Kabarett:"Hohe Lachdichte"

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Der Ickinger Impresario Wolfgang Ramadan setzt bei seiner Kabarett- und Musikreihe "Brotzeit & Spiele" in Starnberg auf altbewährte Recken und fördert auch Nachwuchskünstler

Von Nadja Schäble und Gerhard Summer, Starnberg/Icking

"Im Land der Dichter und Denker gehört es dazu, ins Theater zu gehen", sagt Wolfgang Ramadan. Er schafft mit seinem Kulturprogramm "Brotzeit & Spiele" die Möglichkeit dazu: In bald zwölf bayerischen Gemeinden bietet er Kulturabos an und damit eine "kulturelle Grundversorgung" wie es auf seiner Internetseite heißt. Gründungsort war das Vereineheim Dorfen in Icking, dort gehen die Abos kommendes Jahr schon in die 16. Runde. Die Schlossberghalle Starnberg kam im März 2007 dazu, den Auftakt hatte damals Jörg Hube übernommen. Nun können bis Montag, 30. Dezember, die Abos für 2020 erworben werden. Wer die Jahreskarte kauft, bekommt nicht nur sechs bis sieben Theaterkarten und eine feste Platzreservierung, sondern darf sich auf Abende mit einer "hohen Lachdichte" freuen, so Ramadan. In der Schlossberghalle sind unter anderem Martina Schwarzmann, Quadro Nuevo und Axel Zwingenberger dabei. Und Altmeister Gerhard Polt gibt sein vermutlich letztes Gastspiel in Starnberg. Der 77-Jährige will laut Ramadan kürzer treten und künftig nur noch in den Münchner Kammerspielen gastieren.

Obendrein fördert der Impresario auch Newcomer und heimische Künstler. Und genau darum geht es dem Veranstalter, denn Ramadan selbst ist Künstler. Früher schrieb er vor allem bayerische Gedichte über Liebeskummer und ließ sich von einem Cellisten begleiten. Doch sein Kabarettprogramm war nur schwer in etablierten Theatern unterzubringen, wie er sagt.

So arbeitete Ramadan eine Weile als Kulturreferent in Garching und zog schließlich nach Icking. Er machte sich auf die Suche nach der kulturellen Szene und setzt sich seither für diese auf selbständiger Basis ein. Heute kann er den Künstlern Raum und Bühne für ihre Auftritte geben. Das Kabarett bleibt dabei der wichtigste Bestandteil. "Es ist gesellschaftskritisch und zeigt einen anderen Blickwinkel auf festgefahrene Meinungen", sagt Ramadan, außerdem biete es immer eine Überraschung.

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(Foto: Mario Riener/oh)

Grantler und Genießer: Gerhard Polt lässt in "Braucht's des" wieder die Amigos und Schlawiner aufmarschieren, die sich auf Kosten anderer sanieren.

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(Foto: Toni Heigl)

Im nächsten Jahr kommen außerdem Martina Schwarzmann,...

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(Foto: Veranstalter/oh)

...Franziska Wanninger...

...und Han's Klaffl in die Schlossberghalle Starnberg.

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(Foto: Manfred_Neubauer)

Mit Hut und Handy: Impresario Wolfgang Ramadan.

Ohne "Brotzeit & Spiele" wäre Starnberg eine Kabarettwüste. Ramadan hat schon Frank-Markus Barwasser in die Schlossberghalle geholt und Claus von Wagner. Rolf Miller spielte die nuschelnde Dumpfbacke ("Warum ist die Scheidung so teuer? Weil sie's wert ist"), der große Polterer Helmut Schleich holte zum Rundumschlag aus, und der Gelsenkirchener HG Butzko gab den Aufklärer mit Käppi. Simone Solgas Gastspiel im November 2016 allerdings endete mit einem Eklat: Wegen Ton-Problemen und angeblich fremdenfeindlicher Äußerungen, die Solga laut Ramadan bestreitet, kam es zu Tumulten. Am Ende kündigten 150 Leute ihr Abonnement, sagt der Ickinger. Inzwischen ist Ramadan aber wieder auf Rekordkurs: "Das Abo läuft wie die Feuerwehr, wir steuern auf 400 Abonnenten zu."

Anders als in den vergangenen Jahren stehen 2020 in Starnberg und Icking auch etliche Künstlerinnen auf dem Programm. "Die Frauen wagen sich immer mehr auf die Bühne", glaubt Ramadan. Claudia Pichler ist zum ersten Mal bei Brotzeit & Spiele in Icking dabei. Ramadans Künstlerauswahl ist eine Mischung aus altbewährten Recken und Neulingen, mit manchen stand der Mann, der in Starnberg vor den Auftritten seiner Künstler gern mit breitkrempigem Hut und Schal vors Publikum tritt und plaudert, selbst schon auf der Bühne, etwa mit Wally Warning. Von Soul bis Volkslied: An Themen mangelt es dem Programm nicht. Die Künstler witzeln über die Schule, nehmen die bayerische Mentalität auf den Arm, erzählen skurrile Familiengeschichten, und Politsatire ist natürlich auch dabei.

Ramadan ist überzeugt, hier lasse sich für Jung und Alt etwas finden. Außerdem seien gemeinsame Theaterbesuche partnerschaftsfördernd, und die Kulturabos eigneten sich hervorragend als Weihnachtsgeschenke, rührt er die Werbetrommel. Schon Karl Valentin habe vom Theaterzwang gesprochen. Ramadan sagt: "Manchmal muss man seinen inneren Schweinehund überwinden und ins Theater gehen, aber danach ist man happy."

www.brotzeitungspiele.de

© SZ vom 10.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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