägigen Spielorten zu sehen war und also fest dazu gehörte.

Stephanie Lottermoser

Neue Heimat: Auch aus Münchner Sicht muss man durchaus anerkennen, dass der Hamburger Hafen seinen Reiz hat. Das findet auch Stephanie Lottermoser.

(Foto: Frank Siemers)

Gilt aber nicht mehr: Vor gut einem Jahr ist Lottermoser nach Hamburg gezogen. Und fühlt sich dort sehr wohl: "Ich brauche vielleicht immer mal eine Luftveränderung und neue Herausforderungen", sagt sie, "das habe ich schon bei meinem durch ein Stipendium ermöglichten halbjährigen Paris-Aufenthalt gemerkt." Ohnehin gehört ihr Herz dem Soul, und für den ist seit jeher Hamburg die deutsche Hochburg, nicht München. So gibt es für sie dort mehr Auftrittsmöglichkeiten, und Anschluss hat sie auch gefunden, etwa bei Musikern der NDR-Bigband.

Ganz aus den Klamotten schütteln kann und will man seine Herkunft aber natürlich auch nicht. Und so feiert Lottermoser jetzt das zehnjährige Jubiläum ihrer ersten Platte "Second Glance", sozusagen ihr Einstieg ins Berufsleben, in München. Doch nicht nur ums Feiern geht es ihr dabei, sondern auch darum, einigen wichtigen musikalischen Begleitern und Wegbereitern Dank zu sagen; und dazu beizutragen, dass die nächste Generation die Möglichkeiten bekommt, die sie hatte. So wird sie am Montag im Carl-Orff-Saal ein jazzig-soulig-funkiges Best-of aus ihrem Repertoire nicht nur mit ihrer aktuellen Band spielen, sondern zusammen mit dem Landesjugendjazzorchester Bayern. Natürlich unter Leitung von Harald Rüschenbaum, der ja auch in ihrer Zeit schon der Kopf dieser Kaderschmiede der bayerischen Jazzer war. Als special guest stößt auch noch der Trompeter und Leiter des Jazz-Instituts der Münchner Musikhochschule Claus Reichstaller dazu, der im Studium ihr Combo- und Bigband-Dozent war. Und da Lottermoser seit einigen Jahren selbst Dozentin des Landesjungendjazzorchsters für die "Jazz Juniors" ist, hat sie auch noch die Agentur "beCause" und die Organisation "Dein München" mit ins Boot geholt, die sich um den Zugang benachteiligter Kinder und Jugendlicher zu Kultur und Kunst kümmern. So sollen die Einnahmen aus dem Konzert nach Lottermosers Wunsch "eine Art Grundstock für eine entsprechende Stiftung generieren". Im kleinen Rahmen setzt sie ihre Jubiläumstour tags darauf im Geltinger Hinterhalt fort. Das ist dann wirklich ganz die alte Heimat.

Stephanie Lottermoser, Montag, 18. November, 20 Uhr, Carl-Orff-Saal im Gasteig, Rosenheimer Str. 5; Dienstag, 19. November, 20.30 Uhr, Hinterhalt Gelting, Leitenstraße 40

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