DFB-Pokal:Ein bisschen mehr als Trallafitti

im Hintergrund bejubeln die Wolfsburger Spielerinnen das Tor zum 1.2, vorn Lina Maria Magull (FC Bayern München, FCB, 1

Für eine Weile nicht mehr zwei Jobs: Die frühere Nationalspielerin Simone Laudehr (re.) ist eine der wenigen Bundesliga-Fußballerinnen des FC Bayern München, die nebenher noch arbeiten. Zum Neustart der Liga wird die Mannschaft in Quarantäne gehen.

(Foto: Sven Leifer/imago)

Der FC Bayern scheitert am VfL Wolfsburg, in der Liga ungeschlagener Tabellenführer, im Pokal-Achtelfinale. Doch das 1:3 nährt aus Münchner Sicht die leise Hoffnung, doch noch nicht abgeschlagen zu sein.

Von Sebastian Fischer, München

Ewa Pajor schaute nicht mehr hin, sie drehte sich um und fing an zu jubeln, da war der Ball noch gar nicht ins Tor gerollt. Es war das 3:1 für den VfL Wolfsburg gegen den FC Bayern im DFB-Pokal-Achtelfinale, der Treffer zum Endstand in der Nachspielzeit. Die Münchner Torhüterin Laura Benkarth war in der Hoffnung auf den Ausgleichstreffer mit nach vorne gelaufen, Stürmerin Pajor hatte nach einem Konter aufs leere Tor geschossen, fast ohne Gegenwehr. Das war allerdings nur das Bild zum Abschluss. Die Geschichte dieses Spiels war vielmehr die, dass sich die Münchnerinnen beinahe 95 Minuten lang gewehrt hatten.

Wolfsburg gegen München, das ist seit Jahren der Zweikampf um Titel im deutschen Frauenfußball. In dieser Saison allerdings führt der VfL die Liga mit neun Siegen in neun Spielen in bemerkenswerter Dominanz an, Bayern hat schon zweimal verloren und ist mit sechs Punkten Rückstand Dritter. Und so lautete die Frage vor dem frühen Aufeinandertreffen beider Teams im Pokal am Samstag in München, ob aus dem üblichen Zweikampf diesmal überhaupt noch etwas werden kann. Nach dem 1:3 (1:1) sieht es zwar nach weiterhin eher keinem Titel für den FC Bayern aus, und nach mindestens zwei für Wolfsburg. Aber die Antwort auf die Frage nach dem Zweikampf lautet: vielleicht ein bisschen.

Der FC Bayern ist dem Führungstreffer lange näher

"Viele haben wahrscheinlich gedacht, dass der Sieg klarer wird für Wolfsburg. Meiner Meinung nach waren wir die bessere Mannschaft", sagte die Münchner Angreiferin Linda Dallmann. "Man hat gemerkt, dass es um 'ne ganze Menge geht. Das Spiel hätte genauso gut auch zugunsten von Bayern ausgehen können", sagte Wolfsburgs Sportlicher Leiter Ralf Kellermann. Am schönsten drückte es die Münchner Verteidigerin Simone Laudehr aus. Sie sagte: "Wir stehen nicht hier, um nur Trallafitti zu spielen." In Duisburg, wo die frühere DFB-Verteidigerin acht Jahre lang unter Vertrag stand, nennt man so eine Unternehmung zum Vergnügen.

München versuchte sich dem Wolfsburger Angriff, mit 42 Toren in neun Spielen der einsam beste der Liga, mit einer Fünferkette entgegenzustellen, um so Pässe in die Tiefe auf Pajor und Pernille Harder zu vermeiden. Das misslang in der 21. Minute, als Pajor nach einem langen Pass von Alexandra Popp aus der eigenen Hälfte allein vor Benkarth auftauchte, die nicht weit genug vor ihrem Tor stand, erst ein paar Schritte rückwärts lief und dann doch vorwärts - und von Pajor überlupft wurde. Die polnische Nationalspielerin traf zunächst den Pfosten und im Nachsetzen per Kopf zur Führung.

Doch danach verteidigten die Münchnerinnen besser. Jovana Damnjanovic traf mit der ersten echten Torchance nach Dallmanns Querpass zum Ausgleich. Wolfsburg hatte Glück, dass Lena Goeßling für zwei taktische Fouls nur einmal Gelb sah. Und der FC Bayern war lange dem Führungstreffer näher, bis Torhüterin Benkarth nach einer Ecke noch mal schlecht aussah, den Ball nicht richtig wegfaustete und die Wolfsburger Verteidigerin Dominique Bloodworth zum 2:1 traf. Benkarth, bei der WM im Sommer Deutschlands Ersatztorhüterin, war zuletzt auch im Verein nur die Nummer zwei. Man könne ihr nun auf keinen Fall die Schuld geben, fand Laudehr. Und sie sagte: "Wir sind jetzt schon heiß aufs nächste Spiel." Das nächste Spiel des FC Bayern ist ein Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg in der Bundesliga am kommenden Wochenende.

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