Mord in Berlin:Mörderischer Verdacht gegen Russland

Proteste vor der Russischen Botschaft in Berlin nach der Ermordung eines Georgiers mit tschetschenischen Wurzeln. (Foto: Olaf Wagner via www.imago-images.de/imago images/Olaf Wagner)

Mitten in Berlin wird ein Tschetschene umgebracht, viele Indizien sprechen für eine russische Beteiligung. Falls die Schuld Moskaus bewiesen wird, ist eine harte Reaktion nötig.

Kommentar von Georg Mascolo

Noch ist es nur ein Verdacht, der Beweis, dass Russland auf deutschem Boden einen Mord in Auftrag gab, ist bislang nicht erbracht. Sicher ist allerdings, dass der im August im Kleinen Tiergarten in Berlin getötete Tschetschene Selimchan Changoschwili schon in seiner Asylanhörung fürchtete, Moskau wolle ihn ermorden lassen.

Nach langer Prüfung hat der Generalbundesanwalt sich entschieden, die Ermittlungen zu übernehmen. Das ist gut, denn auch wenn es formal nur ein Anfangsverdacht ist, haben die Ermittler doch viele Indizien zusammengetragen, die für eine russische Beteiligung sprechen. Da ist die neue Identität, die der Mörder offenbar erhielt, oder sein angeblicher Arbeitgeber, der schon zuvor durch enge Verbindungen zum russischen Verteidigungsministerium aufgefallen war.

Nach dem Mordversuch an dem russischen Überläufer Sergej Skripal beschuldigten die britischen Behörden zunächst Russland - und präsentierten dann erst Beweise. Die Bundesregierung hat sich für den umgekehrten Weg entschieden.

Erbringen die Ermittlungen diese Beweise, ist eine harte Reaktion nötig. Es wäre ein weiterer Beleg dafür, dass Russland keine Regeln mehr einhält - ein Mord, mitten in Berlin, am Rande des Regierungsviertels. Entsprechend müssten die Konsequenzen ausfallen.

© SZ vom 04.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Von Florian Flade, Georg Mascolo und Ronen Steinke

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