Chris Hohn:Schreck deutscher Manager - und grüner Rebell

Senior Hedge Fund Managers Are Questioned By The Treasury Committee

Christopher Hohn: "Große Vermögensverwalter wie Blackrock haben sich als Greenwasher erwiesen."

(Foto: Getty)

Hedgefonds-Milliardär Chris Hohn ist vielen Deutschen noch als angriffslustige Heuschrecke bekannt. Nun kämpft er für den Klimaschutz und unterstützt Extinction Rebellion.

Von Alexander Mühlauer

Gut zwei Monate ist es her, da legten die Aktivisten von Extinction Rebellion weite Teile der Londoner Innenstadt lahm. Etwa 1000 Demonstranten wurden festgenommen, weil sie Straßen und Brücken blockierten. Soweit man weiß, war Christopher Hohn nicht darunter. Der britische Hedgefonds-Manager ist zwar ein Unterstützer der umstrittenen Klimaschutz-Bewegung, aber so weit reicht sein Engagement offenbar doch nicht. Sir Chris zieht es vor, die grünen Rebellen im Hintergrund zu unterstützen. 50 000 Pfund hat Hohn an Extinction Rebellion gespendet - hinzu kamen noch 150 000 Pfund über eine Stiftung, die er gegründet hat. Der Milliardär aus London ist damit einer der prominentesten Geldgeber der Aktivisten.

Nun, da in Madrid die UN-Klimakonferenz begonnen hat, setzte Hohn ein weiteres Zeichen seines grünen Feldzuges. Wie die Financial Times berichtete, verschickte der Gründer des Hedgefonds TCI gleich mehrere Brandbriefe an Unternehmen, darunter Airbus und Moody's. Darin forderte Hohn die Firmen auf, ihre CO₂-Bilanz offenzulegen. Sollten sie das nicht tun, werde er sich künftig gegen das Management stellen. "Die Eigentümer von Vermögen sollten die Manager des Vermögens feuern, die eine solche Offenlegung nicht verlangen", sagte Hohn. Wenn die Regierungen dies schon nicht forcieren würden, müssten eben die Investoren darauf dringen, erklärte der Hedgefonds-Manager.

400-Millionen-Pfund Scheidung

Kein Wunder, dass nun all jene Unternehmen aufgeschreckt sind, bei denen Hohn Anteile hält. Der Brite ist ein Aktionär, wie ihn sich die wenigsten Firmenchefs wünschen. Denn wenn ihm etwas nicht passt, kann er gnadenlos sein. Er macht solange Krawall, bis sich etwas ändert. In Deutschland ist Hohn seit der von ihm angezettelten Aktionärsrevolte bei der Deutschen Börse bekannt. Damals, im Jahr 2005, wurde er in Frankfurt noch vollkommen unterschätzt. Doch das änderte sich, als am Ende Vorstandschef Werner Seifert und der Aufsichtsratsvorsitzende und frühere Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer auf Hohns Betreiben hin ihre Posten verloren. Seitdem gilt der medienscheue Brite als Heuschrecke, die der "Deutschland AG" das Fürchten lehrte.

Der heute 53-Jährige musste sich schon immer gegenüber vermeintlich Höherstehenden beweisen. Als Kind einer Einwandererfamilie aus Jamaika kämpfte er sich in der auf Klassenzugehörigkeit fixierten britischen Gesellschaft nach oben. Schon in der Schule soll er Lehrer mit seiner blitzschnellen Auffassungsgabe beeindruckt haben. Nach dem Studium an der Universität Southampton bekam er ein Stipendium an der Havard Business School. In den USA begann er dann auch seine Karriere in der Finanzbranche. In New York lernte er die Shock-and-Awe-Strategie (Schrecken und Furcht), mit der Hohn bis heute gegen seine Gegner vorgeht.

In Deutschland machte er zuletzt im VW-Skandal von sich reden, als er die üppige Bezahlung des Volkswagen-Vorstands als eine "Schande" bezeichnete. Hohn selbst verdient etwa drei Mal so viel wie der damalige VW-Chef Martin Winterkorn. Auf der Reichenliste der Sunday Times steht Hohn mit einem Privatvermögen von einer Milliarde Pfund. Dabei kostete ihn die Scheidung von seiner Ehefrau vor acht Jahren mehr als 400 Millionen Pfund.

Mit dem Hedgefonds TCI verwaltet Hohn ein Vermögen von etwa 22 Milliarden Pfund. Zurzeit ist er wieder voll in seinem Element: Der Brite greift all jene an, die in seinen Augen nur so tun, als würden sie sich um Klimaschutz bemühen. Große Namen schrecken ihn nicht. "Vermögensverwalter wie Blackrock haben sich als Greenwasher erwiesen", sagt Hohn. Wie es aussieht, hat sein Klima-Kampf gerade erst begonnen.

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