Kurzkritik:Überraschend

"Così fan tutte" mit der Kammeroper München

Von Klaus Kalchschmid, München

Selbst wer Mozarts "Così fan tutte" in verschiedensten Inszenierungen erlebt hat, wird sich an keinen weiblichen Don Alfonso erinnern. Doch das Gastspiel der Kammeroper München im Cuvilliés-Theater macht's möglich. Da kein Ersatz für den erkrankten Frederik Tucker aufzutreiben war, spielte die Regieassistentin Anna-Lu Rausch im schwarzen Schlabberanzug, loser Krawatte und mit Zylinder, während Philipp Gaiser seitlich von Noten sang. Sonst eher zynischer Drahtzieher, sah man nun eine Mischung aus traurigem Clown und Marlene Dietrich, die oft staunend und sphinxhaft lächelnd dem Experiment der Treueprobe zusah, das im zweiten Akt von der Komödie beinahe in die Tragödie kippt.

Leider setzte die Regisseurin Beka Savić allzu sehr auf Klamauk. Doch Mozarts genial vielschichtige Musik behauptete sich in der unter Marcus Merkel exzellent dargebotenen Kammerfassung des Orchesterparts von Vladimir Beleaev. Darin solistische Streicher und Holzbläser, dazu Akkordeon sowie Gitarre für die deutsch gesungenen Rezitative, während Arien und Ensembles auf Italienisch gegeben wurden.

Anna Malesza überstrahlte als Fiordiligi mit natürlichem Spiel und feinstem Sopranglanz alle. Den hellen Mezzo von Irena Weber, deren Mimik nie ruhen konnte, als Dorabella. Die allzu kecke, von der Regie in die Karikatur getriebene, aber brillant singende Despina von Theodora Raftis. Den Ferrando von Patrik Horňák, der ein feines Tenor-Timbre besitzt, aber an seiner Technik noch feilen muss. Und den lyrischen Bariton von Daegyun Jeong als Guglielmo.

© SZ vom 05.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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