Sendling:Flüchtlingsunterkunft wird weiterbetrieben - trotz Wanzen

Flüchtlingsunterkunft in München, 2019

Trotz Bettwanzen: Die Stadt hält an der Hofmannstraße fest.

(Foto: Sebastian Gabriel)
  • Die städtische Flüchtlingsunterkunft an der Hofmannstraße soll trotz eines massiven Bettwanzenproblems noch mindestens bis Ende 2020 weiterbetrieben werden.
  • Der Sozialausschuss stimmte einstimmig für die Verlängerung der Laufzeit. Grund sei die Auslastung der kommunalen Flüchtlingsunterkünfte.
  • Bis zum kommenden Frühjahr soll ein Konzept erstellt werden, wohin die Menschen dann ziehen könnten.

Von Thomas Anlauf

Die städtische Unterkunft an der Hofmannstraße in Sendling, die wegen eines massiven Bettwanzenproblems in die Schlagzeilen geraten ist, soll noch mindestens bis Ende kommenden Jahres weiterbetrieben werden. Zwar räumt Sozialreferentin Dorothee Schiwy ein, dass die Unterkunft "aufgrund der baulichen Situation keine optimale Unterbringung für die Betroffenen bietet", dennoch sei die Verlängerung der Laufzeit in dem ehemaligen Bürogebäude nötig. "Die kommunalen Flüchtlingsunterkünfte in München sind derzeit ausgelastet. Nach aktuellem Stand wird sich die Lage auch mittelfristig nicht entspannen", schreibt Schiwy in der Beschlussvorlage für die Sitzung des Sozialausschusses am Donnerstag.

Die Situation werde dadurch verschärft, dass einige Unterkünfte wie die Bayernkaserne in den kommenden Jahren geschlossen werden müssen. Sollte die Stadt hier nicht gegensteuern, würden 2021 bis zu 2400 Bettplätze weniger für Geflüchtete zur Verfügung stehen. Dabei nimmt München offenbar aus Sicht der Regierung von Oberbayern schon jetzt zu wenige Geflüchtete auf.

Der Sozialausschuss stimmte einstimmig für die Verlängerung der Laufzeit, auch wenn einige Stadträte Bauchgrimmen gehabt hätten. Auch die Oberbürgermeisterkandidatin der CSU, Kristina Frank, hatte vor wenigen Tagen am Rande einer Veranstaltung des Sozialpolitischen Forums gesagt, dass sie sich wundere, "wie sehr seitens der Stadt oftmals über staatliche Einrichtungen geschimpft wird, gleichzeitig aber bei stadteigenen Unterkünften zum Teil unzumutbare, menschenunwürdige Zustände herrschen".

Das Sozialreferat bemüht sich offenbar unterdessen, das Bettwanzenproblem in den Griff zu bekommen. Das oberste Stockwerk der Unterkunft, die für bis zu 420 Menschen ausgelegt ist, ist offenbar grundgereinigt und wird für Bewohner freigehalten, damit diese aus ihren Zimmern vorübergehend umziehen, um die Bettwanzen zu bekämpfen.

Das Sozialreferat will nun damit beginnen, nach Unterkünften für die rund 300 Bewohner der Hofmannstraße zu suchen. Bis zum kommenden Frühjahr soll ein Konzept erstellt werden, wohin die Menschen dann bis Herbst ziehen könnten - das sind entweder andere Unterkünfte, Sozialwohnungen oder Wohnungsloseneinrichtungen. Viele der Menschen in der Hofmannstraße haben seit Jahren eine Aufenthaltserlaubnis in Deutschland, finden aber keine Wohnung.

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