Maxvorstadt:Klare Ansage

Gewinner des Filmwettbewerbs "Zeig dein Nein!" im NS-Dokuzentrum ausgezeichnet

Von Kai Blum

"Ich trage meine Kippa unter einer Mütze, damit sie keiner sieht. Die Leute fragen mich, ob ich gezwungen werde, ein Kopftuch zu tragen. Ich werde nicht in den Club gelassen, weil ich schwarz bin." Mit diesen Worten über Situationen des alltäglichen Lebens von Jugendlichen in Deutschland begann die Preisverleihung des Filmwettbewerbs "Zeig dein Nein!" im NS-Dokumentationszentrum. An dem Ort in der Maxvorstadt, wo sich früher das "Braune Haus", die Parteizentrale der Nationalsozialsten, befand, zeigten Schüler, Studenten, Schauspieler und Aktivisten 28 Film- und Musikbeiträge, um ein Zeichen gegen Rassismus, Antisemitismus, Islamfeindlichkeit und Diskriminierung zu setzen.

"Unser Ziel war es, Jugendliche für diese Themen zu sensibilisieren, sie zur Partizipation zu animieren und ihr Nein zu zeigen", sagte Bülent Aladag, Vorstandsmitglied im Verein Lichterkette. Man habe bewusst ein breites Themenfeld gewählt und viele Schulen zum Mitmachen aufgefordert. Mit unterschiedlichen künstlerischen Mitteln sind dabei beeindruckende Kurzfilme, Clips und Musikbeiträge entstanden, die Geschichten über Ausgrenzung, Homophobie und Antisemitismus erzählen und diese verurteilen. Alle eingereichten Beiträge sind künftig auf der Lichterkette-Homepage zu sehen.

Der erste Platz ging für den Beitrag "Sauber", einen abstrakt verfilmten Rap-Text, an den Berliner Schauspieler Andreas Genschmar und den Rapper Afro Hesse. Im Film rappt Afro Hesse vor dem Reichstag und dem Holocaust-Mahnmal in Berlin über die Bedeutung des deutschen Wortes "sauber". "Wir wollten mit dem Film eine klare Ansage machen", sagte Genschmar. Das Preisgeld wolle er in seine Rap-Workshops für Kinder investieren: "Ich will mit ihnen professionelle Aufnahmen und ein Video drehen. Den Song haben wir bereits vor Jahren zusammen geschrieben, es ist ein Cover von John Lennons ,Imagine'." Deutscher Titel: Stell' dir vor - Jugendliche würden in Deutschland nicht wegen einer Kippa, eines Kopftuchs oder ihrer Hautfarbe diskriminiert.

Mit dem Kurzfilm "Against/For" ist es drei Studenten der Hochschule für Fernsehen und Film, Qunyh Le Nguyen, David Hacke und Florian Berwanger, gelungen, dem Text der Münchner Beyond Color-Aktivistin Sheila Stellah Leben einzuhauchen. "Sollten wir nicht darüber nachdenken, lieber für als gegen etwas sein?", fragt die Erzählerin in dem Film. Die Welt sei nicht bloß geteilt in schwarz und weiß, sondern bunt und vielfältig. "Ich habe Sheila in einem Workshop kennengelernt, und ihre Gruppe braucht jede Unterstützung und Reichweite, die sie bekommen kann", sagte Qunyh Le Nguyen über die Motivation hinter dem zweitplatzierten Kurzfilm.

Den dritten Platz teilen sich die Filme "Wilted Blossom" und "Social Defect". Beyza Inanmis und Merve Saglam, Schülerinnen der Designschule München, zeigen in ihrem Clip "Social Defect", dass Davidstern, Halbmond und Kreuz gleichberechtigt in die Gesellschaft gehören. Der Kurzfilm "Wilted Blossom" von Maxim Nägele, Susi Mönck und Selma Dündar ist bei einem Seminar des Luisengymnasiums im Rahmen des "Education Program" des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks entstanden: Eine junge Frau tanzt in einer Schneelandschaft und ist verzweifelt darüber, ihre Liebe zu einer anderen Frau nicht leben zu dürfen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: