Erding:Ein Blick in die Seele

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In den Bildern spiegele sich die Psyche der Maler, sagt Kunsttherapeut Avraham Gover. Die Teilnehmer leiden unter psychischen Krankheiten. (Foto: Denis Pscheidl)

Das Caritas-Tageszentrum Prisma hat einen Kalender herausgebracht

Von Denis Pscheidl, Erding

Das Januar-Bild zeigt Boote in einer Bucht. Es ist sehr dunkel, doch am Horizont sieht man Licht. Es ist eines von zwölf Bildern, deren Maler etwas gemeinsam haben: Sie sind psychisch krank. Die Caritas Erding hat ihre Gemälde nun für einen Kalender zusammengestellt. Er enthält Werke der Besucher des Tageszentrums Prisma der sozialpsychiatrischen Dienste (SpDi) der Caritas, die nicht namentlich genannt werden wollen. "Der Kalender trägt den passenden Namen 'Kunst der Seele', weil sich in den Werken oftmals die Psyche der Künstler widerspiegelt und verarbeitet wird", sagte der Kunsttherapeut Avraham Gover bei einem Pressegespräch.

Eine der Künstlerinnen erinnerte sich: "An dem Tag, an dem ich mein Bild gemalt habe, war ich in einem psychischen Tief. Das spiegelt sich klar in dem Werk wieder." Gemeint ist das Gemälde mit den Booten. Die Bildunterschrift lautet: "Wer nicht ums Dunkel weiß, kann das Licht nicht sehen." Nachdem sie das Bild gemalt hatte, habe sie sich definitiv erleichtert gefühlt, erinnert sich die Malerin. "Das Malen und Zeichnen wirkt sich sehr positiv auf meine Depression aus." So konzentriere sie sich auf eine bestimmte Sache und könne gleichzeitig ihre Gedanken verarbeiten. Eine andere Teilnehmerin erzählte, dass es ihr besonders helfe, ihre Katze zu zeichnen. Egal, was sie gerade male, irgendwo bringe sie ihre Katze unter, was ihr sehr viel Freude bereite.

"Es geht dabei nicht um die Heilung der Krankheit, sondern darum, mit ihr zu leben und umzugehen", sagt Gover. Man versuche nicht, neue Erkenntnisse über die Krankheiten zu sammeln, sondern Spaß am Malen zu haben. Außerdem sei es den Teilnehmern eine große Hilfe, sich mit anderen Leuten, die ebenfalls unter psychischen Krankheiten leiden, auszutauschen. "Freunde und Familie verstehen oft nicht, wie ich mich fühle. Hier kann ich meine Erfahrungen mit Menschen teilen, die dasselbe durchmachen wie ich", sagte eine der Kursteilnehmerinnen. Sie hat mittlerweile selbst eine Selbsthilfegruppe für Menschen mit psychischen Erkrankungen gegründet. Angefangen habe die Gruppe mit fünf bis acht Leuten, mittlerweile seien es 15. Vor allem junge Menschen nähmen daran teil. Wichtig sei ihr, sagt sie, dass die Gruppe von Patienten und nicht von Fachpersonal geleitet werde.

Die Mal- und Gestaltgruppe der Caritas findet jeden Mittwoch von 14.30 Uhr bis 16 Uhr im Tageszentrums Prisma der sozialpsychiatrischen Dienste in der Münchner Straße 44 statt. Weil dabei immer so viele Bilder entstünden, hätten die Projektleiterin Melanie Raum und die Caritas-Geschäftsführerin Barbara Gaab die Idee gehabt, einen Kalender zu gestalten.

Unterstützt wurde die Caritas dabei von Grafik Design Lang aus Erding. Finanziert wurde der Kalender hauptsächlich durch Spenden. Er ist in den Geschäftsstellen der Caritas Erding, im Sozialkaufhaus Rentabel, dem Mehrgenerationenhaus Taufkirchen, dem Pfarrbüro Mariä Verkündigung, beim Adventskranzverkauf der Pfarrei Sankt Johannes und am 19. und 20. Dezember auf dem Christkindlmarkt Erding gegen eine Spende erhältlich. Jeder der 13 Teilnehmer habe sich eines seiner Bilder aussuchen dürfen, das in den Kalender kommt. Die Auflage beträgt 250 Stück. Erlöse kommen dem Tageszentrum Prisma zugute.

© SZ vom 06.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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