Afrika-Gipfel:Auf Augenhöhe mit Autokraten

Unter Schirmherrschaft der Kanzlerin versammeln sich auch erbarmungslose Autokraten zur Investorenkonferenz in Berlin. Doch es wäre naiv zu glauben, dass sich etwas änderte, wenn man sie nicht einlüde.

Von Anna Reuß

Die Investorenkonferenz für Afrika unter der Schirmherrschaft der Kanzlerin führte afrikanische Politiker ersten Ranges nach Berlin. Für ihre Entwicklungspolitik "auf Augenhöhe", wie es im afrikanischen Kontext oft heißt, hofiert die Bundesregierung einige erbarmungslose Autokraten.

Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi etwa, dessen Land gerade der Afrikanischen Union vorsitzt, durfte seinen Vortrag direkt nach der Kanzlerin halten. Der General regiert Ägypten so autoritär wie keiner seiner Vorgänger. Tausende Gefangene sitzen in überfüllten Gefängnissen, weil sie Kritik am Regime übten. Die Armee gleicht einem Staat im Staat - trotzdem tut al-Sisi Korruptionsvorwürfe als "Lügen" ab. In Berlin war auch Ruandas Präsident Paul Kagame, der seit 19 Jahren regiert und politische Gegner unterdrückt. Für die Opposition in Ägypten, Ruanda und überall, wo Andersdenkende verfolgt werden, ist das schwer mitanzusehen.

Trotzdem wäre es naiv zu glauben, diese Regime von ihrem autoritären Kurs abzubringen, indem man sie von Projekten wie dem "Compact with Africa" ausschließt. Wer will, dass europäische Unternehmen in Afrika investieren, muss dafür sorgen, dass die Bedingungen stimmen. Die Investorenkonferenz wird zu Recht kritisiert, doch sie zeigt auch, dass es die Bundesregierung ernst meint.

© SZ vom 20.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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