Vorschlag-Hammer:Pfau im Spiegel

Das Beste an der Amphitryon-Inszenierung im Residenztheater ist das Bühnenbild von Paul Zoller: ein riesiger Spiegel, der schräg überm Bühnenboden, nochmal aus anderer Perspektive reflektiert, was dort unten auf Erden zwischen Göttern und Menschen geschieht

Kolumne von Susanne Hermanski

Wohin ich geh und seh im Münchner Kulturleben, blicke ich gerade in Spiegel. Ich meine zur Abwechslung nicht einen dieser "Black Mirrors", diese Bildschirme, in die wir unentwegt starren (die herrlich finstere Inspiration für die tolle Netflix-Serie). Ich spreche von den echten, guten alten analogen Flächen, die derart glatt sind, dass darin ein Abbild entsteht. Bei Amphitryon im Residenztheater etwa.

Das Beste an der Kleist-Inszenierung ist das Bühnenbild von Paul Zoller: ein riesiger Spiegel, der schräg überm Bühnenboden, nochmal aus anderer Perspektive reflektiert, was dort unten auf Erden zwischen Göttern und Menschen geschieht - bis der von Jupiter gedoubelte Titelheld schließlich seufzen muss: "So muss ich auf mich selbst Verzicht jetzt leisten?" (9. Dezember, 19.30 Uhr). Ähnlich inszeniert ist die letzte Tapisserie, im Parcours in der überraschenden neuen Ausstellung Die Fäden der Moderne in der Hypo-Kunsthalle: "Aucuba", eine gewobener Sternenhimmel von Marc Couturier.

Ich selber lande am Wochenende voraussichtlich in Seewalds Salon. Bei dem dreht es sich nicht etwa um Spieglein-Spieglein-Schönheit, sondern um Bücher. Um solche, die der Ego-FM-Radio-DJ Jörg Seewald gern mag - ein bisschen Selbstbespiegelung ist also auch dabei: David Byrnes "Wie Musik wirkt" oder Jean Zieglers "Was ist so schlimm am Kapitalismus?". Als Gast spielt Gitarrist Mikart mit Teilen seiner Band unplugged (Samstag, 7. Dezember, 20 Uhr, Buchhandlung am Partnachplatz). Hüten Sie sich auf dem Weg vor Spiegeleis.

© SZ vom 07.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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