Italien:Eluanas umstrittene letzte Reise

Seit 17 Jahren liegt die Italienerin Eluana Englaro im Wachkoma. Jetzt darf sie sterben. Der Vatikan spricht von einem "scheußlichen Mord".

Nach langem Streit ist Eluana Englaro in eine Sterbeklinik in Udine verlegt worden. Die 38-Jährige liegt seit 17 Jahren im Wachkoma. In der Nacht zum Dienstag wurde sie aus einer Klinik im lombardischen Lecco nach Udine transportiert, berichteten italienische Medien.

Italien: Die Italienierin Eluana Englaro auf einem undatierten Foto ihrer Familie. In den nächsten drei Tagen soll die Wachkoma-Patientin Sterbehilfe erhalten.

Die Italienierin Eluana Englaro auf einem undatierten Foto ihrer Familie. In den nächsten drei Tagen soll die Wachkoma-Patientin Sterbehilfe erhalten.

(Foto: Foto: AP)

Dort soll sie in den nächsten drei Tagen Sterbehilfe erhalten. Vor der Abfahrt des Krankenwagens sei es zu heftigen Protesten von Sterbehilfe-Gegnern gekommen, die unter anderem eine Nachtwache organisierten. Sie wollten die Abfahrt von Englaro aus Lecco verhindern und skandierten: "Eluana lebt. Tötet sie nicht!"

Der Vater der Frau wurde am Dienstagabend in Udine erwartet. Er hatte jahrelang vergeblich darum gekämpft, die künstliche Ernährung seiner Tochter einstellen zu dürfen.

Widerstand vom Vatikan

Englaro war 1992 nach einem Unfall ins Koma gefallen. Seither hängt ihr Leben von Geräten ab. Der Fall bewegt ganz Italien.

Während ihr Vater vor unzähligen Gerichten für Sterbehilfe kämpfte, ist vor allem die katholische Kirche erbittert dagegen. Der Vorsitzende des päpstlichen Rates für Gesundheitsfragen des Vatikans, Javier Lozano Barragan, bekräftigte in der der Zeitung Repubblica den Widerstand und sprach von einem geplanten "scheußlichen Mord".

Im vergangenen November hatte das oberste italienische Berufungsgericht in letzter Instanz eine Anordnung des Mailänder Berufungsgerichts bestätigt, wonach die künstliche Ernährung der Italienerin eingestellt werden könne.

Die Aufnahme in ein öffentliches Krankenhaus, das sich bereiterklärt hatte, die Koma-Patientin in den Tod zu führen, war jedoch zunächst am italienischen Gesundheitsministerium gescheitert. Gesundheitsminister Maurizio Sacconi drohte der Klinik finanzielle Konsequenzen an, sollte sie dem Sterbehilfegesuch stattgeben.

Bisher sind in Italien sowohl die aktive als auch die passive Sterbehilfe verboten. Verstärkt ist deshalb wieder die Einführung einer Patientenverfügung im Gespräch.

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