Frankfurt:Grauen an Gleis 7

Kuscheltiere, Blumen, Trauer: Auch am zwölften Tag nach dem Mord im Frankfurter Hauptbahnhof ist der Schock noch zu spüren. (Foto: Ralph Peters/imago images)

Eine Tat, die fassungslos macht: Ein kleiner Junge wird vor einen Zug gestoßen und stirbt.

Gleis 7, Frankfurter Hauptbahnhof: Am 29. Juli stößt ein Mann eine Mutter und ihren achtjährigen Sohn direkt vor einen einfahrenden ICE. Die junge Frau überlebt knapp, ihr Kind nicht. Augenzeugen verfolgen den Täter und halten ihn fest, bis die Polizei eintrifft. Er ist 40 Jahre alt, stammt aus Eritrea und hat selbst drei Kinder - und ist, wie sich herausstellt, psychisch krank. Mit der deutschen Flüchtlingspolitik oder dem Islam hat der Fall nichts zu tun, anders, als rechte Netzhetzer sogleich behaupten. Der Eritreer ist christlich-orthodox, er lebte seit 2006 in der Schweiz, wo er in Behandlung war und zunächst als gut integriert gegolten hatte. Vor der Tat aber hatte er seine Familie bedroht und floh dann vor der Polizei nach Deutschland. Wenige Tage zuvor hatte ein Rechtsextremist im hessischen Wächtersbach einen Eritreer angeschossen. Offenbar bestand zwischen beiden Taten aber, anders als es die eine oder andere Ferndiagnose wissen wollte, kein Zusammenhang. In der Schweiz gab es anonyme Morddrohungen gegen die Kinder des mutmaßlichen Täters von Gleis 7. Was von all dem bleibt, ist Fassungslosigkeit.

© SZ vom 01.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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