Islam:Millionen für Integration

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Seehofer will, dass muslimische Gemeinden sich öffnen. (Foto: dpa)

Die Bundesregier­ung will die zivilgesellschaftliche Arbeit von Moscheen fördern.

Von Thomas Jordan, Berlin

"Wir brauchen in der Öffentlichkeitsarbeit Unterstützung", sagt Erdinç Sezer von der türkisch-islamischen Gemeinde Krefeld. Für Burak Yılmaz von der Kommission Islam und Moscheen in Essen geht es dagegen darum, in einigen Jahren selbst Träger der Jugendarbeit zu werden.

Die Profile und Ziele der mehr als 2300 islamischen Moscheen und alevitischen Cem-Häuser in Deutschland sind höchst unterschiedlich. Immer wieder gibt es aber Kritik an der Einflussnahme des türkischen Staates auf Moscheen in Deutschland. Mit einer neuen Initiative will Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) nun die Verankerung islamischer Gemeinden in der deutschen Gesellschaft fördern.

Am Freitag hat Seehofer des Projekt "Moscheen für Integration" des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) vorgestellt. Mit dem Pilotprojekt soll drei Jahre lang die ehrenamtliche, zivilgesellschaftliche Arbeit von Moscheen in Deutschland gefördert werden. Dafür stehen sieben Millionen Euro zur Verfügung. Ziel ist es dabei auch, dass sich die Moscheen stärker in die Gesellschaft vor Ort einbringen. "Wir wollen helfen, dass sich die muslimischen Gemeinden stärker öffnen für die Aktivitäten und Angebote in ihrem jeweiligen kommunalen Umfeld", sagte Seehofer in Berlin.

Das Spektrum kann dabei von der finanziellen Förderung der Sozialarbeit von Moscheen bis zur Hilfe bei der Erstellung einer Moschee-Homepage auf Deutsch reichen. Laut Bamf-Präsident Hans-Eckhard Sommer ist Ziel, den gelebten Alltag von Moscheen zu unterstützen. "Es geht um ehrenamtliches Engagement, soziale Verwurzelung, aber auch um gelebte Werte in Deutschland", sagte er.

Das Scharnier zwischen dem Bamf und den einzelnen Moscheegemeinden bilden dabei vier Trägerorganisationen des Projektes. Sie sprechen die einzelnen islamischen Gemeinden an und koordinieren die einzelnen Fördermaßnahmen vor Ort zusammen mit den Moscheen. Eine dieser Trägerorganisationen ist der Paritätische Wohlfahrtsverband. Beate Reinhold vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Hamburg sagt: "Empowerment ist für uns das Schlüsselwort". Mit anderen Worten, es gehe darum, den Moscheen dabei zu helfen, in ihren nicht-religiösen Aktivitäten noch professioneller zu werden. Auch ihr Kollege Özgür Rohat Abaci aus Schleswig-Holstein betont etwa im Bereich der Förderung der Kinder- und Jugendarbeit von Moscheen: Das Ziel sei "dass diese Gemeinden so gestärkt sind, dass sie später ein anerkannter Träger in der Kinder- und Jugendarbeit sind" - und beispielsweise eine Kita eröffnen können.

Dass hier aber auch noch ein ganzes Stück Arbeit auf alle am Projekt beteiligten wartet, machte Sebastian Johna vom Goethe-Institut, einem weiteren Kooperationspartner, deutlich. Bei neuen islamischen Gemeinden sei es anfangs mitunter schwierig, sie als Kooperationspartner für das Projekt zu gewinnen: "Da gibt es erst mal eine Form von Zurückhaltung." Das lasse sich aber im Laufe der Zeit gut auflösen. Entscheidend ist für ihn der "Aufbau von gegenseitigem Vertrauen."

Erdinç Sezer von der türkisch-islamischen Gemeinde Krefeld gibt sich zuversichtlich, dass es die Mühe wert ist. Auf die Frage, was er sich am Ende der dreijährigen Pilotphase wünsche, sagt er: "Viele Vorurteile gegenüber unseren Moscheegemeinden aus der Welt zu schaffen."

© SZ vom 16.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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