Volksbanken:Millionen für die Chefs

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Mal steigen die Kontoführungsgebühren, mal der Preis für Überweisungen. Und die Gehälter steigen auch. 14 Manager genossenschaftlicher Institute strichen 2018 für ihre Arbeit eine Vergütung in Millionenhöhe ein.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Die meisten Menschen in Deutschland haben in den vergangenen Monaten und Jahren Nachricht von ihrer Volksbank oder Sparkasse bekommen: Mal stieg die Kontoführungsgebühr, mal der Preis für Auszüge oder Überweisungen. "Irgendwo müssen die Banken ihr Geld verdienen", sagen Vertreter der Kreditinstitute. Die Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank sei die Ursache.

Aber ist wirklich allein die Geldpolitik schuld? Oder spielen auch die hohen Kosten der Banken eine Rolle? Volksbanken und Sparkassen lassen jedenfalls gerne unerwähnt, dass ihre Vorstände (für beide Institutsgruppen sind das mehrere Tausend) nach wie vor vergleichsweise üppig verdienen. Der Branchen-Newsletter Finanz-Szene.de hat die so genannten Offenlegungsberichte von 50 größeren Volksbanken und sonstigen genossenschaftlichen Einzelinstituten untersucht. Seit einiger Zeit müssen die Institute in diesen Finanzberichten angeben, wenn ein Mitarbeiter oder Vorstand auf eine Gesamtvergütung von mehr als einer Million Euro kommt.

Demnach kamen 2018 insgesamt 14 Manager genossenschaftlicher Banken auf eine Gesamtvergütung in Millionenhöhe. Bei der Volksbank Mittelhessen zum Beispiel lag der Spitzenwert bei 2,0 bis 2,5 Millionen Euro (die genaue Summe ist nicht ausgewiesen), bei der Frankfurter Volksbank erreichte ein Vorstand sogar 2,5 bis 3 Millionen Euro. Selbst bei der eher mittelgroßen Wiesbadener Volksbank kam ein Vorstand auf mehr als eine Million Euro, ebenso bei der Volksbank Dortmund. Und bei der Paderborner Verbund-Volksbank Ostwestfalen-Lippe summierte sich die Gesamtvergütung eines Mitarbeiters laut Finanz-Szene.de sogar auf rund 0,5 Promille der Bilanzsumme, also der gesamten Vermögenswerte. Umgerechnet auf die Deutsche Bank wäre das so, als hätte Konzernchef Christian Sewing im vergangenen Jahr 675 Millionen Euro eingeheimst.

Nun ist es nicht so, dass die Vorstände diese Millionengehälter jedes Jahr in voller Höhe kassieren. Ein Sprecher der Volksbank Mittelhessen sprach von einem "Einmaleffekt infolge der Pensionierung zuzüglich zu bildender Pensionsrückstellungen". Wie sich die Vergütung genau zusammen setzt, wollte er nicht sagen. In der Regel verdienen Vorstände größerer Volksbanken grob geschätzt eine mittlere sechsstellige Summe als jährliches Fixgehalt. Hinzu kommen die besagten Rückstellungen für die Pensionen, ähnlich wie das bei den Sparkassenvorständen der Fall ist. Letztere verdienen im Durchschnitt allerdings noch höhere Fixgehälter als die Volksbank-Chefs. Viele Vorstände der Sparkassen genossen lange Zeit beamtenähnliche Ruhestandsversorgungen in Höhe von bis zu 75 Prozent des letzten Festgehaltes. Und das, obwohl sie mit ihren Fixgehältern oft auf das Mehrfache eines Spitzenbeamten kommen. Die anhaltenden Niedrigzinsen sind daher für Sparkassen und Volksbanken nicht nur ein Problem im Kreditgeschäft, sondern auch, weil sie ohne den Effekt von Zins und Zinseszins deutlich mehr für die Altersvorsorge ihrer Vorstände zurücklegen müssen.

© SZ vom 13.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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