Mobilität im Landkreis München:Studie nährt Hoffnung auf U5-Verlängerung

Lesezeit: 2 min

Wannn kommt die U-Bahn nach Ottobrunn und Taufkirchen? (Foto: lukasbarth.com)

Auch wenn das geforderte Nutzen-Kostenverhältnis von 1,0 bisher bei keiner Variante erreicht wird, wollen die Kreispolitiker den Ausbau nach Ottobrunn/Taufkirchen vorantreiben. Die MVG will diesen in ihre Planungen aufnehmen.

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn/Taufkirchen

In der Diskussion um die Verlängerung der U5 von Neuperlach Süd über Neubiberg bis Ottobrunn und Taufkirchen kristallisieren sich zwei klare Favoriten für eine Trassenführung heraus. Den verkehrlich größten Nutzen ermittelte das Büro Intraplan für die Variante, die direkt unter der Ottobrunner Ortsmitte verläuft und im Süden im Technologie- und Innovationspark (Tip) enden soll.

Allerdings ist diese Trasse mit Gesamtkosten von nahezu 530 Millionen Euro die teuerste. Ottonbrunns Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) sprach am Donnerstag im Mobiltätsausschuss des Kreistags davon, dass die Verlängerung der U-Bahn auch angesichts des Aufbaus der Fakultät für Luft- und Raumfahrt "zwingend erforderlich" sei. "Wir dürfen diese Chance nicht verpassen. Die Verlängerung ist auch für die weitere Infrastrukturmaßen unbedingt erforderlich", sagte Loderer.

Ob der U-Bahnausbau in den Landkreis in naher Zukunft tatsächlich realisiert wird, ist allerdings nicht gesichert. Denn der Bund fördert den Neubau einer U-Bahn nur dann, wenn der Nutzen-Kosten-Quotient mindestens 1,0 beträgt - alle drei vom Institut Intraplan untersuchten Varianten für die Verlängerung der U5 erreichen diesen Wert derzeit nicht. Die Trasse West 1 kommt auf einen Wert von 0,38, die Trasse Mitte 1 liegt bei 0,48 und die von den Kreisräten favorisierte Trasse Ost 2 kommt auf ein Nutzen-Kosten-Verhältnis von 0,55.

Planer Bernd Kollberg machte allerdings deutlich, dass die Werte im Vergleich zu einer Studie aus dem Jahr 2014 deutlich angestiegen sind. In die Planungen, die ein Szenario im Jahr 2030 simulierten, sagte Kollberg, seien alle relevanten verkehrlichen Eckpunkte eingeflossen. Dass der Wert von 1,0 derzeit nicht erreicht werde, sei kein Zeichen dafür, "dass es nicht geht", machte Kollberg den Ausschussmitgliedern Mut. Zudem würden sowohl der Bundestag als auch der Bundesrat bald darüber beraten, ob die Förderkriterien geändert werden sollen.

Bewegung in der Diskussion

"Positiv erfreut" zeigte sich Landrat Christoph Göbel (CSU) angesichts der Ergebnisse der neuen Studie. Göbel sagte auch, es sei in die Diskussion um förderfähige Infrastrukturprojekte "angestoßen von Verdichtungsräumen" ohnehin Bewegung gekommen; gerade in einer so stark wachsenden Region wie dem Landkreis München müsse offen darüber nachgedacht werden, den Wert von 1,0 abzusenken. Bis es so weit sei, müsse der Landkreis alles dafür tun, den Nutzen-Kosten-Quotienten auch aus natürlichem Eigeninteresse heraus weiter zu steigern, sagte Göbel, etwa mit zusätzlichen Tangentialverbindungen, die an den Haltestellen einer neuen U-Bahn "anlanden" könnten.

Der beste verkehrliche Nutzen für die Variante Ost 2 liegt auch an den prognostizierten Fahrten: Für diesen Abschnitt rechnet das Büro Intraplan mit etwa 20 600 Personenfahrten an jedem Werktag, auf der Trasse Mitte 1 sind es 19 400, für West 1 lediglich 17 000. Allerdings würde letztgenannte Trasse nur insgesamt etwas mehr als 400 Millionen Euro kosten, die Strecke in der Mitte käme auf Gesamtkosten von etwa 521 Millionen Euro. Nicht zuletzt angesichts der Summe von etwa 528 Millionen Euro für die Variante Ost 2 sprach Göbel davon, auch "Einsparpotenziale" im Blick zu haben.

Kommentar
:Der Bund bremst beim U-Bahnausbau

Berlin muss endlich die Realtitäten einer stark wachsenden Region zur Kenntnis nehmen und Förderrichtlinien anpassen. Auch der Freistaat tut zu wenig

Von Martin Mühlfenzl

Der Kreisrat und Landtagsabgeordnete Markus Büchler von den Grünen forderte Landrat Göbel dazu auf, gegenüber den Verkehrsministerien in Bund und Freistaat die Bedeutung der Verlängerung für den Landkreis herauszustellen. Zudem übte Büchler heftige Kritik an den Förderkriterien des Bundes, diese seien "ein Ärgernis". Der Bund müsse deutlich mehr in den öffentliche Personennahverkehr investieren: "Allein die Münchner U-Bahn braucht 800 Millionen Euro für Instandhaltungs-Investitionen."

Dennoch bewertet auch die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) die neue Studie laut Göbel als "positiv". Deren Geschäftsführer Ingo Wortmann habe ihm schriftlich mitgeteilt, dass die MVG Planungen für den neuen Betriebsbahnhof in Neuperlach Süd berücksichtigen werde. Dies sei auch eminent wichtig, sagte Göbel: "Denn wir müssen aufpassen, dass hier keine Fakten geschaffen werden, die uns dann die Arbeit erschweren.

Die zusätzlichen Kosten für die Aufnahme der U-Bahn-Verlängerung in die Planungen der MVG müsse aber der Landkreis München tragen, sagte Göbel. Aber das sollte es in diesem Fall wert sein.

© SZ vom 29.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: