Schulbauoffensive:Gymnasium Nummer 15

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Putzbrunn soll ein eigenes Gymnasium erhalten. Es wird das erste im Landkreis ohne S-Bahnanschluss. (Foto: Claus Schunk)

Finanz- und Kultusministerium erteilen einem Neubau in Putzbrunn ihre Zustimmung. Die erste weiterführende Schule, die nicht an einer S-Bahn liegt, soll bis zu 900 Kinder aufnehmen und spätestens zum Schuljahr 2027/28 stehen.

Von Martin Mühlfenzl, Putzbrunn

Die Schulbauoffensive im Landkreis München geht unvermindert weiter. In der 6700-Einwohner-Gemeinde Putzbrunn wird das 15. staatliche Gymnasium innerhalb des Landkreises entstehen. Bayerns Finanzminister Albert Füracker (CSU) und Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) haben am Mittwoch ihre Zustimmung zum Bau der weiterführenden Schule erteilt.

Finanzminister Füracker sagte: "Der Neubau des Gymnasiums kann im Rahmen des kommunalen Finanzausgleichs gefördert werden." Stehen soll das neue Gymnasium im östlichen Landkreis spätestens bis zum Schuljahr 2027/28, wenn die ersten Schüler des G-9-Jahrgangs die Oberstufe erreichen werden

Putzbrunns Bürgermeister Edwin Klostermeier (SPD) sagte in einer ersten Reaktion zur SZ, die Genehmigung sei ein "absoluter Gewinn" für seine Gemeinde, "für die Kinder und auch die Eltern". Geplant ist dem Landratsamt zufolge eine Schule der eher kleineren Art für bis zu 900 Schüler. Ungefähr 250 sollen Klostermeier zufolge Putzbrunner Kinder und Jugendliche sein, zudem sollen Schüler aus Neubiberg und Ottobrunn die Schule besuchen und die dortigen Gymnasien entlasten. Zwischen zehn und 15 Prozent der Schüler werden Schätzungen zufolge aus München kommen, etwa aus dem nahen Waldperlach.

Die nun erfolgte Zustimmung der Staatsregierung ist insofern erstaunlich, als Putzbrunn die erste Stadt oder Gemeinde im Landkreis München mit einem Gymnasium sein wird, die nicht an einer S-Bahn-Linie liegt. Bisher galt dies als Ausschlusskriterium. Doch zum einen ist Putzbrunn, wie Landrat Christoph Göbel (CSU) und Bürgermeister Klostermeier stets betonen, mit den Buslinien 55 und 211 gut erschlossen.

Zum anderen verweist Klostermeier auf den erst kürzlich vom Kreisausschuss gefassten Beschluss zur Einführung von Ringbuslinien: Eine der vier Trassen wird auch Putzbrunn anfahren. Mit dem Neubau in Putzbrunn will man aber vor allem auf die immer weiter wachsenden Schülerzahlen in Neubiberg und Ottobrunn verweist.

Der Schulbedarfsplan des Landkreises sagt beiden Gymnasien für das Jahr 2038 mehr als 1500 Schüler voraus - ohne weitere Schule im Bereich des Zweckverbands Südost. "Wir haben das G 9 und das anhaltende Wachstum", erklärt Göbel die Entwicklung. "Aber so große Schulen wollen wir im Landkreis nicht." Zudem bestehe im Kreistag Einigkeit darüber, weder in Ottobrunn noch Neubiberg zu erweitern.

Nicht nur vor dem Hintergrund der Wiedereinführung des neunstufigen Gymnasiums erwartet der Landkreis in den kommenden Jahren deutliche Zuwächse bei den Schülerzahlen. So besuchen aktuell rund 14 000 Schülerinnen und Schüler ein Gymnasium im Landkreis; 2035 sollen es den Prognosen zufolge bereits knapp 20 400 sein.

Eines der größten Hindernisse beim Bau einer weiterführenden Schule steht laut Putzbrunns Bürgermeister vor der Lösung: Die Kommune muss das Grundstück selbst einbringen. "Wir befinden uns derzeit in Verhandlungen und es sieht alles sehr gut aus." Allerdings könne er aufgrund der laufenden Gespräche noch nichts über einen konkreten Standort sagen.

Auch zu möglichen Kosten wollte sich Klostermeier am Mittwoch nicht äußern, das Thema Grundstück müsse schließlich vom Gemeinderat abgesegnet werden. Er verwies aber darauf, dass der Grundstückskauf für die Gemeinde natürlich ein finanzieller "Gewaltakt" werde.

Auch Göbel weiß um die eher bescheidene finanzielle Ausstattung Putzbrunns. Er deutet an, die Gemeinde bei dieser Frage nicht alleine lassen zu wollen: "Wenn wir die Schule wollen, müssen wir uns darum kümmern." Kümmern müssen wird sich auch der Freistaat, schließlich ist er dazu aus rein rechtlicher Sicht aufgrund der Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums in der Pflicht. Hier greift das Konnexitätsprinzip: Wer bestellt, muss bezahlen. "Wir dürfen den Staat bei dieser Aufgabe nicht aus der Pflicht lassen", sagt Landrat Göbel. Er ist sich sicher, dass die Staatsregierung ihrer Pflicht über den Finanzausgleich nachkommen werde. Er rechnet mit mehr als 50 Millionen Euro.

Die wird es auch brauchen. Das neue Gymnasium in Kirchheim etwa kostet mehr als 90 Millionen Euro. Damit rechnet Edwin Klostermeier in seiner Gemeinde nicht: "Wir denken schon in anderen, kleineren Dimensionen."

© SZ vom 05.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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