Apple Pay:Apple soll seine Smartphones für Banken öffnen

Apple Pay jetzt auch für Mastercard-Inhaber der Commerzbank

Teddykauf mit Uhr: Immer häufig können Kunden per Funkstandard NFC bezahlen, der in Smartwatches steckt.

(Foto: obs/Mastercard)
  • Der Bezahldienst Apple Pay ist für Sparkassen und Commerzbank Kunden gestartet.
  • Doch der Bundesrat beschloss am selben Tag ein Gesetz, dass den Konzern zwingt seine Schnittstelle den Banken auch so zu öffnen.

Von Maximilian Helmes, Nils Wischmeyer, und Felicitas Wilke

Die Sparkassen gaben sich mal jung: "Apple Pay, Apple Yay" schrieben sie ihren Kunden am frühen Dienstagvormittag. So feiern die Banker, dass ihre Kreditkarten-Kunden künftig mit ihren Apple-Geräten an den Ladenkassen kontaktlos und im Internet mit dem Dienst bezahlen können. Ebenso gingen Norisbank, Commerzbank und LBBW beim Dienst Apple Pay an den Start.

Um den Dienst zu nutzen, müssen die Kunden ihre Kreditkarte in der Apple-App hinterlegen. Der eigentliche Bezahlvorgang beginnt mit einer Sicherheitsüberprüfung am Smartphone, beispielsweise per Fingerabdruck. Danach wird das Gerät an das Terminal gehalten. Per NFC, einem Funkstandard sehr kurzer Reichweite, werden die Daten zwischen Kasse und Smartphone ausgetauscht. Fertig. Die Eingabe einer PIN am Terminal entfällt. Aber nicht nur an der Ladenkasse, sondern auch im Internet können Kunden damit bezahlen.

Doch Apple Pay können die Banken nicht von sich aus anbieten. Der US-Konzern selbst bestimmt über die Mitglieder in seinem Klub. Jede Bank muss sich deshalb auf einen Pakt mit dem US-Konzern einlassen. Anders als bei Smartphones mit Android-Betriebssystem von Herstellern wie Samsung oder Huawei, gibt Apple den Programmierern der Banken nicht die NFC-Schnittstelle des Smartphones für Bezahllösungen frei. Vor einem Jahr forderte Helmut Schleweis, der Präsident des Sparkassenverbands, Apple noch genau dazu auf, die NFC-Schnittstelle für andere Anbieter freizugeben, um ihre eigenen mobilen Bezahldienste mit dem iPhone kompatibel zu machen. Doch Apple weigerte sich. Weshalb im Sommer die Sparkassen und VR-Banken nachgaben und sich mit dem Konzern darauf verständigten, ihren Kunden Apple Pay anzubieten. Solange Apple also alleine über die Schnittstelle verfügt, ist der US-Konzern in einer mächtigen Verhandlungsposition. Wer nicht mit Apple paktiert, bleibt außen vor.

Doch damit könnte bald Schluss sein. Der Bundestag hat vor wenigen Wochen ein Gesetz beschlossen, das Apple seine Entscheidungsmacht über die Schnittstelle streitig macht. Für Apple ist der Start der drei neuen Partner also womöglich ein letztes, großes "Yay". Das neue Gesetz ändert die Machtverhältnisse. Ende November stimmte auch der Bundesrat zu. Die neue Regelung zwingt Anbieter wie Apple dazu, ihre Infrastruktur "gegen angemessenes Entgelt unverzüglich" anderen Anbietern zur Verfügung zu stellen.

Die Frage also wäre, wie hoch eine "angemessene Gebühr" denn sein kann. Apple äußert sich dazu nicht, und die Banken sind per Vertrag ans Schweigen gebunden. Hintergrund sind die Kartengebühren, die Banken bei Einkäufen des Kunden mit ihrer Karte bekommen. In der Regel bis zu 0,3 Prozent des Umsatzes. Apple verlangt Brancheninsidern zufolge 0,15 Prozent. Somit würden Transaktionen über Apple Pay den Umsatz der Banken halbieren.

Ausgerechnet jetzt, wo die Sparkassen mit Apple Pay loslegen, hat sich der rechtliche Rahmen so geändert, dass sie womöglich ihren eigenen Bezahldienst für Apple-Geräte hätten öffnen können. Womöglich bekommen Apple-Nutzer bald die Wahl, mit welchem Dienst sie mobil bezahlen wollen. Dem US-Konzern gefällt das gar nicht. Er ließ schon vor Wochen verlauten, man sorge sich "um den Datenschutz und die Sicherheit von Finanzdaten". Um das neue Gesetz vor einigen Wochen noch zu verhindern, soll der Konzern intensiv beim Kanzleramt und der Bundesregierung interveniert haben. Eine vorentscheidende Sitzung im Finanzausschuss wurde unterbrochen, berichtet ein Parlamentarier. Der Verdacht wurde geäußert, dass sogar die US-Botschaft eingeschaltet worden sein soll*. Allerdings wollte das Finanzministerium den Versuch der Einflussnahme auf Anfrage des Linken-Abgeordneten Fabio De Masi nicht bestätigen. Und die amerikanische Botschaft hatte im November dementiert, rund um die Gesetzgebung zu Apple Pay auf irgendeinen Teil der Bundesregierung oder den Bundestag Druck ausgeübt zu haben. "Wir haben dieses Thema niemals angesprochen", hatte die Botschaft mitgeteilt.

Für die Sparkassen ist der Start von Apple Pay so oder so nur ein erster Schritt. Für das kommende Jahr will Apple auch Girokarten, die noch als EC-Karte bekannt sind, unterstützen. Dann stünde der Bezahldienst wirklich allen 50 Millionen Kunden der deutschen Sparkassen offen - oder eben eine eigene Lösung der Bank.

*Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version fehlte der nun ergänzte Hinweis, dass die US-Botschaft im November den Vorwurf einer Intervention in Apples Sinne dementiert und mitgeteilt hatte, dass niemand in der US-Botschaft Druck ausgeübt oder das Thema angesprochen habe.

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