Schulweg-Aktion:Tage ohne Elterntaxi

Schulweg-Aktion: Diese Woche stauen sich vor der Karl-Lederer-Grundschule keine Autos. Dort läuft die Aktion des Elternbeirats "Autofrei - wir sind dabei!"

Diese Woche stauen sich vor der Karl-Lederer-Grundschule keine Autos. Dort läuft die Aktion des Elternbeirats "Autofrei - wir sind dabei!"

(Foto: Hartmut Pöstges)

An der Karl-Lederer-Grundschule in Geretsried findet gerade eine autofreie Woche statt. Im Interview zieht der Elternbeiratsvorsitzende eine positive Bilanz.

Von Nadja Schäble

Immer wieder kommt es vor der Karl-Lederer-Grundschule in Geretsried zu kritischen Verkehrssituationen. Um die Lage vor der Schule zu beruhigen, führt der Elternbeirat diese Woche die Aktion "Autofrei - wir sind dabei!" durch. Der Vorsitzende Ingo Klagge erzählt, worum es dabei geht.

SZ: Wie sieht die autofreie Woche in der Johann-Sebastian-Bach-Straße aus?

Ingo Klagge: Wir haben die autofreie Woche mit der Stadtverwaltung Geretsried, der Polizei und der Schulleitung abgesprochen und vor der Schule ein absolutes Halteverbot für die Stoßzeiten, in denen die Eltern ihre Kinder bringen oder holen, vereinbart. Diese Zeiten sind von 7.30 Uhr bis 8 Uhr und von 12.45 Uhr bis 13.15 Uhr. Die Stadtverwaltung hat die Schilder aufgestellt. Vertreter vom Elternbeirat stehen morgens und mittags am Bürgersteig und weisen die Eltern auf die Aktion hin und bitten, die Straße zu umfahren. Zusätzlich haben wir Unterstützung von der Polizei Geretsried bekommen. Am ersten Tag waren auch Beamte vor Ort, um mögliche chaotische Situationen zu verhindern. Wir wussten ja nicht, wie das Ganze bei der Elternschaft ankommt und ob jeder davon Bescheid weiß.

Wie sieht die Situation nach zwei Aktions-Tagen aus?

Wir waren sehr positiv überrascht. Normalerweise staut sich in dieser relativ schmalen Straße Auto an Auto - und dann versucht noch ein Linienbus durchzukommen. Parallel laufen die Kinder über die Straße, Türen werden aufgemacht. All diese Situationen hatten wir nun gar nicht. Nach dem jetzigen Stand sehen wir die Aktion als einen absoluten Erfolg und freuen uns, dass so viele Eltern mitmachen.

Im Elternbrief stand, es soll auf die Altvaterstraße oder den Neuen Platz ausgewichen werden. Die Kinder sollten die letzten hundert Meter zu Fuß laufen. Kann hierbei die Sicherheit garantiert werden?

Diese Wege können über den Bürgersteig gelaufen werden, da sind auch Fußgängerampeln. Bislang haben wir keine negative Rückmeldung gehört. Eher das Gegenteil: Eine Gruppe von Schülern ist wohl über eine Fußgängerampel gelaufen und hat dabei skandiert: "Autofrei - wir sind dabei!" So kann sich auch die Eigenverantwortung der Kinder im Straßenverkehr entwickeln, wenn sie eben nicht mehr vollkommen behütet bis vor die Tür gefahren werden. So können sie eigene Erfahrungen machen, ohne überfordert zu werden.

Wie sahen die Rückmeldungen denn dann bis jetzt aus?

Wir haben von Eltern, von Kindern, aber auch von Anwohnern und der benachbarten Mittelschule nur positive Resonanz erhalten: Es sei toll, dass es hier nicht mehr so voll ist. Es sei entspannter und übersichtlicher. Und es sei schade, dass es erst solch eine Aktion brauche, damit sich eine positive Situation entwickle. Es war wirkliche eine sehr heitere Atmosphäre. Auch im Vorfeld der Aktion gab es keine Kritik von Eltern oder Lehrern.

Wie ist die Idee zu der Aktion entstanden?

Ich habe im Frühjahr an einem Workshop vom Allgemeinen-Deutschen-Fahrrad-Club teilgenommen, dem ADFC. Das Ziel war zu überlegen, wie könnte man Geretsried fahrradfreundlicher und verkehrssicherer gestalten mit Fokus auf Schulwegsicherheit. In den Diskussionen kam die Idee auf, das Bewusstsein bei Eltern und Schülern für einen autofreien Schulweg zu steigern und eine autofreie Schulwoche zu implementieren. Im Gymnasium und in der Grundschule in Icking gab es solche Aktionen bereits. Das habe ich anschließend im Elternbeirat und mit der Schulleitung besprochen. Und dann wollten wir es einfach mal ausprobieren und haben auf eine gute Witterung gehofft. Es ist nicht unser Anliegen, jemanden zu gängeln oder zu erziehen. Es gibt sicher gute Gründe, das Auto zu benutzen. Heute war zum Beispiel die Situation, dass eine Familie verschlafen hatte und so wurden die Kinder schnell mit dem Auto gefahren.

Wird die Aktion nun fortgesetzt?

Wir haben die Informationen an die anderen Schulen in Geretsried weitergeleitet und werden nach Abschluss der Aktion anbieten, unsere Erfahrungen zu teilen. Außerdem überlegen wir, mit der Isardammschule gemeinsam eine solche Aktion zu starten. Vielleicht machen wir das Ganze an der Karl-Lederer-Grundschule zu einem regelmäßigen Event im Schuljahr und bieten dazu kreative Workshops für die Schüler an. Ich habe die Hoffnung, dass sich das Verkehrsverhalten und der Ansatz, wie die Kinder zur Schule kommen, verändern. Da hängt vieles sicher vom Wetter ab, aber auch vom Vorbild der Eltern.

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Ingo Klagge

Ingo Klagge ist Vorsitzender des Elternbeirats der Karl-Lederer-Grundschule in Geretsried. Er freut sich, dass so viele Familien an der Aktion "Autofrei - wir sind dabei!" teilnehmen. Ihm geht es dabei vor allem um die Sicherheit vor der Schule.

(Foto: privat)

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