Haar:Im Wahn Laster entführt

Junger Mann muss wohl länger in der Psychiatrie bleiben

Von Andreas Salch, Haar

Zurzeit baut Valentin E. Laster für einen Spielzeughersteller zusammen. Er tut das im Rahmen einer Arbeitstherapie im Isar-Amper-Klinikum in Haar, wo er in einer geschlossenen Abteilung einstweilig untergebracht ist. Spielzeuglaster, stellt Richter Martin Hofmann, der Vorsitzende der 3. Strafkammer am Landgericht München II, am Dienstagmorgen fest und meint: "Das passt ja." In der Tat. Am frühen Morgen des 27. Mai dieses Jahres stellte der 23-Jährige ein Umleitungsschild mitten auf die Kreuzung der B 304 mit der Karl-Böhm-Straße nach Vaterstetten. Kurz danach kam ein Laster, allerdings kein Spielzeuglaster, sondern ein Sattelzug. Am Steuer saß der 30-jährige Kevin K. Er musste wegen des Schildes anhalten. Valentin E. ging in diesem Moment auf die Beifahrerseite und versuchte, die Türe zu öffnen. Da es ihm nicht gelang, kletterte er auf das Dach des Führerhauses.

E. stand zu diesem Zeitpunkt unter dem Einfluss von Drogen. Kurz vor dem Vorfall war er aus dem Klinikum in Haar ausgebrochen, wo er wegen seiner Drogensucht behandelt wurde. Nach Einschätzung von Ärzten durchlebte der er zum Zeitpunkt der Tat eine manische Phase. Da er deshalb strafrechtlich nicht zu Verantwortung gezogen werden kann, geht es in dem Prozess um die Frage, ob E. auf unbefristete Zeit in einer geschlossenen psychiatrischen Klinik untergebracht werden muss.

Nachdem er auf das Dach des Sattelzuges gestiegen war, eskalierte die Situation und es kam zu einem größeren Polizeieinsatz. Als einer der Polizisten nach seinem Pfefferspray griff, drohte der Elektro-Helfer, er werde schießen. Ebenso, wenn der Lkw nicht losfahren sollte. In diesem Augenblick formte E. die Finger seiner rechten Hand zu einer Pistole. Da er einen schwarzen Lederhandschuh trug, glaubten die Polizisten tatsächlich, dass es sich um eine Pistole handelte. Einer der Beamten zog seine Dienstwaffe und suchte mit seinem Kollegen Deckung hinter dem Streifenwagen. Daraufhin befahl Valentin E. dem Lkw-Fahrer: "Fahren oder schießen."

Dieser legte aus Angst den Gang ein und fuhr los - etwa acht Kilometer weit. Dann wurde er von mit Maschinenpistolen bewaffneten Polizisten gestoppt und Valentin E. festgenommen. "Sie hatten Glück", sagte Richter Hofmann zu dem 23-Jährigen. Die Polizisten hätten ihn auch "runterpusten können". Das Urteil wird noch in dieser Woche erwartet.

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