FC Bayern:Warum der Trainerjob der schönste ist

Seefeld Räsonanz Seefeld: Klaus Augenthaler im Gespräch mit Josef Hofmann

Klaus Augenthaler (re.) lebt in Drößling. Hier, so verrät er dem Räsonanz-Vorsitzenden Josef Hofmann, habe er seinen inneren Frieden gefunden.

(Foto: Nila Thiel)

Die Fußballlegende Klaus Augenthaler erzählt in seiner Heimatgemeinde Seefeld aus seinem Leben.

Von Patrizia Steipe

Er ist Weltmeister, siebenfacher Deutscher Meister, dreifacher Pokalsieger, kurzum: eine Legende des deutschen Fußballs. Und er lebt im Seefelder Ortsteil Drößling. Die Rede ist vom ehemaligen FC Bayern-Kapitän Klaus Augenthaler. "Ich habe hier meinen inneren Frieden gefunden", erklärte er den Besuchern im Seefelder Haus Peter & Paul. Im Rahmen der Reihe "Mitbürger im Gespräch" stellte er sich den Fragen von Josef Hofmann, des Vorsitzenden des Vereins "Räsonanz" - und das, obwohl er eigentlich eigenen Aussagen zufolge nicht gern auftritt.

Der Abend ist also eine Ausnahme - und für die Freundinnen Beate Witzler und Corinne Mallmann ein Glück. Die beiden hatten eine FC Bayern-Fahne dabei, die sie 1983 in der Säbener Straße gekauft hatten. Dieter und Uli Hoeneß hatten unterschrieben, Paul Breitner, Karl-Heinz Rummenigge. "Heute holen wir uns das Autogramm von Klaus Augenthaler", sagte Witzler. Statt der erwarteten jungen FC-Bayern-Fans waren die Besucher an diesem Freitag bis auf wenige Ausnahmen älteren Semesters. Sie erlebten Augenthaler als bodenständigen Menschen, der geradeheraus sagt, was er denkt, selbst wenn manche Aussagen provozieren können, zum Beispiel, wenn er sagt, er habe nie Frauen trainieren wollen. "Es gibt so schöne Sportarten für Frauen, aber nicht Fußball". Erst vor wenigen Tagen sei er aus Thailand gekommen, erzählte er. Als Trainer für die Nachwuchstrainer im internationalen Programm des FC Bayern ist er an rund 100 Tagen im Jahr in der ganzen Welt unterwegs. In den Trainingslagern bildet er Jugendtrainer und -spieler aus. Es mache ihm Spaß mit den Kleinen zu üben, so Augenthaler. Und wenn er die Armut in vielen Ländern sehe, komme er stets voller Demut zurück.

Wie er überhaupt zum Fußball gekommen sei, wollte Hofmann wissen. In seiner Heimat Vilshofen hätten die Buben im Winter Eishockey gespielt und im Sommer gekickt, "Handys gab es keine", erzählt der 62-jährige Ex-Fußballer. Eines Tages wurde der talentierte 17-Jährige zum Probetraining beim FC Bayern eingeladen. Mitte der 1970-er Jahre muss das gewesen sein. Damals habe er auch das erste Mal ein FC-Bayern-Spiel live gesehen, erzählt er, "ein paar Wochen später stand ich mit Franz Beckenbauer, Sepp Maier und Gerd Müller auf dem Fußballplatz". Die erste Zeit in München stieg dem jungen Mann zu Kopf. "Ich habe gedacht, ich bin der Größte". Drei- bis viermal in der Woche sei er damals in Schwabing versumpft. "Das Training wurde immer schlechter". Er habe dann die Reißleine gezogen und sich die Frage gestellt: "Willst du Profi werden oder eine Kneipe in Schwabing aufmachen?".

Als "Auge" seine Erfolge als Vorstopper und späterer Libero aufzählte, gab es zustimmendes Nicken im von Männern dominierten Publikum. Spiele, Tore, Trainer, Ergebnisse - die Fans an diesem Abend kannten alle, wenn einmal eine Zahl nicht parat war, ergänzten sie. "Auge" prägte als Mannschaftskapitän die Bayern in den 1980-er Jahren. Die Nationalmannschaft war dagegen nicht so sein Ding. Der Drill und die strengen Trainingszeiten im abgeschiedenen Trainingslager in Malente seien "der Horror" gewesen. Trotzdem gab er immer wieder nach. "Wenn der Beckenbauer anruft, dann kannst du nicht einfach 'nein' sagen", so Augenthaler. Der Weltmeistertitel im Jahr 1990 entschädigte dafür. Die aktive Spielerkarriere endete 1991 mit 33 Jahren. "Ich habe das Alter gemerkt", erinnerte er sich. Hinter seinem Rücken sei schon getuschelt worden.

Augenthaler schlug die Trainerlaufbahn ein. "Wenn du den Trainervertrag unterschreibst, unterschreibst du schon die Kündigung", sagte er. Er war Co-Trainer für den FC Bayern, trainierte den Grazer AK, den 1. FC Nürnberg, Bayer Leverkusen und den Vfl Wolfsburg. Es erging ihm wie so vielen. Sobald seine Mannschaft schwächelte, wurde der Trainer geopfert. Das Präsidium sei beim Abendessen gewesen, und dann hieß es: "Wir versuchen es mit einem anderen". Warum er sich das angetan habe? "Wenn du unten auf der Bank sitzt und Erfolg hast, dann ist das der schönste Job". Wie wäre es mit dem Trainerjob beim FCB? Reizen würde es ihn, "aber es ist noch kein Anruf gekommen", sagte der 62-jährige und lacht. Zu seinem alten Verein "FC Vilshofen" hat er übrigens auch noch Kontakte. Das 8000 Zuschauer fassende neue Stadion wurde sogar nach ihm benannt.

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