Filigrane Holzarbeit:Mit Fantasie, Geschick und viel Geduld

An der Maisacher Volkshochschule gibt Alois Bauer Schnitzunterricht. Viele Teilnehmer kommen immer wieder in seine Kurse. Bis zum Beispiel ein 80 Zentimeter langes Rentier-Gespann fertig ist, braucht es mehrere Monate. Erwin Klaus wird dieses Jahr damit nicht mehr fertig. Vollendete Werke sind am Wochenende in der Krippenausstellung zu sehen

Von Erich C. Setzwein, Maisach

Schnitzen an sich ist ja ein eher ruhiges Hobby. Sind die Messer gut geschärft, ist höchstens ein ganz leises Schaben zu hören. Im Werkraum der Maisacher Mittelschule war das an Montag- und Mittwochabenden anders. Da wurde geschnitzt, gesägt, gehämmert - und viel geplaudert. Alles Schnitzer und Schnitzerinnen, die da im hell erleuchteten Schulraum an den Holzwerkbänken ihre Figuren gestalten, sich fachlich austauschen und über Gott und die Welt und auch über Maisach reden. In dieser Woche ist der Herbst- und Winterkurs der Volkshochschule Maisach zu Ende gegangen, doch es ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass die Teilnehmer dieses auch die Teilnehmer des nächsten Kursen von Alois Bauer sein werden. Bevor alle ihre Werke nach Hause bringen, wollen sie sie an diesem Wochenende in der Krippenausstellung beim Maisacher Adventsmarkt zeigen.

So wie Krippen kleine Kunstwerke sein können und eine Welt mit dem Jesuskind im Zentrum darstellen, wie es sich der jeweilige Erbauer vorstellt, so sollen die Schnitzereien der Maisacher Kursteilnehmer die Krippenschau ergänzen. Und zeigen, was aus einem Stück Holz so alles entstehen kann. Fantasie und Geschick sind gefragt und viel Geduld auch. Wer nicht Richtung Expressionismus tendiert, hat eine wichtige Regel von Alois Bauer einzuhalten: "Die Proportionen müssen stimmen." Also heißt es, Maß zu nehmen, das Modell von der Seite und von oben anzuschauen. Erwin Klaus aus Egenhofen hat das mit seinen Rentieren gemacht. Die Idee, einen Nikolausschlitten samt Nikolaus und vier Rentieren aus Lindenholz zu schnitzen, kam ihm bei einem Kurs im Schnitzerdorf Oberammergau. Dorthin fährt Bauer mit seinen Schülern regelmäßig, der Schnitzer Florian Härtle unterrichtet sie dann. Klaus hat für sein Schlittenprojekt viel Zeit eingeplant. Dieses Jahr wird das insgesamt 80 Zentimeter langer Gespann noch nicht in der Ausstellung zu sehen sein. Vier Rentiere müssen geschnitzt werden. Allein, um ein Geweih filigran herauszuarbeiten, benötigt Klaus zwölf bis 14 Stunden. Und dann muss ja auch noch der Nikolaus in den Schlitten. Am Beispiel eines schon fertig geschnitzten Rentiers erklärt Bauer, der selbst kein gelernter Schnitzer ist, wie wichtig es sei, in Richtung der Holzfaser zu arbeiten. Wenn dann doch mal ein Bein oder ein Arm abbrechen sollte, weil einer Figur die Stabilität fehlt, wird das Teil wieder angeleimt. Alois Bauer ist vor 30 Jahren zum Schnitzen gekommen, als ihm seine Frau ein Set Schnitzmesser zu Weihnachten schenkte. Inzwischen ist Bauer 65 Jahre alt, seit einiger Zeit als Kriminalbeamter pensioniert. 2005 übernahm er als Leiter den Kurs von Ludwig Nieberl, 2015 richtete er auch einen Mittwochskurs ein. Daneben engagiert er sich in der ökumenischen Nachbarschaftshilfe in Fürstenfeldbruck und bei der Seniorenunion der CSU.

Wichtig ist ihm, dass die Kursteilnehmer Gefallen an dem finden, was sie machen, dranbleiben und auf das Ergebnis hinarbeiten. Bauer selbst schnitzt im Kurs nicht, hat aber selbst mehrere Modelle nebeneinander in Arbeit. Ist nicht laut und schmutzt kaum.

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