Malta:Überfällig

Endlich ist Premier Joseph Muscat zurückgetreten.

Von Andrea Bachstein

Jede Stunde war es schwerer erträglich geworden, wie Joseph Muscat seinen überfälligen Rücktritt hinauszögerte. Am Ende konnte er sich zum Glück nicht mehr dagegen wehren. Lange hatte Maltas Premier so getan, als wolle er für volle Aufklärung des Mordes an Daphne Garuana Galizia sorgen. Genau das aber tat er mitnichten.

Es ist unfassbar, dass in einem EU-Land Killer in Mafia-Manier eine mutige Journalistin beseitigten, die für mächtige Politiker gefährliche Fakten zutage förderte. Unfassbar ist auch, dass Muscat jahrelang von schweren Vorwürfen belastete Politiker deckte und mit ihnen regierte. Als sein Kabinettschef und Vertrauter wegen Verbindungen zu vermuteten Drahtziehern des Anschlags seinen Hut nehmen musste, bedauerte Muscat dies auch noch. Eindeutiger kann man sich als Hüter eines Rechtsstaats kaum diskreditieren.

Außerdem: Wie lange wären die korrupten Politiker noch im Amt gewesen, wo stünden die Ermittlungen zu dem Mord, hätten nicht Aktivisten, Medien, Europaabgeordnete unermüdlich Druck auf Muscat ausgeübt? Was einzig Mut macht an diesem Fall, ist, dass - ganz im Sinne Daphne Garuana Galizias - dieses Ringen um Wahrheit politische Machenschaften zutage gefördert und Muscat nun sein Amt gekostet hat.

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