Gröbenzell:Die Bahnhofstraße bekommt ein neues Gesicht

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Auch das ehemalige Gasthaus Grüner Baum wird wohl bald verschwinden und durch einen Neubau ersetzt werden. Der Gröbenzeller Gemeinderat machte nun mit dem Bebauungsplan für die Bahnhofstraße den Weg dazu frei. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Nach Jahrzehnten der Planung kann sich der Gröbenzeller Gemeinderat auf einen Bebauungsplan einigen. Einzig die CSU-Mitglieder stimmen diesem nicht zu. Sie lehnen vor allem die nun bei Neubauten vorgeschriebenen Flachdächer ab

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Nach Jahrzehnten der Diskussionen und Überlegungen, unzähligen Sitzungen von Generationen von Gemeinderäten und Kosten im mindestens sechsstelligen Bereich hat der Gemeinderat Gröbenzell den berühmten Bebauungsplan Nummer 91, besser bekannt als "Bahnhofstraße West", final auf den Weg gebracht: Der Gemeinderat fasste jüngst gegen die Stimmen von fünf CSU-Gemeinderäten den Billigungsbeschluss. Nun wird das Papier noch ein weiteres Mal öffentlich ausgelegt. Entstehen bei dem eher als Formalie gehandelten Prozedere keine Änderungen mehr, gilt der Plan und es darf dem entsprechend gebaut werden.

In 58 Sitzungen seit 2001 beschäftigten sich die Kommunalpolitiker mit der Bahnhofstraße. Die Kosten betragen allein seit 2005 knapp 432 000 Euro - allerdings ohne die Aufwendungen für Personal, den Bürgerentscheid sowie die Sitzungsgelder für die Gemeinderäte. Finanzreferent Peter Falk (SPD) lobte den vom Büro Dragomir Stadtplanung München ausgearbeiteten Entwurf "einen vorbildlichen Bebauungsplan". Und er erinnerte an die unglaubliche Dauer. Bereits sein Vorgänger Otto Ruchty habe sich seit Jahrzehnten mit der Bahnhofstraße beschäftigt, als er 1988 für ihn in den Gemeinderat eingezogen sei.

Für ein Hotel wurde die Anzahl der Betten auf Antrag Martin Runges (Grüne) von 120 auf 90 in 60 Zimmern reduziert. Der Antrag wurde mit 16: 7 angenommen, wobei unter den Gegnern ein Großteil aus der CSU-Fraktion kam. Der so oft diskutierte und von vielen Bürgern vorgeschlagene Kreisverkehr an der Kreuzung mit der Schubertstraße ist nicht vorgesehen.

Laut Polizei ist die Stelle "kein Unfallschwerpunkt", wie Bettina Gerlach vom Büro Dragomir unterstrich. "Es ist eben faktisch nicht erforderlich, an der Stelle einen Kreisverkehr umzusetzen", zitierte sie die Meinung der Straßenplaner, die bei der Bewertung mit dabei waren. Auch das Verkehrsaufkommen rechtfertige keinen Kreisel, nicht einmal nach Abschluss der Bebauung. Dann nämlich wird das Verkehrsaufkommen in der Bahnhofstraße nach den Prognosen um acht Prozent zunehmen. Auch danach bleibe die Straße "als normale Erschließungsstraße" klassifiziert.

Die meiste Kritik gab es zu den Flachdächern, die der Bebauungsplan nun vorschreibt. CSU-Fraktionsvorsitzende Brigitte Böttger sprach stellvertretend für die ganze Fraktion von Missfallen. Das löste weitere Irritationen aus, da sich bei der letzten Sitzung im Juni noch lediglich Anton Kammerl gegen diese Vorschrift eingesetzt hatte. Auch jetzt sprang er der Parteifreundin mit Argumenten zur Seite. "Das Flachdach ist ein Blödsinn, weil es nicht so gut hält wie ein Satteldach", sagte der Bürgermeisterkandidat der CSU mit Blick auf Klimawandel und zunehmende Starkregenfälle. Die Auseinandersetzung fand erst ein Ende, als der Dächer-Fachmann Claus Donath zu Wort kam. "Das Flachdach ist das Dach der Zukunft", berichtete der Dachdeckermeister von zahlreichen Gesprächen mit Kollegen. Es habe keinen Hagelschaden und könne große Mengen Regenwasser aufnehmen, widersprach er Kammerl direkt. Der hatte behauptet, nach zwei Stunden starken Regens könne ein Flachdach kein Wasser mehr aufnehmen und würde die Abwassersysteme überlasten. Laut Donath kann das im Bebauungsplan Bahnhofstraße vorgeschriebene Flachdach mit zehn Zentimeter Aufbau 48 Stunden lang eine Menge Regenwasser aufnehmen und es erst allmählich abgeben. "Zum Klimawandel: Das, was wir uns unten wegnehmen, müssen wir oben wieder zurückgeben", sagte Donath.

© SZ vom 11.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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