Gelderziehung:Zwei Euro pro Woche

Gelderziehung: Illustration: Stefan Dimitrov

Illustration: Stefan Dimitrov

Warum es wichtig ist, dass Kinder früh und frei über ihr Taschengeld verfügen dürfen - auch wenn das Geld dann manchmal weg ist.

Von Christiane Kaiser-Neubauer

Der Umgang mit Geld will gelernt sein. Laut aktueller Umfrage der Schufa unter 16- bis 25-Jährigen schätzen lediglich sieben Prozent der Befragten ihre Finanzkompetenz als "gut" oder "sehr gut" ein. Hingegen halten 26 Prozent die eigenen Fähigkeiten in Gelddingen für "ungenügend" oder "mangelhaft". Um gut gerüstet zu sein, sollte die Gelderziehung bereits im Kleinkindalter beginnen. "Es ist gut und wichtig, Kinder früh an Geld zu gewöhnen. Ich empfehle, regelmäßiges Taschengeld zu geben und ihnen die Verfügung darüber auch zu überlassen", sagt Honorarberaterin Stefanie Kühn. Spätestens mit dem Eintritt in die Grundschule sollen Eltern damit beginnen, das Jugendamt Nürnberg empfiehlt in der aktuellen Taschengeldtabelle in diesem Alter zwei Euro pro Woche. Bei Zehnjährigen soll die Auszahlung von mindestens 15 Euro bereits monatlich erfolgen.

Die Höhe der Geldleistung ist zum Start nicht entscheidend, im Mittelpunkt steht der Umgang damit. Der Nachwuchs lernt den Wert von Münzen und Scheinen kennen, kann selbständig erste Einkäufe tätigen und (Teil-)beträge sparen. "Zu Beginn ist es vernünftig, das gefüllte Sparschwein selbst in die Bank oder Sparkasse am Ort zu bringen. Die Geldanlage wird dadurch haptisch und für das Kind gut verständlich", rät Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur vom Verbraucherratgeber Finanztip. Auch in Zeiten von Niedrigzinsen, die nicht einmal den Inflationsausgleich bringen, raten die Experten zu einfachen Sparbüchern für den Nachwuchs. Vor Banken und Sparkassen, die Strafzinsen ab dem ersten Euro verrechnen, müssen die engagierten Jungsparer von den Eltern ferngehalten werden. Gerade für Kinder gibt es bei einigen regionalen Banken und Sparkassen attraktive Angebote, die der Markt für Erwachsene nicht hergibt. Ein Beispiel dafür ist das Haspa-Mäusekonto mit bis zu drei Prozent Zinsen im Jahr und das Meinkonto Knax der Förde Sparkasse.

Die Gelderziehung läuft auch über das Vorleben der Eltern

Die Verantwortung für das eigene Geld muss auch bei höheren Beträgen den Jugendlichen überlassen werden. "Sie müssen auch Fehler machen dürfen und lernen, dass ihr Geld dann auch einmal weg ist", sagt Tenhagen. In Ausnahmefällen können die Eltern auch einmal einen Kredit geben, der über das Taschengeld verrechnet wird. Wichtig für den Lerneffekt: Die Vereinbarung muss auch durchgehalten werden. Doch nicht nur beim Sparverhalten sind die Eltern Vorbilder. "Die Gelderziehung läuft auch durch das Vorleben der Eltern. Wenn ich 25 Pullis kaufe, ist es natürlich schwer zu vermitteln, dass mein Kind nur einen kaufen soll", sagt Kühn. Der richtige Zeitpunkt für ein eigenes Girokonto ist individuell, viele Banken bieten ab zwölf Jahren spezielle Girokonten für Jugendliche, bei Direktbanken geht es erst mit der Volljährigkeit los. "Kinder sollen lernen, wie kann ich bargeldlos bezahlen, Geld abheben und überweisen. Ob sie das Konto über das Smartphone oder direkt bei der Bank bedienen möchten, bleibt ihnen überlassen", sagt Tenhagen. Das Girokonto sollte inklusive Debitkarte bis zum Ausbildungsende kostenlos sein. Der Vorteil: Es wird als reines Guthabenkonto geführt, was den Sparern die Verlockung des Schuldenmachens verwehrt, und Eltern können die Bargeldabhebungen limitieren. Einen Überblick zu den besten Angeboten am Markt gibt es im Internet bei Finanztest.de.

Um Kindern einen Einblick zu geben und die Konsequenz ihres eigenen Spar- und Konsumverhaltens vor Augen zu führen, rät Finanzexpertin Kühn zum regelmäßigen Austausch im Familienrat. "Eltern sollen sich einmal im Jahr mit ihren älteren Kindern zusammensetzen und in einer Excel-Tabelle ihre Sparbücher, Goldmünzen oder Fonds auflisten", sagt Kühn. Dies kann helfen, die Motivation für ein angestrebtes Sparziel wie den Führerschein oder die erste eigene Reise zu fördern. Für höhere Summen, Geldgeschenke der Familie und bei langen Anlagehorizonten sollten Eltern und Kinder auf Alternativen zum Sparbuch zurückgreifen. "Die vernünftigste Geldanlage für den Nachwuchs mit dem Ziel, mit 20 Jahren Geld zur Verfügung zu haben, ist ein Aktien-Indexfonds. Diesen können Eltern schon mit kleinen Sparraten von 25 oder 50 Euro monatlich befüllen", sagt Tenhagen.

Natürlich können dazu auch Teile des Taschengeldes herangezogen werden, die Sparmodelle sollten nach gemeinsamer Absprache individuell gestaltet werden. Wer bereits wenige Jahre vor dem Ausbildungs- oder Studienbeginn steht und dafür angespartes Kapital benötigt, sollte auf Nummer sicher gehen und Risiko zulasten der Rendite zurückfahren. "Hier heißt es, auf das beste Festgeldangebot zu lauern und gestaffelt anzulegen", rät Kühn. Wichtig für alle Familien ist die Frage, auf welchen Namen höhere Summen angespart werden. Um später nicht die Chance auf Unterstützungsleistungen zu verlieren, sollten Eltern für ihre Kinder anlegen. Übersteigt das Vermögen des Kindes 7500 Euro, gibt es keinen Anspruch auf die staatliche Ausbildungsförderung. Ebenso hängt die Mitversicherung der Kinder bei der Krankenkasse an Einkommensgrenzen, Einkünfte aus Kapitalvermögen dürfen im Jahr nicht höher als 5220 Euro sein.

Die Heranwachsenden sind eine wichtige Zielgruppe, die mit speziellen Produkten umworben wird. Hier sollten Eltern unbedingt auch noch bei älteren Jugendlichen ein Auge drauf haben. Tatsächlich entpuppen sich viele Werbeversprechen der Banken als unvorteilhaft. "Bausparer sind ein Nepp. Sie sind für Jugendliche häufig so dimensioniert, dass davon nur der Berater durch seine Provision profitiert," sagt Tenhagen. Häufig schon zu Geburt schließt die Verwandtschaft für die Kinder, Enkel und Nichten ebenso gerne Ausbildungsversicherungen ab. Doch der gute Wille zahlt sich nicht aus. "Rentenversicherungen und Lebensversicherungen sehen oftmals bedeutend aus und sind für Großeltern toll. Tatsächlich sind diese Produkte riskant und teuer. Davon muss man die Verwandtschaft überzeugen", sagt Kühn.

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