Poing:84-Jähriger will sich zuhause eine Ladeinfrastruktur für E-Autos einrichten

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"Wenn wir uns ein neues Autos anschaffen, dann fechte ich dafür, dass es ein Elektroauto wird", sagt der 84-jährige Dieter Finkhäuser.

(Foto: Privat)

Der Poinger Dieter Finkhäuser will anhand einer Machbarkeitsstudie herausfinden, ob das möglich ist. Nun gibt es ein Ergebnis.

Von Andreas Junkmann, Poing

Ein bisschen Überzeugungsarbeit wird Dieter Finkhäuser noch leisten müssen, denn seine Frau ist nach wie vor etwas skeptisch. Für den 84-Jährigen steht aber fest: "Wenn wir uns ein neues Autos anschaffen, dann fechte ich dafür, dass es ein Elektroauto wird." Dieser Entschluss des Poingers ist im Sinne des Umweltgedankens nachvollziehbar, verwundert am Ende aber doch. Vor allem deshalb, weil Finkhäuser besser als die meisten darüber Bescheid weiß, welche Schwierigkeiten mit einem E-Auto verbunden sein können - gerade wenn es um die private Stromversorgung geht.

Um festzustellen, ob und wie sich eine Ladeinfrastruktur bei sich zu Hause überhaupt einrichten ließe, hat Finkhäuser, der selbst jahrelang in der Elektrobranche tätig war, von einer Fachfirma eine Machbarkeitsstudie erstellen lassen. Mehr als 2000 Euro gab der Poinger für das am Ende 43 Seiten umfassende Werk aus - mit einem für ihn ernüchternden Ergebnis. "Das erste Studium dieses Buches hat mich ein bisschen erschreckt, denn es war gefüllt mit Zahlen und Fakten, die nichts Gutes verhießen." Unterm Strich muss Finkhäuser feststellen, dass die Schaffung einer größeren privaten Ladestruktur derzeit quasi nicht zu realisieren ist.

Die wohl größte Hürde bei der technischen Umsetzung ist es, überhaupt genügend Strom herbeizuschaffen. "Laut Machbarkeitsstudie brauche ich die Genehmigung des Energieversorgers", so Finkhäuser. Und das hat seine Gründe, wie der 84-Jährige vorrechnet. In seiner Wohnanlage gebe es insgesamt 68 Stellplätze, mit etwa 17 Kilowatt Strom für etwa drei Stunden pro Stellplatz sei die für E-Autos nötige Energie vernünftig verteilt, aber: "Wenn man 15 Stunden Nacht als Ladezeit für 68 Stellplätze betrachtet, müssten also nach unten abgerundet etwa 230 Kilowatt jede Sekunde in der Nacht zur Verfügung stehen." Die derzeitige Auslegung der Wohnanlage liegt laut Machbarkeitsstudie aber lediglich bei 63 Kilowatt. "Nach einer Woche wären alle Akkus leer", so Finkhäusers Fazit.

Trotz mauer Resonaz will der 84-Jährige weiterkämpfen

Um dieses Problem zu beheben, müsste also der Stromanbieter mehr Saft liefern. Doch auch das geht nicht ohne weiteres - und vor allem nicht ohne hohe Kosten. Allein der öffentliche Teil der Leistungserweiterung würde Finkhäusers Recherchen zufolge etwa 45 000 Euro kosten, für den nicht-öffentlichen Teil - also etwa der Austausch von Versorgungskabeln - seien noch einmal mindestens 150 000 Euro fällig. Unterm Strich also etwa 3000 Euro pro Wohnung, was Finkhäuser zwar eigentlich für eine vertretbare Summe hält, damit jedoch allein auf weiter Flur stehen dürfte. "So denke ich, aber die meisten anderen Eigentümer vermutlich nicht."

Und gerade deren Zustimmung bräuchte der Poinger, um seine bislang theoretischen Überlegungen in die Tat umsetzen zu können. Denn laut Wohneigentumsgesetz braucht man das Einverständnis aller Wohnungseigentümer, um eine Ladeinfrastruktur einrichten zu können. Ist nur einer dagegen, ist das Projekt gestorben. Dieses Schicksal droht auch dem Vorhaben in der Poinger Wohnanlage.

Als Finkhäuser das Thema bei einer Eigentümerversammlung anspricht, fällt die Resonanz mau aus. "Die klare Erkenntnis war, es wird nicht mal eine fünfzigprozentige Zustimmung geben." Dennoch will der 84-Jährige weiterkämpfen. Wenn auch an seinem Stellplatz in absehbarer Zeit keine Ladesäule stehen wird, so will er zumindest den Fokus auf die Probleme lenken, die mit einer privaten Ladeeinrichtung verbunden sind. Denn für Finkhäuser steht außer Frage, dass sich die Elektromobilität auf Dauer durchsetzen wird. "Das ist ein evolutionärer und kein revolutionärer Prozess." Und irgendjemand müsse damit schließlich mal anfangen.

Das hat Dieter Finkhäuser aber nicht nur mit seiner Machbarkeitsstudie getan, sondern ist auch bereits beim Landratsamt in Ebersberg und der Gemeinde Poing mit seinem Problem vorstellig geworden, "denn ich will das nicht als Einzelkämpfer machen". Von den Behörden ist die nötige Hilfe bislang aber ausgeblieben, dafür hat Finkhäuser im Landkreis einen weiteren Mitstreiter gefunden. Michael Lenz aus Zorneding will ebenfalls die Tiefgarage seines Mehrparteienhauses fit für E-Mobilität machen. Doch wie die Ebersberger SZ berichtete, scheitert auch er an bürokratischen und technischen Hürden. Zusammen wollen sich die beiden nun für einfachere Umsetzung von privaten Ladestrukturen einsetzen und, wie Finkhäuser sagt, "mehr Echo finden".

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